Neuburg
Hilfe beim unsicheren Start ins Leben

Zum Weltfrühgeborenentag diesen Samstag: Harl.e.kin Frühchennachsorge betreut in acht Jahren 500 Kinder

16.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:13 Uhr
Neun Wochen zu früh auf die Welt gekommen ist die kleine Marlene: Ihre Eltern wurden in dieser Zeit von der Harl.e.kin Frühchennachsorge unterstützt - wie 500 andere Kinder in der Region in den vergangenen acht Jahren. −Foto: privat

Neuburg (DK) Aktuell ist jedes zehnte Neugeborene in Deutschland ein Frühchen. Auch wenn sich die Überlebenschancen deutlich verbessert haben, ist es für die Eltern eine belastende und emotionale Zeit. Um die frischgebackene Familie zu stärken und sie in dieser kritischen Übergangsphase begleiten zu können, entstand im Oktober 2010 in Neuburg die Harl.e.kin-Nachsorge - die bis heute 500 Kinder betreut hat.

Mit wachem Blick und voller Vertrauen, blinzelt die kleine Marlene (Name geändert) in die Welt - und das, obwohl sie mit einem Geburtsgewicht von nur 1300 Gramm neun Wochen zu früh geboren und anschließend intensivmedizinisch in der Neuburger Kinderklinik versorgt wurde.

Die viel zu frühe Geburt war auch für die Eltern des kleinen Mädchens ein Schock. Das Leben des eigenen Kindes hängt von medizinischen Geräten und Medikamenten ab. Monitore überwachen die Vitalfunktionen der kleinen Patientin, die bei ihrer Geburt keine 37 Zentimeter misst. Über eine Sonde in der Nase erhält sie die kostbare Muttermilch.

Wie Marlene ergeht es in Deutschland jährlich 60000 Kindern. Aktuell ist jedes zehnte Neugeborene in Deutschland ein Frühchen. Damit sind Frühgeborene die größte Kinderpatientengruppe Deutschlands. Zwar haben sich die Überlebenschancen dieser Kinder in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert, doch längst nicht alle überstehen den Start ins Leben so problemlos wie Marlene. Vor allem hoch-risikogeborenen Kinder, also jene, die mehr als zehn Wochen zu früh und mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1250 Gramm das Licht der Welt erblicken, haben häufig hohen medizinischen Bedarf. Für die Eltern bedeutet die zu frühe Geburt einen wochen-, wenn nicht monatelangen Aufenthalt auf der Intensivstation der Kinderklinik. Eine emotional sehr belastende Zeit, die geprägt ist von der Sorge um das Überleben und die Zukunft des Kindes. Entwickelt sich das Neugeborene gut, steht ungefähr um den errechneten Geburtstermin, die lang ersehnte Entlassung aus der Kinderklinik an. Die Freude darüber ist groß, doch häufig kommen auch Gefühle wie Angst und Verunsicherung, wie es zuhause wohl sein wird, mit hinzu. Wird das Kind gut trinken? Wird es zunehmen? Was tun beim ersten Infekt? Wie geht seine Entwicklung weiter, bedarf es spezieller Förderung? Fragen, die sich alle Eltern, Eltern von Frühchen aber noch intensiver stellen.

Um die frischgebackene Familie zu stärken und sie in dieser kritischen Übergangsphase begleiten zu können, entstand im Oktober 2010 in Neuburg die Harl.e.kin-Nachsorge. Seit dieser Zeit unterstützte das Kooperationsprojekt der Elisa-Familiennachsorge, der Frühförderung des Pädagogischen Zentrums Ingolstadt, des Caritas-Zentrums St. Vinzenz Ingolstadt, der Frühförderung der Arbeiterwohlfahrt Neuburg und den Kliniken St. Elisabeth über 500 Kinder und deren Familien in dieser sensiblen und oft überfordernden Lebenssituation. Die Begleitung durch die Harl.e.kin-Nachsorge beginnt bereits kurz vor der Entlassung des Kindes und endet, wenn die Eltern beziehungsweise die Familie sich kompetent und sicher in der Versorgung des früh- oder risikogeborenen Kindes fühlen.

Der erste Kontakt erfolgt in der Regel durch eine Mitarbeiterin der Frühförderung und einer, den Eltern meist vertrauten, Intensivkinderkrankenschwester auf der Intensivstation und führt über dieses Gespräch zur Vereinbarung des ersten Hausbesuchs. "Die doppelte Fachkompetenz des Personals, welche sowohl medizinisches als auch pädagogisches Fachwissen für die Eltern abrufbar macht, ist das Alleinstellungsmerkmal und die größte Chance von Harl.e.kin", so Standortkoordinatorin Melanie Reinbold.

Inhaltlich zentrale Schwerpunkte der Harl.e.kin Nachsorge sind Anleitung und Beratung in der Pflege, problematisches Schlaf- und Trinkverhalten des Kindes, Gewichtszunahme, aber auch Themen der Eltern-Kind Interaktion. Finanziert wird Harl.e.kin über das Bayerische Familienministerium, durch Spenden sowie die Eigenleistungen der Kooperationspartner. Damit kann diese Form der Nachsorge für die betroffenen Eltern bislang kostenlos angeboten werden.

Jedoch verzeichnet die Region 10 seit 2011 einen kontinuierlichen Anstieg der Geburtenrate insgesamt sowie bei den Mehrlingsgeburten. Damit steigt natürlich auch die Frühgeburtlichkeit in der Region, was bedeutet, der Bedarf wird größer, die Mittel aber bleiben bislang gleich. Daher ist die Harl.e.kin-Nachsorge auf Spenden angewiesen, die direkt den kleinen Patienten zugute kommen.

Spenden sind möglich unter Elisa - Verein zur Familiennachsorge, "Stichwort Harl.e.kin", Sparkasse Neuburg-Rain, IBAN DE06721520700000021212, oder über die DK-Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen".