Zell
Herzblut, Engagement und Sachverstand

Führungswechsel an der Spitze der Technischen Gruppe des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74

04.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:39 Uhr
Katrin Kretzmann
Nach zweieinhalb Jahren übergibt Oberstleutnant Karsten Reimann (v.l.) im Beisein von Kommodore Oberst Thomas Früh die Verantwortung über die Technische Gruppe des Geschwaders in Neuburg an Oberstleutnant Matthias Helmerking. −Foto: Kretzmann

Zell (DK) Zweieinhalb Jahre hat Oberstleutnant Karsten Reimann an der Spitze der Technischen Gruppe des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg gestanden.

Er hatte die Verantwortung über 780 Männer und Frauen - gestern folgte der Abschied. Kommodore Oberst Thomas Früh übergab bei einem feierlichen Appell, begleitet vom Heeresmusikkorps Ulm, auf der Zeller Basis die Verantwortung an Oberstleutnant Matthias Helmerking.

Bevor sich Früh bei Reimann für dessen Wirken und Leistung in Neuburg bedankte, honorierte er den Einsatz der Technischen Gruppe, denn "ohne Sie läuft hier nichts". Ohne die Soldatinnen und Soldaten würde kein Flugzeug fliegen. "Sie leisten einen herausragenden Beitrag für jeden einzelnen von uns. " Man könne das für selbstverständlich halten, "aber das ist es nicht", sagte der Kommodore. Die Piloten vertrauten der Truppe ihr Leben an, das sei eine riesige Verantwortung "und ich bin 100-prozentig sicher und riesig stolz, dass Sie diese Verantwortung ernst nehmen".

Mit Verantwortung, aber auch mit außergewöhnlichem Sachverstand sowie viel Herzblut habe Oberstleutnant Reimann die Technische Gruppe zweieinhalb Jahre lang geführt. Der 43-Jährige habe seine Aufgaben auf ganz besondere Weise gemeistert "und ich bin dankbar dafür, dass ich ihn an meiner Seite hatte", betonte Früh. "Ich lasse ihn natürlich nur sehr ungern ziehen. "

Reimann reflektierte seine Zeit beim Geschwader noch einmal - und ging dabei mit sich selbst ins Gericht. "Ein guter Kommandeur hätte Sie geführt, erzogen und ausgebildet. Von vorne, mit Mut, als Vorbild", sagt er. Jede Minute, in der ihm das gelungen sei, sei ihm eine Freude gewesen. "Mein Urteil über mich selbst ist: Es war zu wenig! " Es sei zu wenig Führung, Erziehung und Ausbildung seinerseits gewesen. So hätte er gerne mehr Zeit mit den einzelnen Menschen verbracht, mehr Zeit investiert, ein guter Kommandeur zu sein, denn "Sie formen diese Truppe, Ihnen gilt mein voller Dank, ich bin stolz auf Sie. "

Warum es ihm nicht gelungen sei, ein guter Kommandeur zu sein, der eine gute Truppe formt? Darauf hat Reimann eine klare Antwort: "Ich glaube, es liegt daran, dass wir in der Bundeswehr zunehmend die Fähigkeit verlieren, "auch mal Fünfe gerade sein zu lassen". Lieber optimiere man das Perfektionieren. Es sei schwer, den Kernauftrag, das Wesen der Streitkräfte nicht aus den Augen zu verlieren: "Kampfbereit sein und im Ungewissen bestehen. " Der 43-Jährige kritisierte die Arbeitszeitverordnung für Soldaten - 41 Stunden pro Woche. "Das ist schön, aber es ist nicht gut, welche Mentalität wir damit fördern. " Vielmehr seien es Einsatzbereitschaft, Treue und Tapferkeit. Auch die Digitalisierung sei eine Herausforderung: "Was macht das mit den Soldaten? Wie stark sind wir physisch und psychisch vom steten Datenfluss abhängig? " Es sei zwar schön, dass der Eurofighter jeden Tag fliege, aber es sei nicht gut, dass "wir tagtäglich so viel dafür kämpfen".

Noch immer bestürzt ist der Oberstleutnant über den Absturz der beiden Eurofighter in Mecklenburg-Vorpommern sowie den eines Bundeswehrhubschraubers in der Nähe von Hameln. Zwei Soldaten kamen ums Leben. "Ich bin dankbar, dass meine zweieinhalb Jahre in diesem Geschwader ohne Flugunfall waren. " Zu verdanken habe er das der Professionalität der Truppe, dem Glück des Tüchtigen und Gottes Segen.

Mit dem "Marche des Soldats" von Robert Bruce verabschiedete sich Reimann von seinen bisherigen Schützlingen - sichtlich gerührt. Sein weiterer beruflicher Weg führt den 43-Jährigen nach Belgien, zum Nato-Hauptquartier, um den dortigen Oberbefehlshaber direkt zu unterstützen. "Er wird erkennen, dass er einen hochmotivierten Stabsoffizier erhält, auf den man sich verlassen kann", sagte Kommodore Früh.

Die Verantwortung der Technischen Gruppe liegt nun in den Händen von Oberstleutnant Matthias Helmerking. Der 47-Jährige kommt aus dem Bundesverteidigungsministerium. Dort war er in der sogenannten AG "Kleine Fläche" tätig, die sich mit der Entwicklung eines deutsch-französischen Kampfflugzeugs beschäftigt. "Ich freue mich sehr auf das, was mich erwartet", sagte Helmerking.

Katrin Kretzmann