Bergheim
Gemeinderäte stellen sich gegen Rücktritt

Großteil des Bergheimer Gremiums bezieht Stellung: Distanzierung, aber auch Rückendeckung für Bürgermeister

30.12.2021 | Stand 22.09.2023, 23:06 Uhr
Eigentlich ein Vorreiter: Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger, hier bei der Eröffnung einer Teststation in seiner Gemeinde, hat für seine Weihnachtsbotschaft viel Lob bekommen, aber auch Kritik einstecken müssen. −Foto: Stark, DK-Archiv

Bergheim - Nach seiner umstrittenen Weihnachtsbotschaft bekommt Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger nun Rückendeckung vom Großteil seines Gemeinderats - allerdings nicht uneingeschränkt. In einer Stellungnahme distanzieren sich die Kommunalpolitiker von seinen Äußerungen.

Gemeinderäte distanzieren sich vom Inhalt

Es sind klare Worte, die elf Gemeinderäte aus den Reihen der Dorfgemeinschaft Bergheim, der Bürgergemeinschaft Unterstall und der CSU - alle mit Ausnahme von Engelbert Winter - in einer gemeinsamen Presseerklärung vom Donnerstag wählen. Und es ist weder eine schallende Ohrfeige für den Bürgermeister, noch eine klare Solidaritätsbekundung. Vielmehr heißt es darin, dass die Räte "zwar das Ansinnen des Bürgermeisters, auf die Spaltung der Gesellschaft hinzuweisen und um gegenseitigen Respekt zu bitten, anerkennen". Art und Weise, wie das passiert ist, lehnen die Volksvertreter aber klar ab. "Dies entspricht nicht unserer Meinung", heißt es.

Mehr zum Thema

Fall Gensberger: Mediziner beziehen Stellung

"Bin kein Impfgegner": Bergheimer Bürgermeister rudert zurück

Corona-Äußerungen: An Bergheims Bürgermeister Gensberger scheiden sich die Geister

Bergheimer Bürgermeister schreibt über Covid-Erkrankung und polarisiert

Stattdessen sprechen sich die elf Räte für eine Impfung gegen das Corona-Virus aus. Genau diese hatte Gensberger in seiner Weihnachtsbotschaft im Gemeindeblatt mutmaßlich in Frage gestellt. Das sehen seine Gemeinderäte ganz anders: Ihrer Meinung nach stellen Impfungen "eine der wichtigsten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie dar". Und: "Die Impfung gegen das Corona-Virus ist eine Verantwortung gegenüber der gesamten Gesellschaft, die jeder einzelne übernehmen sollte."

Gleichzeitig machen die Mitglieder des Gemeinderats kein Geheimnis daraus, dass sie mögliche weitere Konsequenzen für Gensberger ablehnen. Vielmehr werten sie seine Stellungnahme von Dienstagabend, in der er den Bürgerbrief zu Weihnachten als Fehler bezeichnet, als glaubhafte und völlig ausreichende Entschuldigung.

Winter dementiert Forderung nach Rücktritt

Dem zwölften Rat, Engelbert Winter, reicht das indes nicht aus. Im Gespräch mit unserer Zeitung verweist er auf die massive Rufschädigung für Bergheim. "Da ist es mit einer einfachen Distanzierung nicht getan", betont Winter, der ebenso wie Gensbergers der Dorfgemeinschaft Bergheim angehört. Wie weitere Konsequenzen aussehen sollen, da will er sich jedoch nicht gänzlich festlegen. Eine Forderung nach einem Rücktritt, wie sie weiterhin kursiert, will er aber nicht ausgesprochen haben. "Glaubwürdig wäre für mich aber eine Geste, beispielsweise wenn Herr Gensberger pro Monat von seiner Entschädigung 300 Euro für die Organisation Ärzte ohne Grenzen spendet", sagt Winter. Angesichts des "entstandenen Schadens" wäre das in seinen Augen angebracht.

Seine Gemeinderatskollegen hingegen wollen langsam wieder zum Normalbetrieb zurückkehren. Daher distanzieren sie sich von einer möglichen Rücktrittsforderung an das Gemeindeoberhaupt. Ganz im Gegenteil. "Als Bürgermeister schätzen wir Tobias Gensberger sehr", heißt es in ihrer Stellungnahme. Darin verweisen die elf Räte auch auf das vorausschauende Agieren ihres Rathauschefs in der Pandemie. Immerhin hatte sich Gensberger nicht nur für Schutzmasken und ein Testzentrum eingesetzt, sondern die Bergheimer Dorfhalle bei der etwas schwierigen Suche nach einem Standort in der benachbarten Kreisstadt Neuburg auch als Impfzentrum angeboten.

Gensberger schweigt weiterhin

Dennoch könnten ihm seine Worte im Gemeindeblatt, in der er unter anderem fragwürdige Behauptungen zur Behandlung einer Covid-19-Erkrankung aufstellte, weiteren Ärger einbringen - allerdings nicht wegen des Inhalts. Wie berichtet, prüft die bayerische Landesanwaltschaft die Form der Veröffentlichung. Gensberger selbst unterdessen bleibt bei seiner Haltung: Seit Montag ist er für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

DK

Stefan Janda