Neuburg
Frische Eier aus Schulhaltung

Mehr Bewusstsein für Ernährung und Nutztiere: Gymnasiasten bauen Hühnerstall im Seminargarten

05.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:31 Uhr
Katrin Kretzmann
Packen kräftig mit an: Die Schüler der 11. Klasse des Neuburger Descartes-Gymnasiums werkeln seit Monaten einmal pro Woche an ihrem Hühnerstall, den sie im Rahmen eines Seminars bauen. Nach den Osterferien sollen die gefiederten Schulnachbarn einziehen. −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) In ein paar Wochen gackert es im Seminargarten hinter dem Neuburger Descartes-Gynasium, denn nach Ostern wohnen dort fünf Welsumer Hühner. Hintergrund ist ein Seminar, in dem Schüler der 11. Klasse einen Stall für die Tiere bauen und diese nach deren Einzug betreuen - und zugleich ihr Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln und Nutztieren schärfen.

Der Spatenstich war im Oktober, das Fundament des Stalls sowie der Voliere wurde gesetzt. Gut einen Monat später stand das Holzgerüst mit Dach und auch die Fenster wurden gesetzt, dann folgten Innen- und Außenverschalung sowie die Dämmung. Der Hühnerstall im Seminargarten neben dem Descartes-Gymnasium nimmt immer mehr Gestalt an. "Voliere, eine Klappe und die Inneneinrichtung fehlen noch", sagt Biologie-Lehrer Bernhard Schnepf, der das Projekt betreut. "Wir sind guter Dinge, dass die Hühner nach den Osterferien einziehen können."

Hintergrund für den Bau des Stalls ist das P-Seminar "Schulhühner 2018/20", woran 16 Schüler der 11. Klasse teilnehmen. Die Idee stammt ursprünglich von einer Referendarin "und es gibt auch Lehrer, unter anderem mich, die selbst Hühner haben und deshalb ist das Seminar ins Leben gerufen worden", sagt Schnepf. Der Stall entsteht auf dem Gelände des Neuburger Studienseminars, das das Areal der Schule zur Verfügung stellt. Stiftungsvorstand Alfred Hornung war es dabei ein Anliegen, dass der Stall als ökologisch und regional bezeichnet werden kann. "Also stellte er uns einheimisches Lärchenholz der Wälder nördlich von Neuburg zur Verfügung", sagt Schnepf. Upcycling, also die Umwandlung von Abfallprodukten oder nutzlosen Stoffe in neuwertige Produkte, ist beim Bau des rund sechs Quadratmeter großen Stalls ebenfalls ein Thema. So stammen etwa die Fenster von einem Schrottplatz, und eine alte Projekttafel wird zum Kotbrett umfunktioniert. "Die Schüler übernehmen alles in Eigenregie, organisieren Planungen und Vorbereitungen, den Holztransport und packen natürlich mit an", berichtet der Biologie-Lehrer. Positiver Lerneffekt für die Jugendlichen sei dabei, sich durchzusetzen, dranzubleiben und auch Verantwortung zu übernehmen. Unterstützung bekommen die Jugendlichen von einem Nachbar Hornungs, "der schon Holzhäuser in den USA gebaut hat", sagt Schnepf. Er stehe ihnen mit Rat und Tat zur Seite und verteile die Aufgaben.

"Es macht Spaß und man kann mal wieder etwas Praktisches machen", sagt Marius Wall (16). Auch sein Mitschüler Christoph Lüder (18) sieht in dem Seminar "eine gute Sache und es ist nicht nur pure Theorie". Laura Schütze hat es laut eigener Aussage schon Zuhause durchgesetzt, "dass wir nur noch Eier direkt vom Bauern holen". Die 16-Jährige ist auch bekennende Peskitarierin, "ich esse nur Fisch und kein anderes Fleisch". "Das Gute an dem Seminar ist, dass wir etwas machen, etwas bauen können und auch die Fortschritte, also eigentlich gleich Ergebnisse unserer Arbeit sehen", sagt Markus Habersetzer (16)."Mehr Bewusstsein für die Ernährung, den Umgang mit Lebensmitteln und Nutztieren und auch zu erfahren, was hinter der Tierhaltung steckt", fasst Schnepf die Ziele des Seminars zusammen. Die Schüler bekämen einen direkten Bezug zu den Tieren, lernten deren Verhaltensweisen kennen und befassten sich mit der ökologischen sowie ökonomischen Bedeutung der Nutztierhaltung. "Und man merkt auch, dass es ihnen Spaß macht." Beratend steht zudem der Geflügelzuchtverein Donaumoos zur Seite - vom dem auch die Hühner stammen, die nach den Osterferien einziehen. "Das sind große Zwiehühner", erklärt Schnepf die Wahl der Rasse. "Das bedeutet, dass sie sowohl Eier als auch Fleisch liefern können." Dass die Tiere irgendwann auf der Schlachtbank landen, sei aber nicht geplant, versichert der Lehrer.

Sobald die Tiere da sind, kümmern sich die Oberstufler abwechselnd um sie, füttern sie, holen die Eier, machen den Stall sauber. Unterstützt werden sie dabei von den Kindern der erst kürzlich gegründeten und benachbarten Franziskus-Grundschule. "Sie wechseln sich dann sozusagen ab." In den Sommerferien ziehen die gefiederten Tiere dann wieder zu ihren Züchtern. "Dann kommen sie entweder zum neuen Schuljahr wieder oder es ziehen andere ein", sagt Schnepf.

Katrin Kretzmann