Burgheim
"Finger weg von der Aue"

Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz warnt in Burgheim vor Eingriffen an Flüssen

29.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:44 Uhr
Kiesgruben wirken mit ihren oft mächtigen Materialhaufen, Betriebsgebäuden und Abbauanlagen nicht gerade wie eine Naturlandschaft. Trotzdem können sie ein Rückzugsgebiet für eine ganze Reihe bedrohter Tierarten sein. Manfred Drobny (v.l.), Christine Margraf und Christian Köbele referierten in Burgheim vor interessiertem Publikum. −Foto: Schmitt

Burgheim (lfs) Der Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz (LARS) ist zu einer Fachtagung nach Burgheim gekommen.

Die Vorträge stießen auf überregionales Interesse. Einer der rund 40 Zuhörer war bis aus Dresden angereist. Die Frage, die Grundlage der Vorträge war: Auenrenaturierung - Fluch oder Segen für Amphibien?

Der Landesverband mit zirka 300 Mitgliedern, hat sich dem Schutz der Amphibien- und Reptilienarten verschrieben. Der eingetragene Verein agiert nur in Bayern. Die Umweltschützer bezeichnen Amphibien (Lurche) und Reptilien (Kriechtiere) als wichtige "Zeigerarten". Ihr Vorhandensein, die Zu- oder Abnahme oder gar ihr Fehlen zeigen an, wie naturnah eine Landschaft ist. Nach Angaben des Verbandes sind weltweit, auch in Deutschland und Bayern, die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Unter den im Freistaat lebenden 20 Amphibien- und zehn  Reptilienarten sind zwölf beziehungsweise neun  bedroht. Derzeit erstellt der Verband einen bayernweiten Atlas für Amphibien- und Reptilienarten. In diesem Jahr soll er in Druck gehen.

Andreas Zahn stimmte die Besucher in Burgheim mit Impressionen aus natürlichen Auen auf das Tagesthema ein. Der Block "Amphibien in den Donau-Auen" schloss sich an. Siegfried Geißler von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt stellte das Aueninstitut und den Masterplan für die Donau vor. Ihm folgte Peter Fischer vom Aueninstitut. Er ist Spezialist für Grundwasserfragen und die Entwicklung der Auendynamik. Hubert Laufer aus dem Büro für Landschaftsökologie in Baden-Württemberg stellte Beispiele für Rückhalteräume vor.

Christine Margraf und Manfred Drobny vom Bund Naturschutz erläuterten Aspekte zur Fluss- und Auenökologie. Als Beispiel diente die Renaturierung der Isar zwischen Freising und Moosburg. Karl-Heinz Schaile vom LARS referierte schließlich über eine unstrittige Tatsache: Sein Vortrag trug den Titel "Die Natur kann es selbst am besten". Er warnte eindringlich vor allzu großen technischen Eingriffen in die Aue. "Finger weg von noch dynamischen Abschnitten", war seine Botschaft. Unter den Zuhörern war auch Burgheims Bürgermeister Michael Böhm (CSU). Er hatte ebenso wie der neue LARS-Vorsitzende Christian Köbele ein Grußwort gesprochen. Mit Franz Bauer und Manfred Hoffmann waren zudem Vertreter der Firmen Ignaz Schmid und Hoffmann Mineral anwesend. Beide Unternehmen waren bereits vor einigen Jahren vom Landesbund für Vogelschutz als amphibienfreundliche Betriebe ausgezeichnet worden.

Hoffmann, Firmeninhaber in der vierten Generation, bezeichnet seine Familie als schon immer sehr aufgeschlossen, wenn es um den Artenschutz geht. Als Jäger hat er ein besonderes Verhältnis zur Natur. Erfreut zeigte er sich über eine sich natürlich reproduzierende Gelbbauchunkenpopulation südlich der Donau. Mit jährlich mindestens zwei Begehungen, die der Bestandserfassung und der Kartierung dienen, hofft er, dem Artenschwund entgegenzuwirken. "Wir versuchen, es zu leben", beschreibt er seine Firmenphilosophie.