Sinning
Gegen "kulturelle Inzucht"

Christian Springer macht Kabarett und organisiert Orienthilfe

21.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:25 Uhr

Sinning (rhp) Die Sinninger Initiative holt seit Jahren ausgesprochene Spitzenkabarettisten nach Sinning.

Nun gastierte Christian Springer mit seinem Programm "Alle machen, keiner tut was! " in der ausverkauften Schlosswirtschaft.

"A bisserl duster habt's es hier drinnen, aber des passt zur politischen Lage", so eröffnete er den Abend. Das bayerische Wahlergebnis gefiel ihm absolut nicht. "I hob nix gegen AfD-Wähler, nur a bisserl wos". Aber vor allem die CSU bekam ihr Fett weg. Wenn Söder das Beste in Bayern sei, dann wandere er nach Nordkorea aus.

Seehofers Kapriolen, Söders Kreuzerlass, die Raumfahrtpläne der CSU und anderes zog er durch den Kakao. Und auch Söders Wertekampagne wurde unter die Lupe genommen. Welches sind die deutschen (bayerischen) Werte? Springer habe bei seinem Publikum immer wieder erfahren, dass für die Leute vor allem die Blutdruck-, die Cholesterin- und die Abgaswerte wichtig seien. Söder wolle die christlichen Werte in die bayerische Verfassung schreiben lassen. G'scheiter wäre es, er würde mal schauen, was schon drin steht, so ein Anrecht auf Arbeit und Wohnung. Wichtige Werte seien Fantasie und Kreativität - und ein Herz für die Menschen "ganz unten". Das spricht er Gesundheitsminister Jens Spahn ab. Der Besuch einer Frau mit Hartz-4-Einkommen sei reiner Zynismus gewesen. "Herz kann man nicht lernen, Hirn schon", weshalb nun ein nationaler Bildungsrat gegründet worden sei.

In Deutschland gehe die Angst um und werde teilweise bewusst geschürt. Aber eine lebendige Kultur brauche Impulse von außen; wer sich abschotte, der verfalle der "kulturellen Inzucht". Vieles heute typisch Bayerische sei von außen gekommen, ja der Bayer selber sei eine Mischung aus Kelten und eingewanderten Germanen, Slawen, Römern und wahrscheinlich sogar römischen Söldnern aus Syrien. Die Gefahr einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen sei 700mal geringer als die Chance, einen Sechser im Lotto zu gewinnen.

Der Münchner Christian Springer ist seit über 30 Jahren als Kabarettist unterwegs. Er arbeitete mit Otfried Fischer, Helmut Schleich, Konstantin Wecker, Ingolf Süß und anderen Künstlern zusammen. "Wenn ich jemandem auf die Füße trete, dann deshalb, weil ich was verbessern will".

Seit Jahrzehnten engagiere er sich im Nahen Osten, derzeit für die vom Bürgerkrieg geschundene oder in den Libanon geflüchtete Bevölkerung Syriens. Um ihnen zu helfen sammle er mit seinem Verein "Orienthelfer e. V. " Spenden und fliege zur Organisation der Hilfe nach Arabien, oftmals zweimal im Monat.

Er schloss den Abend mit einem leidenschaftlichen Appell, die Freiheit in unserem Land auszuhalten und wenn nötig zu verteidigen. Die Situation im Libanon und in Syrien sei eine Riesenkatastrophe, die aber in der Welt immer mehr vergessen werde. Und so war er hocherfreut, als ihm zum Schluss der Sprecher der Sinninger Initiative Lutz Hollermeier eine Spende von tausend Euro überreichte.