Neuburg
Geduldige Therapeuten auf vier Beinen

Drei Alpakas bereichern seit rund einem Jahr den Alltag der Maria-Ward-Schwestern in Neuburg

23.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:20 Uhr
Zu Besuch auf der Pflegestation sind Zeros, Ixi und Gucci immer wieder, hier mit Schwester Veronika Fuhrmann (links) und Oberin Monika Glockann. Schwester Nikola Klinger (oben rechts) kümmert sich als "Alpakabeauftragte" rührend um die Tiere. Kiederle, Kretzmann (2) −Foto: Robert Kiderle, Robert Kiederle

Neuburg (DK) Sie heißen Ixi, Zeros und Gucci. Seit rund einem Jahr wohnen die drei Herren in der Congregatio Jesu in Neuburg. Aber Männer als Mitbewohner von Ordensschwestern? Eigentlich nicht üblich, doch bei dem Trio handelt es sich um eine Ausnahme: Es sind Alpakas, die auf dem Gelände des Klosters leben - und besonders für die älteren und pflegebedürftigen Schwestern eine wertvolle Stütze sind.

Liebevoll streichelt Schwester Nikola Klinger mit der Hand über das flauschige Fell von Alpakahengst Gucci. Sie legt ihren Kopf auf seinen, schließt ihre Augen und genießt den Moment. Auch das Tier fühlt sich sichtlich wohl in der Gegenwart der Ordensschwester. Es dauert nicht lange und dann kommen Ixi und Zeros um die Ecke des Alpakastalls und fordern ebenfalls ihre Streicheleinheit. "So brav seid ihr", sagt Klinger und füttert das Trio mit frischem Heu. "Sie gehören mittlerweile einfach zu uns."

Seit vergangenen Oktober leben die Tiere in einem eigenen Gehege im Garten der Kommunität des Klosters der Maria-Ward-Schwestern in Neuburg. "Als ich vor zwei Jahren hierher gekommen bin, habe ich das Gelände gesehen und mir gedacht, dass man es doch wunderbar für Tiere nutzen könnte", sagt Oberin Monika Glockann. Dann habe sie zusammen mit Schwester Veronika Fuhrmann überlegt, wie sich diese Idee umsetzen lasse und vor allem welche Tiere in Frage kämen.

"Bei Hunden und Katzen ist es so, dass die einen sie lieben und die anderen Angst haben oder gar nicht mit ihnen umgehen können", erklärt Glockann. Ihre Vorgängerin sei für Schafe gewesen, doch zu diesen "kann man nur schwer eine Verbindung aufbauen". Esel seien auch in der engeren Auswahl gewesen, doch diese könnten recht laut sein und am Ende würden sich dann nur die Nachbarn "über das laute Geschrei um 5 Uhr morgens beschweren". Schließlich setzte sich die Oberin an den Computer und suchte über das Internet nach den passenden vierbeinigen Mitbewohnern und stieß dabei auf Alpakas - und zugleich auf die in Marienheim ansässige Züchterin Maria Wohlfahrt.

Als das Trio dann im Oktober ins Kloster eingezogen ist, "standen alle aufgeregt und neugierig Spalier", erzählt Glockann. Auch wenn sich Schwestern und Alpakas anfangs erst annähern und gegenseitig im wahrsten Sinne des Wortes beschnuppern mussten, sei die Beziehung zwischen Mensch und Tier dann doch schnell gewachsen. Die Frauen besuchen Ixi, Zeros und Gucci nicht nur auf dem Gelände sondern die drei Hengste kommen sogar manchmal auf die Pflegestation. "Durch die Alpakas werden besonders die an Demenz erkrankten und pflegebedürftigen Schwestern ein Stück weit aus ihrer sehr engen, kleinen Welt und ihrem doch mühseligen Alltag herausgeholt", erklärt Fuhrmann. Die Tiere seien sehr geduldig und würden auch spüren, wie es den Menschen in ihrer Nähe geht. "Ihre Anwesenheit und sie einfach nur anzusehen wirkt beruhigend, und das tut besonders den älteren Schwestern gut."

Doch nicht nur der Umgang mit den Tieren wirkt sich positiv auf die insgesamt 28 Klosterschwestern aus, worunter elf auf der Pflegestation sind. Auch die Verarbeitung der Wolle beruhigt sie. "Die Schwestern waren voll konzentriert auf die Wolle und das war so schön anzuschauen", erzählt Züchterin Wohlfahrt. Die ganze Gruppe sei währenddessen auch sehr entspannt gewesen. "Man kann mit der Wolle spinnen oder auch stricken, etwa eine Mütze oder Handschuhe." Für manche Schwestern sei das auch wie eine kleine Reise zurück in die Vergangenheit, "denn hier lebt eine Generation, die noch mit dem Spinnrad umgehen kann", sagt Glockann. Einige Schwestern, die aufgrund ihrer Krankheit selten ihre Zimmer verließen, seien sogar zur Gruppe gekommen.

Dass es nicht nur bei einem Tier bleibt, sei von Anfang an klar gewesen. "Alpakas sind Herdentiere", erklärt Wohlfahrt. Alleine sollten sie nicht leben. Das merkt man Ixi, Zeros und Gucci auch an, denn die drei weichen nicht voneinander. Auch seien die Vierbeiner unkompliziert in der Versorgung. "Eine Weide, Heu, frisches Wasser, etwas Mineralfutter und ein Salzleckstein - mehr brauchen sie nicht", sagt die Züchterin. Zudem hätten die Tiere einen festen Kotplatz, "es passiert also kein Unglück, wenn sie einmal auf die Station kommen". Bis zu 20 Jahre können Alpakas alt werden. Gucci, Ixi und Zeros sind gerade einmal zwei Jahre jung und werden den Schwestern also noch lange erhalten bleiben - sei es als kuschelige Mitbewohner, mit denen sie Zeit verbringen können, aber auch um mit ihrer Anwesenheit den kranken und alten den mühseligen Alltag ein Stück weit zu erleichtern.

Katrin Kretzmann