Neuburg
Glück auf für die Zukunft

50 Jahre Neuburger Glasfabrik Verallia - Hunderte Besucher am Samstag beim Familienfest

15.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Katrin Kretzmann
  −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) Vor 50 Jahren ging sie in Betrieb, heute ist sie eine feste Größe in der Neuburger Industrielandschaft: die Glasfabrik Verallia. Zum großen Jubiläumsfest konnten Angehörige der Mitarbeiter am Samstag einen Blick in das Innere des Werks werfen, einen Glasbläser bei der Arbeit beobachten und sich von der Generation der ersten Stunde Geschichten von damals erzählen lassen.

"Als wir damals hier angefangen haben, war es tatsächlich noch eine Glashütte", erzählt Gert Schneider. "Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen." Als das Werk 1968 - damals unter dem Namen Ruhrglas - in Neuburg seinen Betrieb aufnahm, gehörte der heute 82-Jährige zur ersten Mitarbeiterriege. In all den Jahren habe sich so viel verändert, alles sei moderner und größer geworden. "Ich werde nie vergessen, wie damals noch drei Mann an der Produktionslinie standen, heute ist es noch einer." Auch Erwin Hammer erinnert sich gerne zurück: "Wir hatten eine wunderbare Zeit hier, der Zusammenhalt der Kollegen war toll", sagt der 78-Jährige, der 33 Jahre lang an der Seite von Schneider im Neuburger Glaswerk gearbeitet hat.

Viele dieser Erinnerungen wurden am Samstag beim großen Fest zum 50-jährigen Bestehen des Betriebs geteilt. Zahlreiche Werksangehörige, sowohl aktive als auch ehemalige, waren mit ihren Familien in das Grünauer Industriegebiet gekommen. Während die kleinen Besucher ihren Spaß beim Kinderschminken und in der Hüpfburg hatten, bekamen die großen bei mehreren Betriebsführungen einen Einblick in die Glasproduktion. "Rund 320 Mitarbeiter arbeiten hier 365 Tage im Jahr in drei Schichten", berichtet Instandhaltungsleiter Josef Gawlik. Unter der Belegschaft sind auch 25 Auszubildende in zahlreichen Berufsfeldern, vom Mechatroniker über den Glastechniker bis hin zum Zerspannungsmechaniker. "Um eine ganze Tagesproduktion zu verladen, braucht es 60 bis 70 Lastwagen", ergänzt Ausbildungsleiter Peter Kaube, der eine der Besuchergruppen durch die laufende Produktion führte. Auch wenn im Betrieb Rohstoffe wie Quarzsand, Soda und Kalk zum Einsatz kommen, würden mittlerweile rund 60 Prozent der Produkte aus Altglas hergestellt, sagt Gawlik.

"Altglas ist zu unserem Hauptrohstoff geworden", sagt Werksleiter Giovanni Depoli beim Festakt am Freitag, zu dem unter anderem Vertreter der Stadt Neuburg sowie des Konzernvorstands geladen waren. Umwelt sei als knappes Gut ernstzunehmen und müsse für ein Werk bedeuten, nach Möglichkeiten zu suchen, den Einsatz von Energie und Rohstoffen so weit wie möglich zu reduzieren. "Nachhaltigkeit hat einen großen Platz in unserer Unternehmenspolitik." Doch was wären Investitionen und Technik, wenn sie nicht von menschlicher Hand kontrolliert geführt würden, ergänzt der Werksleiter. "Deshalb gilt mein besonders großer Dank allen Mitarbeitern dieses Werks für ihren großen Einsatz und ihr hohes Fachkönnen, das sie immer eingebracht haben und es heute noch tun - in einem 24-Stunden-Betrieb, auch an allen Sonn- und Feiertagen."

Dankesworte, denen sich auch Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling anschloss: "Das Unternehmen gehört heute nicht nur zur Wirtschaft, sondern auch zur Gesellschaft dieser Stadt", betont er. "Die Mitarbeiter sind sein allerwichtigstes Gut." Über fünf Jahrzehnte ein solch großes Industrieunternehmen zu führen und am Markt zu behaupten, könne nur dann gelingen, wenn die Mitarbeiter sich mit der Firma identifizierten, gerne an den Arbeitsplatz gingen, sich aufgehoben und wertgeschätzt fühlten. "Nur dann kann dieser Erfolg gelingen und das hat die Firma in über fünf Jahrzehnten geschafft", so der Oberbürgermeister. Abschließend lobte Gmehling noch das Projekt Nahwärme zwischen der Stadt und Verallia. "Dieses Gemeinschaftsprojekt ist ein Paradebeispiel dafür, Synergien auch auf lokaler Ebene zu nutzen."

Der Stolz der Mitarbeiter von Verallia war auch beim Familienfest zu erkennen. Anhand ausgestellter Flaschen, Werkzeuge und Schmelzformen erklärten viele ihren Angehörigen den Arbeitsablauf und wie aus den verschiedenen Rohstoffen Glas entsteht. Auch Peter Rotner ist stolz auf seinen Beruf. Der 25-Jährige hat vor Kurzem seine Ausbildung zum Glasbläser im Schwarzwald abgeschlossen und zeigte den großen und kleinen Besuchern auf Einladung der Firma eindrucksvoll, wie aus heißem Glas kunstvolle Formen entstehen. "Es ist eines der schwersten Handwerke, denn Glas als Flüssigkeit ist nicht leicht zu kontrollieren", erzählt er. Aber genau das sei der Grund, warum ihm der Beruf so viel Spaß macht: "Herausforderung gepaart mit Kreativität."

Katrin Kretzmann