Weichering
"Haben Sie bezahlt?"

Fischer fordern Badegäste am Leitnerweiher auf, um ihren Angelbereich herumzuschwimmen

17.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:25 Uhr

Weichering (DK) Konflikte zwischen Fischern und Badegästen am Leitnerweiher im Naherholungsgebiet Niederforst haben Seltenheitswert. Umso verwunderter waren die Badegäste am großen See, wo sich am Donnerstagabend zwei junge Fischer in der Nähe des sogenannten Karlshulder Strands mit Zelt, Anhänger und Grill zwischen den Badegästen und offensichtlich für längere Zeit eingerichtet hatten.

Sie warfen ihre Angeln aus und forderten Schwimmer auf, an dieser Stelle nicht zu baden beziehungsweise vorbeizuschwimmen. Wer nachfragte, ob Fischen am Badestrand überhaupt erlaubt sei, erhielt die pampige Antwort: "Wir dürfen hier überall am See fischen, schließlich zahlen wir für die Fischereirechte - haben Sie auch bezahlt?"

Womit der Mann juristisch betrachtet Recht hat. Grundsätzlich dürften die Fischer überall am See fischen - mit Ausnahme des Laichschongebiets am gegenüberliegenden Ufer, erklärt Wolfgang Bachhuber, Vorsitzender des Fischereivereins Neuburg, der das Fischrecht für 15000 Euro jährlich vom Verein Erholungsgebiete Region Ingolstadt gepachtet hat. "Aber ich sage meinen Fischern immer, wenn die Leute baden, dann setzt euch nicht mit der Angel mittenrein", ergänzt er, "sonst müsst ihr damit rechnen, dass sie dort schwimmen". Dem Verein sei sehr an einem guten Einvernehmen zwischen Badegästen und Fischern gelegen. "Die Leute wollen in Ruhe baden, und wir wollen fischen", sagt er. Das widerspreche sich grundsätzlich nicht.

Im Gegenteil, Badegäste lockten sogar Fische an. Sobald wieder Ruhe am See eintrete, sei an den Stellen, wo gebadet wurde, ein besonders guter Karpfenfang zu erwarten. Konflikte müssten also keineswegs sein. "Es ist so viel Platz da draußen", findet Bachhuber. Für das von Badegästen beobachtete Zurücksetzen auch größerer gefangener Fische, findet er klare Worte: "Catch and Release ist bei uns verboten". Unter "Fangen und Freilassen" wird das gezielte Trophäen-Fischen verstanden. Auch die von den beiden Männern gesetzten Schwimmbojen in etwa 50 Meter Entfernung vom Ufer sieht Bachhuber kritisch. Das sei zum einen überflüssig, zum anderen unerwünscht, unter anderem weil Bootsfahrer und Schwimmer den Bojen ausweichen müssten.

Im Landratsamt sind Konflikte am Leitnerweiher zwischen Fischern und Badegästen kein Thema. "Diese Geschichte ist sicherlich nicht repräsentativ für die Fischer", sagt Abteilungsleiterin Katharina Huber, Beschwerden seien bei ihr und ihren Kollegen in den vergangenen Jahren nicht aufgeschlagen. Bedenklicher sei aufgrund der Trockenheit momentan das Grillen. Zelten und Grillen sind laut Verordnung des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen über das Landschaftsschutzgebiet "Brucker Forst" mit einem mitgebrachten tragbaren Grill oder einer Feuerschale grundsätzlich erlaubt, muss aber bei den Pächtern der Gaststätten - auch aus Brandschutzgründen - angemeldet werden, wie auf der Internetseite des Vereins nachzulesen ist.

Marius Babtan, Pächter der Gaststätte Bierstüberl, bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sich die Fischer ordnungsgemäß zum Zelten für mehrere Tage angemeldet hätten. "Ich habe aber gesagt, dass Grillen derzeit verboten ist", betont Babtan. Das sei schon seit zirka zwei Wochen aufgrund der großen Waldbrandgefahr so.

Weicherings Bürgermeister Thomas Mack, zugleich Vorsitzender des Vereins Erholungsgebiete Region Ingolstadt, ist dankbar für das Engagement der Wirte. Auch vergangene Woche habe eine Wirtin eingegriffen, als jemand ein Feuer machen wollte. "Bei der Trockenheit dort zu grillen, ist unverantwortlich, das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand", sagt Mack, "wir haben seit voriger Woche Warnstufe Vier". Die Waldbrandgefahr durch Funkenflug sei viel zu hoch, "das ist fast schon mutwillig", findet er. Mack erinnert sich an einen Fall vor zwei Jahren, als auf Lichtenauer Seite ebenfalls ein Fischer am Badestrand angelte und sich über die Schwimmer aufregte. Das sei aber einvernehmlich geregelt worden, der Fischer habe sich eine andere Stelle zum Angeln gesucht. "Der See ist so groß", sagt auch Mack, "wo ist das Problem?".

Das Verhältnis zu den Verantwortlichen des Fischereivereins sei ausgezeichnet, sagt der Bürgermeister. Wenn es Probleme gebe, werde das gemeinsam besprochen und gelöst. Auch Badegäste sollten Toleranz üben. Bachhuber erzählt von einem Vereinsmitglied, dessen Tochter an einem leeren Badestrand fischte, bis ein Mann 100 Meter weiter ins Wasser ging und sich über das Mädchen empörte.

Andrea Hammerl