Schrobenhausen
Heimatforscher unterwegs

Ein Streifzug durch die Geschichte der amtlichen Vermessung in Bayern

05.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:52 Uhr
Eine beispielhaft-historische Büroeinrichtung im Vermessungsamt, wie sie zu Zeiten der 1950er- und 1960er-Jahre üblich war. −Foto: Geier

Schrobenhausen (DK) Zu einem interessanten Vortrag fand sich die Interessengemeinschaft Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land im Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Pfaffenhofen ein. Organisiert haben das die Autenzeller Heimatforscher Anna Probst und deren Ehemann Heinrich, der selbst im Amt in der Kellerstraße arbeitet.

Heimatforscher Ludwig Mayr führte durch das Archiv und beleuchtete in seinem Referat, auch anhand von verschiedenen historischen Unterlagen, die Grundlagen des bayerischen Vermessungswesens von damals bis heute.

Die Bayerische Vermessungsverwaltung wurde 1801 gegründet, 1808 begann die systematische Vermessung sämtlicher Grundstücke in Bayern. Ergebnis war die Uraufnahme im Maßstab 1:5000. In München wurden diese Messtischblätter spiegelverkehrt auf Solnhofener Platten graviert. Davon fertigte man Abdrucke und setzte sie zu einer Karte zusammen, die das gesamte Gebiet einer Steuergemeinde abdeckte.

In diese wurden die Flurstücksnummern - vom Zentrum beginnend - vergeben, zusätzlich trug man die Hausnummern der Besitzer in Rot ein. Auf Basis dieses Gemeindeplans und der grafischen Flächenberechnung legte man das Grundsteuerkataster an. Dieses wurde immer weiter fortgeführt, verbessert und aktualisiert. Der Bezirksgeometer trug Neuerungen mit roter Tusche in die Karten ein. Wie die Behörde selbst, erhielt auch das Grundsteuerkataster im Laufe der Zeit neue Namen, wie beispielsweise Liegenschaftskataster in den 1950er-Jahren und die jetzt aktuelle Bezeichnung Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem (ALKIS), wie es seit Ende 2015 für ganz Bayern eingeführt wurde.

Wurden die Karten früher von Hand erstellt, gezeichnet und ergänzt, so liegen diese mittlerweile digital vor und Veränderungen der Grenzen und Gebäude werden am Computer fortgeführt. Allerdings arbeiten die Vermesser auch heute noch mit den Originalkarten und den im Archiv aufbewahrten Aufmessungen, Protokollen, Berechnungen und Fortführungsunterlagen. Wie in jedem Archiv gingen leider auch hier manche Unterlagen durch Krieg, Hochwasser oder Abnutzung verloren. Viele dieser wertvollen Dokumente - wie Flurkarten, Ummessungstabellen, Zeichenerklärungen oder Berechnungsbände - wurden von Mayr ausgelegt und konnten unter die Lupe genommen werden. Original-Karten aus den verschiedenen Jahrzehnten wurden im Archiv selbst gezeigt.

In einer Art kleinem Museum mit vielen alten Exponaten und der Hausbibliothek führte Mayr eine historische Handkurbel-Rechenmaschine vor, die noch er selbst bei seiner Prüfung verwendete.

Norbert Pichler