Neuburg
Ganz ohne Berührungsängste

Eine Kooperation zwischen zwei Neuburger Schulen zeigt, wie Inklusion funktionieren kann

08.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:55 Uhr
Eine gelungenes Projekt: Die Bläserklassen der Paul-Winter-Realschule und der Sophie-Scholl-Schule geben ein gemeinsames Konzert am Marktplatz. −Foto: Hecker

Neuburg (DK) Zwei Dirigentinnen stehen vor dem Bläserensemble.

Die eine gibt Handzeichen für den einen Teil der Instrumentalisten, die andere dirigiert die restlichen 13 Schüler. Schließt man die Augen, würde man davon nichts merken. Die Lieder sind harmonisch, alles klingt nach einer Einheit.

Und genau um diese Einheit ging es auch bei dem Standkonzert gestern auf dem Neuburger Marktplatz. Das Konzert der Schüler der Paul-Winter-Realschule und der Sophie-Scholl-Schule ist ein besonderes Projekt. Nicht nur deshalb, weil es zum ersten Mal die Bläserklassen der beiden Schulen zusammenführte. Es sollte vor allem zeigen, wie unkompliziert der Umgang von Menschen mit und ohne Behinderung erfolgen kann.

Hier konnte man sehen und hören, wie zwei Schülergruppen, die sich gerade erst kennen gelernt hatten und eigentlich ganz unterschiedliche Unterrichtsformen haben, nicht nur in der Musik, über ihre Instrumente zusammen finden - und etwas dabei herauskommt, was nur als gelungener Auftritt bezeichnet werden kann.

Die Idee zum gemeinsamen Musizieren entstand an der Paul-Winter-Realschule. Im Rahmen ihres Projekts "Unbehindert miteinander" gab die Fachschaft Religion den Impuls zur Kooperation mit den Sophie-Scholl Schülern. Auch weil deren Bläserklasse erst im April den Europäischen Schulmusikpreis für "Musikalische Arbeit in Arbeitsgemeinschaften" bekommen hatte.

Die beiden Musiklehrerinnen der Bläserklassen, Roswitha Schlüter von der Schophie-Scholl-Schule und Ingrid Harrer-Hoffmann von der Paul-Winter-Realschule, waren von Anfang an überzeugt, dass bei so einem Projekt nur Gutes herauskommen kann. Harrer-Hoffmann und ihre 13 Schüler aus der sechsten Jahrgangsstufe der Bläserklassen übernahmen bei dem Konzert die Begleitstimmen, während die sieben Schüler der Sophie-Scholl-Schule die Melodiestimmen mit ihren Instrumenten vertonten. Ganz ohne Noten und nur nach den Handzeichen von Schlüter wohlgemerkt. Dies sei einfacher so, erklärt Schlüter im Gespräch. Dadurch können sich die Schüler aus der Mittelstufe der Schule ganz aufs Spielen konzentrieren, ohne von Notenblättern abgelenkt zu werden. Dass die Schüler der beiden Schulen nur einmal vor dem Auftritt gemeinsam geprobt hatten, war bei dem routinierten und stimmungsvollen Auftritt nicht zu erkennen.

Auch die anwesenden Partnerklassen von der Ostendschule Neuburg zeigten sich von dem kleinen Standkonzert begeistert. Gleich beim ersten Lied "Kommt die schöne Frühjahrszeit heran" durften die Schüler mitsingen und wie ein Floh zischen und hüpfen, während die Bläser ordentlich in ihre Instrumente pusteten. Nach dem eigentlichen Schlusslied, "SOS" von ABBA, forderten das junge Publikum mit seinen Lehrern sogar noch eine Zugabe ein.

Sowohl Schlüter als auch Harrer-Hoffmann zeigten sich von der Kooperation und dem Konzert begeistert. "Es ist einfach schön zu sehen, wie wenig Berührungsängste die Kinder haben", sagte Harrer-Hoffmann.

Anna Hecker