Dem Auftritt entgegen, der Musik hinterher

Heiße Phase der Burgfunken beginnt

02.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:32 Uhr
Recht akrobatisch geht es zu beim neuen Programm der Burgfunken, das sie am 12. Januar beim Krönungsball erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Funkenmariechen ist dieses Mal Madlin Bauer (unten links). Als Prinzenpaar regieren - wie berichtet - Laura Wagner und Jeremias Bartsch (unten rechts). −Foto: Schneider

Neuburg (DK) In nicht ganz zwei Wochen heißt es wieder "Funken! Hop, hop!": Am 12. Januar startet in Neuburg die närrische Zeit - und damit für die Burgfunken eine auftrittsintensive Phase. Seit Monaten trainiert die Gruppe an der neuen Choreografie. Wir haben vorbeigeschaut.

"Zurück zum Anfang, Männereinmarsch!" Dominik Weiss drückt auf sein Handy, Musik dringt aus einem großen Ghettoblaster an der Seite und die Männer marschieren, lächelnd und zielstrebig, nach vorne, die Frauen hinterdrein. "Okay, die Fehler sehen wir uns später an, jetzt nochmal zur Hebefigur." Die 20 jungen Männer und Frauen schnaufen nicht genervt, obwohl das Ganze jetzt schon eine Stunde lang so geht. Das Lächeln ist ihnen nicht aus dem Gesicht zu zaubern: Die Neuburger Burgfunken fiebern ihrem Krönungsball am 12. Januar entgegen - und damit auch ihrem ersten Auftritt in der kommenden und dieses Mal recht langen Faschingssaison.
 

Bis dahin fließt noch viel Schweiß in der Turnhalle der Schwalbanger-Grundschule: Hier trainiert allein die Große Garde vier mal pro Woche fleißig; dazu kommt noch ein Übungsabend für das Funkenmariechen und der Showteil für das Prinzenpaar sowie dessen Walzer. Und natürlich probt auch der Kleine Hofstaat ganz eifrig. "Unser Programm soll nicht länger als 30 Minuten dauern", erklärt Trainer Dominik Weiss am Rande. Und es bildet sich - wie mittlerweile bei vielen Faschingsgesellschaften üblich - nicht nur aus dem Showteil. "Bei uns gehört auch die Tradition dazu", sagt Weiss: Funkenmariechen und Gardemarsch sollen nicht fehlen in der fünften Jahreszeit in der Ottheinrichstadt. Dazu kommt noch die Elferratseinlage. Auch für die hat das Training längst begonnen. Und das Motto in der Saison 2019? Dominik Weiss grinst: "Das bleibt bis zum Krönungsball ein Geheimnis." Wie immer. Aber er hat es sich schon lange überlegt, verrät der Leiter des Großen Hofstaats, der bei der Stadt Neuburg als Mediengestalter arbeitet. Lange überlegt. "Ich gehe immer mit offenen Ohren durch die Welt." Da sammele sich automatisch ein ganzes Portfolio an, was mögliche Faschingsthemen angeht. Das soll dann auch auf das Prinzenpaar passen. Den ersten Vorschlag hat Prinzessin Laura ausgeschlagen - so viel verrät Weiss unserer Zeitung.
 

Mittlerweile die sechste Saison trainiert der 35-Jährige den Showteil des Hofstaats. "Da weiß man schon, welche Schritte sind umsetzbar, welche nicht." Er selbst liebe Musik, hat bei einer Neuburger Tanzschule neun Kurse absolviert: "Mir liegt das." Das Ganze scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen: Die 20 Tänzerinnen und Tänzer schauen genau hin, was Weiss vortanzt, welche Schritte er zeigt und hören zu, wenn der hoch gewachsene Mann, der 2012 zusammen mit Nadine Kunwald das Prinzenpaar bildete, die Choreografie vorgibt. "Für uns ist das ein Glücksfall", sagt Burgfunken-Präsident Harry Zitzelsberger. Es sei bei den Burgfunken schon immer Tradition, dass die Trainer aus den eigenen Reihen kommen." Sie kennen die Leute, wissen, worauf es bei den Burgfunken ankommt - die immerhin in der Saison 2020 auf 65 Jahre Geschichte zurückschauen können.
 

Eine Geschichte, in die Tobias Walter heuer eingestiegen ist. Der 19-Jährige tanzt gerade hoch konzentriert in der vorderen Reihe mit. Er schwingt die Arme nach links, dreht sich um die eigene Achse, die Hände vor der Brust gefaltet und wippt im Takt mit. Es scheint ihm Spaß zu machen, "obwohl ich ja früher der totale Faschingsmuffel war", sagt der Schreinergeselle und lacht. Aber dann verrät er doch: "Das Tanzen hat mir schon immer gefallen, zum Beispiel auch, als meine Schwester bei den Egweiler Eggspatzen dabei war." Und jetzt hat ihn seine Freundin in den Hofstaat der Burgfunken geholt. "Miteinander tanzen und lachen, zu sehen, wie das Programm so langsam entsteht", das sei schon etwas Besonderes. Zudem sei es dann doch ein ganz guter Ausgleich zur Arbeit. Während auf dem Schwingboden der Turnhalle die Gruppe den nächsten Teil eintrainiert, zollt Präsident Harry Zitzelsberger genau deshalb so großen Respekt. Immerhin engagieren sich alle neben Beruf und Schule in der Faschingssaison über die Maßen - wenn man das Training wegrechnet kommen über die Wochen der närrischen Zeit immerhin noch gut 100 Auftritte in Stadt und Land dazu: "Wir bewerten dieses Engagement sehr hoch." Dafür verleihen die Burgfunken auch immer an verdiente Mitglieder die begehrten Orden der Föderation Europäischer Narren (FEN). "Das ist etwas besonderes, die werden von uns gekauft und sollen dieses Engagement ein wenig würdigen."
 

Es ist nicht nur das Tanzen, das die Mädels und Jungs bei den Burgfunken fasziniert. Es ist auch die Gemeinschaft, findet Madlin Bauer, die nach eigenem Bekunden vor ihrer aktiven Zeit bei den Burgfunken "wenig mit Fasching" am Hut hatte. Aber "die Umzüge, die Auftritte und das Team" seien toll. "Man ist halt doch viel gemeinsam unterwegs und wir haben alle ein super Verhältnis." Die 18-Jährige absolviert heuer schon ihre dritte Saison, nachdem ihre Mama Irina bereits bei den Funken aktiv war. Tanzen, "das ist nicht nur ein Hobby, nicht nur Freude, da kann man seine ganzen Gefühle rauslassen", findet die 18-Jährige. Die Steuerfachangestellten-Auszubildende muss es wissen: Sie tanzt schon seit sie drei Jahre alt ist, und "ich liebe Akrobatik". Die braucht sie heuer auf jeden Fall, schließlich hat sie eine besondere Aufgabe übertragen bekommen: Sie ist das Funkenmariechen. "Das wollte ich schon immer sein, jetzt ist das ein sehr, sehr schönes Gefühl", freut sich die Neuburgerin und strahlt.
 

Wie Fabienne Gottschall, die gerade kurz Pause macht und einen Schluck Wasser auf der Seitenbank nimmt. Tanzen ist halt auch anstrengend. "Einmal Burgfunke, immer Burgfunke", sagt sie lachend. Die 19-Jährige muss es wissen: Sie ist sozusagen von Kindesbeinen an dabei, hat ihre Karriere bei den Piccolos begonnen, ist dann in die Kindergarde gewechselt und führte den Kinderhofstaat schließlich 2010/11 als Prinzessin - gemeinsam mit Prinz Franz Märtl. Über die Sunshines ging es dann in den Großen Hofstaat. Ein Ziel hat sie noch, verrät die Kinderpflegerin: "Prinzessin würde ich schon noch gerne werden." So wie ihre Freundin Laura Wagner, die mit Jeremias Bartsch heuer das Zepter über Neuburg schwingt. "Sie hat mich damals zu den Burgfunken gebracht."

Keine Fehlentscheidung, sagt die Neuburgerin. Für jemanden, der nicht aktiv im Fasching ist, sei das Ganze vielleicht nur eine närrische Zeit, sagt Gottschall. "Für uns Aktive ist es aber eine wahnsinnig anstrengende Zeit." Egal, "es macht Spaß". Das soll es auch in 14 Tagen noch, wenn das Programm steht. Dann ist der 12. Januar. "Alle arbeiten jetzt auf den Krönungsball hin", sagt Präsident Zitzelsberger. Sehen dürfen den Auftritt dann aber nur die gut 300 Gäste. Der Ball ist schon längst ausverkauft. Aber es gibt ja noch weitere rund 99 Termine.
 

Marco Schneider