Neuburg
Fünf Jahrzehnte der Zweisamkeit

Aus der anfänglichen Skepsis wurde Liebe: Christa und Dieter Wilsch feiern Goldene Hochzeit

21.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:12 Uhr
Zusammen glücklich: Heute feiern Christa und Dieter Wilsch ihre Goldene Hochzeit. −Foto: Foto: Heumann

Neuburg (lm) Wie man sich doch täuschen kann: "Den nie!

", dachte sich Christa noch, als sie Dieter beim Geburtstag einer Freundin in der Ecke lungern sah, "mit seiner Mecki-Frisur und Kaugummi kauend". Seit exakt 50 Jahre nun ist dieser seltsame Typ ihr Ehemann. Jetzt feiern Christa und Dieter Wilsch aus Neuburg Goldene Hochzeit.

Das mit dem Kaugummi war schon so, den Rest des Abends freilich hat Dieter Wilsch in völlig anderer Erinnerung. Ihm war die unbekannte Schöne vom ersten Moment an sympathisch. Und irgendwie hat auch sie im Laufe des Abends ihre Meinung geändert. Ein bisschen waren es auch die materiellen Umstände, dass bereits elf Monate später geheiratet wurde. Nur mit Trauschein gab's Trennungsgeld beim Bund. Dass die beiden sowieso zusammengehören, war zu dem Zeitpunkt längst entschieden.

Fraglich, ob sie sich ohne jene Geburtstagsfeier sonst je so begegnet wären: das Flüchtlings-Mädchen schlesischer Eltern, das beim Eder in Bruck zur Welt kam, wo die Familie einquartiert war und der Vater endlich doch aus dem Krieg, wo er schon tot geglaubt, heimkam - und er der Soldat, der nach einem Auslandsaufenthalt in der Kaserne in Neuburg stationiert war.

Der gelernte Werkzeugmacher, der eigentlich aus Oberschlesien stammt und in Württemberg aufgewachsen war, entschied sich, als er in die frisch gebildete Bundeswehr einberufen werden sollte, gleich Zeitsoldat zu werden. Als Mechaniker fing Wilsch an, machte dann seine Ausbildung zum Munitionier. Immer wieder Aus- und Fortbildung bestimmte das Leben des strebsamen Mannes, der nach acht Jahren bei der Bundeswehr bessere Chancen in der freien Wirtschaft witterte, zu MBB damals noch in Donauwörth ging, Betriebsassistent bei Eternit wurde und schließlich technischer Betriebsleiter bei Faurecia war.

Bis zur Geburt der Tochter, die heute als Lehrerin in Neuburg lebt und selbst zwei Kinder hat, ging auch Christa Wilsch ihrem Beruf nach. Direkt nach der Schule - von Bruck in die Marstallschule, wo es nur im Winter einen Bus gab - hieß es gleich zur Arbeit gehen, ihre kaufmännische Ausbildung konnte die Frau erst später nachholen. Gemeinsam ist beiden die Lust am Reisen, das Wandern. Ungezählte Zehn-Kilometer-Geländeläufe hat der heute noch passionierte Jogger als langjähriges Mitglied der Jedermänner beim TSV hinter sich, da muss Christa Wilsch nach einem schweren Autounfall mit dreifachem Beckenbruch etwas vorsichtiger sein. Was freilich nicht ausschließt, dass beide leidenschaftliche Tänzer sind, auch wenn sich das Vergnügen allmählich auf den jährlichen CSU-Ball beschränkt - "da waren wir seit dem ersten noch auf jedem. "

In der Partei engagierte sich Dieter Wilsch, der dann auch zu den Seniorenbeiräten der ersten Stunde gehörte, mehrfach, saß annähernd drei Jahrzehnte im Beirat der CSU, leitete zehn Jahre deren wehrpolitischen Arbeitskreis. Ihr soziales Engagement zielt in die gleiche Richtung. Christa Wilsch wurde gerade zur stellvertretenden Kreisvorsitzenden des VdK gewählt, vertritt dort die Frauen auch auf Bezirksebene, Dieter Wilsch ist Schöffe am Sozialgericht in München, wo er oft genug auf einen Vertreter der nämlichen Organisation stößt.