Neuburg/Königsmoos
"Drama" Königsmoos: Insgesamt 134 Hunde sichergestellt

21 bayerische Tierheime helfen - Landrat: "Bei den Kosten wird mir schlecht"

29.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:14 Uhr
Neben gesunden Hunden tauchten auch etliche schwache Tiere auf. -Foto: Rein −Foto: Rein

Neuburg (DK) Das Hundedrama von Königsmoos ist "gelöst". Unter Federführung des Landratsamtes sind 134 Hunde aus dem teils verwahrlosten Gelände in 21 bayerischen Tierheimen untergebracht worden. Damit kommen auf die Aufsichtsbehörde massive Pflegekosten zu.

Die Tierheime verlangen pro Hund im Schnitt täglich 15 Euro Unterbringungskosten. Bei 134 Hunden würden damit über 2000 Euro pro Tag anfallen, 60000 Euro pro Monat. Zusammen mit Tierarztbehandlung kommt im Jahr annähernd eine Million zusammen. "Mir wird schlecht, wenn ich daran denke", sagt der amtierend Landrat Alois Rauscher dazu. Natürlich werde man versuchen, von dem verantwortlichen Halter Gelder zurückzuholen - ein schwieriges Unterfangen.

Die Solidarität der beteiligten Tierschutzvereine hat den ungewöhnlichen Fall abgefordert. Unter Vermittlung des Bayerischen Tierschutzbundes erklärten Heime bis in Baden-Württemberg ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Hunden. "Wir sind sehr dankbar dafür", so Alois Rauscher. Mit den Heimen schließt das Landratsamt Unterbringungsverträge ab. In den vergangenen Tagen holten Tierpfleger nach und nach Hunde aus dem Königsmooser Anwesen ab. Der Halter habe dabei aktiv mitgeholfen. Er durfte zwei Lieblingshunde, einen Jagdhund und einen kleinen Mischling, behalten. Gegen den Mann wird wegen Vergehens gegen das Tierschutzgesetz ermittelt, das Landratsamt hat ein Hundehaltungsverbot verhängt.

Die schiere Menge von 134 Hunden hat allen kurzzeitig die Sprache verschlagen. In einer Pressekonferenz am Donnerstag wiesen die Vertreter des Landratsamtes Versäumnisse zurück. Seit fünf Jahren habe die Behörde den Halter im Visier gehabt und immer wieder unangemeldet kontrolliert. Es habe 26 Aktionen gegeben, darunter Auflagen, Zwangsgeldandrohung und Bußgeldbescheide wegen illegaler Zucht. Der Halter klagte gegen Bescheide zu Hundezucht und Volierenrückbau (für Greifvögel).

Am 24. Oktober erschien eine Kammer des Verwaltungsgerichtes München zum Ortstermin in Königsmoos. Man habe sich auf einen Vergleich zum Rückbau und zur Begrenzung der Hundehaltung auf 15 Exemplare geeinigt. Wo waren da die restlichen über 100 Hunde? Auch die Verwaltungsrichter hatten offenbar das Ausmaß der Tiermisere nicht erkannt. "Zu einem Durchsuchungsbeschluss hatte es immer nicht gereicht", erklärt Veterinäramtsleiter Dr. Johannes Riedl. Und freiwillig habe der Halter Gelände und Hunde bei Kontrollen nicht geöffnet. Die Justiz schritt erst nach dem fingierten Transport nach Tschechien durch die Tierschützer von "Vier Pfoten" ein.

"Wir haben auf jeden Fall gehandelt", stellt Landrat Alois Rauscher fest. Seine Mitarbeiter hätten beherzt eingegriffen, "und ich bin froh, dass alle unversehrt geblieben sind."
 

Winfried Rein