Neuburg
Fischergassler triumphieren in Zürich

Neuburger gewinnen den Titel beim 5. Internationalen Schifferstechen - Jakob Degmayr wird Stecherkönig

13.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Sensationeller Sieg in Zürich - einem der schönsten Fischerstechen Europas. −Foto: Foto: Ettenreich

Neuburg/Zürich (DK) Deutschland kann doch noch gewinnen - Neuburger Fischerstecher holen den ersten Titel beim 5. Internationalen Schifferstechen in Zürich.

Sechs Stecher aus der Donaustadt machten sich kürztlich auf dem Weg zu einem der schönsten Fischerstechen Europas - teilweise kamen die Nachtschwärmer direkt aus einem Lokal an der Donau und stiegen um 2.30 Uhr in den bereits wartenden Reisebus. An Schlaf war nicht zu denken und so manchem kamen Zweifel auf, ob dieses Stechen für die Neuburger wohl mit Erfolg gekrönt werden würde. Denn schon morgens um 9 Uhr begann das Schifferstechen mit den Vorrundenkämpfen mitten in der Stadt, die gerade zum Leben erwachte. Veranstalter war der Limmat-Club Zürich, dessen Vereinsgelände direkt an der Limmat im Herzen der Züricher Altstadt liegt.

Beim Wettstreit auf der Limmat wurde nach den Regeln der Sauciété Nautique 1887 Strasbourg gekämpft. Mit den Elsässern verbindet der Limmat-Club Zürich eine mehr als 100-jährige Freundschaft. Die teilnehmenden Vereine kamen in diesem Jahr nicht nur aus Baden, Basel, Birsfelden, Bern oder Muttenz (alle aus der Schweiz), sondern auch aus Straßburg (Frankreich), Lobbes (Belgien) und eben auch aus Neuburg an der Donau. Die "Fischergassler" verbindet mit den Schweizern eine langjährige und sehr gute Freundschaft, die durch gegenseitige Besuche so oft wie möglich gepflegt wird - heuer war es bereits die vierte Teilnahme an diesem Wettbewerb, der alle sechs Jahre ausgetragen wird.

Bereits in den Vorkämpfen wurde deutlich, dass die Qualität der Stecher im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen hatte. Die zweite Neuburger Mannschaft mit dem langjährigen Stecher Hans Otto, dem jungen Nachwuchsstecher Matthias Strasser und dem Kerzenmeister Siya Ettenreich schlug sich zwar tapfer, konnte sich aber letztendlich nicht für die Finalrunden qualifizieren.

Dafür dominierte jedoch die erste Mannschaft aus Neuburg mit den Stechern Jakob Degmayr, Oliver Gubo und Sebastian Bauch. Die drei Neuburger waren mit zwölf Punkten das beste Vorrundenteam. Auch im Viertel- und Halbfinale bissen sich die drei Fischerstecher von der Donau durch. Mit einer sehr guten Mannschaftsleistung erreichten sie nach knapp fünfeinhalb Stunden das Finale. Gegner war dort das Team Nautischer Club Basel, das bereits im Halbfinale die starke Heimmannschaft um den Lokalmatador Andi Krebs (der "Turm von Zürich") besiegt hatte.

Nachdem es im Finalkampf zwischen Basel und Neuburg nach drei Durchgängen unentschieden stand, musste Jakob Degmayr erneut gegen seinen Kontrahenten aus Basel antreten. Angefeuert vom fachkundigen Publikum mit Trommelwirbeln und Böllerschüssen versenkte Jakob Degmayr, der auf der Stecherplattform stand wie ein "Fels in der Donau", seinen Gegner. Nach einem sehr langen Tag mit einem fast sechsstündigen Fischerstechen errangen die Neuburger zum ersten Mal den Turniersieg in Zürich. Jakob Degmayr erkämpfte sich zudem, wie bereits viele Male vorher schon sein Vater Stefan Degmayr, auch noch den Titel des Stecherkönigs.

Gestochen wird in Zürich auf dem sogenannten "Weidling", dieser wird durch einen Steuermann und einen Vordermann mittels einer speziellen Rudertechnik vorangetrieben, wobei der Limmat-Club Zürich hier auch auf sehr gut ausgebildete Frauen zurückgreifen kann, die sowohl am Steuer als auch als Vorderfrau ihren "Mann" stehen. Der Weidling ist ein Holz- oder neuerdings auch ein Kunststoffschiff von etwa zehn Meter Länge. Ausgerüstet mit Ruder, Stachel, Leist und Sasse wiegt er rund 350 Kilogramm. Gefahren wird der Weidling an Wettfahrten - in der Regel mit einer Zweierbesatzung, Steuermann und Vorderfahrer. Ein Weidling kann aber auch alleine gefahren werden.

Im Gegensatz zu den vielen Arten von Ruderbooten, in denen man mit Blick zurück sitzt, wird der Weidling stehend mit Blick nach vorn gefahren. Der Weidling wird stromaufwärts, in seichten Gewässern mit dem Stachel und in tieferen Gewässern mit dem Ruder vorwärts bewegt. Das Wasserfahren wird meist auf fließendem Gewässer ausgeübt.Weidlinge wurden in beinahe derselben Form bereits im Mittelalter hergestellt und damals zu Transporten auf den Flüssen benutzt.