Schweinspoint
"Gemeinsam echt stark"

15 frischgebackene Dorfhelferinnen feiern ihren Abschluss an der Fachschule in Schweinspoint

22.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:10 Uhr
Strahlende Gesichter bei der Abschlussfeier: 15 Dorfhelferinnen bildete die Katholische Fachschule für Dorfhelferinnen in den vergangenen neun Monaten aus. Zuvor mussten die jungen Frauen eine Hauswirtschaftsausbildung abgeschlossen haben und zwei Semester lang die Landwirtschaftsschule in Pfaffenhofen besuchen. −Foto: Hammerl

Schweinspoint (DK) Die Dorfhelferin kommt in die Familie, wenn die Mutter und Bäuerin ausfällt - ob durch Unfall, Krankheit oder gar Tod. Nach mehrjähriger Ausbildung in der Haus- und Landwirtschaft sowie der Katholischen Fachschule haben 15 Absolventinnen nun ihre Zeugnisse bekommen. Unter dem Motto "Gemeinsam echt stark" feierten sie ihre Abschlussfeier an der Fachschule in Schweinspoint.

Elf haben eine Festanstellung, drei wollen sich selbstständig machen, eine Absolventin (zunächst) in einem anderen Beruf arbeiten. "Gemeinsam echt stark", hatten sie sich als Motto für ihre Abschlussfeier gewählt. Was bestens zum Beruf, aber auch zu ihrem Abschlussfoto passe, wie Doreen Paus, Bereichsleiterin Bildung der Stiftung St. Johannes ihnen attestierte. Das Foto zeigte ein ungewöhnliches Tauziehen, das jedoch nicht verbissen, sondern lachend absolviert wurde. Elf Absolventinnen zogen links am Tau, um einen Oldtimer-Bulldog zu sich hinüberzuziehen, die zwölfte saß am Steuer und hatte noch Hilfe von drei weiteren, die den Bulldog festzuhalten schienen.

Der Humor kam auch bei der Feier nicht zu kurz. So begleiteten die frischgebackenen Dorfhelferinnen eine jede mit selbstgedichteten Gstanzln zur Zeugnisübergabe, und Schulleiter Manfred Herde merkte an, nicht jeder verstehe seinen Humor. "Sie waren der erste Kurs, der mich nicht verstanden hat", bedauerte er zerknirscht und entschuldigte sich für seine scherzhaft gemeinte Bemerkung zum zweiten Platz der Dorfhelferinnen bei der Agrarolympiade: "Den ersten hätte ich schon erwartet".

Begonnen hatte die Feier mit einem Festgottesdienst, den Landvolkpfarrer Josef Mayer zelebriert hatte. Für die spätere Festrede hatte er sich auf Wunsch der jungen Dorfhelferinnen auf die Suche gemacht nach dem, was sie tragen könne - durchs Leben und den anspruchsvollen, helfenden Beruf. Dazu zog er fünf Bibelstellen heran, deren Tenor lautete, das Gute, das die Dorfhelferinnen anderen täten, löse weiter Gutes aus, ein Vertrauensvorschuss schaffe Vertrauen, Hilfe rufe Hilfe hervor. "Wenn ihr auf den Höfen seid, müsst ihr nicht alles lösen, aber ihr dürft so manches lösen lassen", sagte er, und für das, was ihr nicht lösen könnt, seid ihr nicht verantwortlich, das muss Gott lösen". Ganz wichtig sei es, auch mal sagen zu können, "das ist jetzt nicht mein Job". Er warnte vor Menschen, die meinten, sie müssten der Erlöser sein.

"Ob selbstständig oder angestellt - ihr könnt gar keine falsche Entscheidung treffen", meinte Martin Wunderlich vom Bauernverband München, und das sei beileibe nicht in allen Berufen so. Womit er auf die große Nachfrage an Dorfhelferinnen anspielte.

"Da sind noch zwei Dorfhelferinnen, die kein Herz haben", half Herde, als Bewohner der Stiftung kleine Herzen als Abschiedsgeschenk an die Absolventinnen austeilten. Was für Heiterkeit unter den Besuchern des Festaktes sorgte, denn "Eine Dorfhelferin ohne Herz - das gibt es nicht", war sich Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer vom Landwirtschaftsministerium ganz sicher. Es gebe viele Berufe im Umfeld der Landwirtschaft, aber keinen so engagierten wie den der Dorfhelferin. Dann nahm er ihr Motto auf und bezog "Echt stark" auf ihre anspruchsvolle, schwierige Ausbildung, die sie gemeinsam geschafft hätten, auf die bevorstehende, schwere Aufgabe, für die es "starke Ausbildung und Persönlichkeit" brauche, um sie gemeinsam mit den Familien zu bewältigen. Drittens sah er das Motto als Auftrag an die Behörden, "echt starke" Unterstützung zu leisten und den Rahmen für die Arbeit der Dorfhelferinnen zu schaffen.

"Ihr seid etwas ganz Besonderes", gab Johanna Hell, Geschäftsführerin des KDBH (Katholische Dorfhelferinnen und Betriebshelfer in Bayern) den Absolventinnen des 64. Dorfhelferkurses mit auf den Weg und schlug vor, sich einmal jährlich zum Austausch zu treffen. Sie selbst sei Teil des 20. Kurses gewesen, dessen Abschlussfeier noch Aussendungsfeier genannt wurde, und würde den Beruf jederzeit wieder ergreifen.

Der Johannes-Chor gestaltete die Feier musikalisch, Herde überreichte die Abschlusszeugnisse und zeichnete Dina-Maria Haas mit einem Notenschnitt von 1,19 als Beste aus. Sie erhielt zudem den Meisterpreis, ebenso Bettina Specht (1,44), die zudem die beste Facharbeit geschrieben hatte - zum Thema "Meine Oma, ihr Parkinson und ich".

Andrea Hammerl