Neuburg
Farbenspiel der Illusion und Wirklichkeit

Der Neuburger Kunstkreis eröffnet die Saison 2019 mit einer Ausstellung im Fürstengang

17.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:25 Uhr
Doch eine schöne Illusion, wie auch der Titel der Ausstellung lautet: Josefine Psader lässt einen Astronauten auf dem Mond, wo die Blumen blühen, ein Bild malen. −Foto: lm

Neuburg (lm) Es ist zweifelsohne vornehmliches Privileg der Kunst, sich der Illusion hinzugeben.

27 Mitglieder des Neuburger Kunstkreises tun dies auf höchst unterschiedliche und motivierte Weise. Zu sehen sind die Ergebnisse bis zum 7. April im Fürstengang, dem nach technischer Aufrüstung zurückgewonnenen Ableger der Städtischen Galerie.

"Alles Illusion" lautet entsprechend der Titel - und allein der Umstand, dass sich der Kunstkreis seit einigen Jahren auf solch thematische Auseinandersetzungen einlässt, schärft unwillkürlich das Profil nicht selten auch des einzelnen Akteurs, auf jeden Fall den Ertrag des dem Willkürlichen, Beliebigen und Unverbindlichen Entrückten. Wenngleich das Thema individuelle Sehweisen und artifizielle Herangehensarten eröffnet. Echt groovig und auf jeden Fall echt und live die Musik bei der Vernissage, die "Street Men" mite Manfred Strobel und Herbert Olma mit Liedgut aus bester Beatles-Zeit.
Höchst gegenwärtig und oftmals auch bezugsreich aktuell ist das im Fürstengang Ausgestellte. Kunst lebt von der Illusion. Provokant wie zugleich hinterfragend stellt Kunstkreis-Vorsitzende Christine Reith den Satz Albert Einsteins in den Raum: "Die Realität ist nur eine Illusion. " Was nicht alles schwingt mit in dem Wort. Die Illusion unterscheidet sich auf jeden Fall von der Wirklichkeit, täuscht womöglich bewusst falsche Tatsachen vor, erträumt sich die schönste Fata Morgana, entwirft ein Wolkenkuckucksheim und wird im Moment der Desillusionierung zur großen Enttäuschung, ist auf jeden Fall, so Christine Reith, "ein Gaukelspiel. " Ein Satz, flüchtig zitiert, regt zum größten Nachdenken an: "Nur in der Kunst ist die Freiheit keine Illusion. "

Thema und Ausstellung fordern Bürgermeister Johann Habermeyer als Naturwissenschaftler heraus. Geschmack etwa entstehe weder im Kochtopf noch auf dem Teller, sondern erst im Kopf. "Was wir als Realität ansehen, ist in Wirklichkeit eine Konstruktion des Gehirns. " Habermeyer spricht in diesem Zusammenhang von Netzwerken, die "aus elektrisch erregten Nervenzellen permanent erzeugt werden".

Nur gut im praktischen Ergebnis, dass die Malerei da ganz nah dran ist an diesem Schein der Dinge. Der unterschiedlicher, disparater gar nicht sein könnte als gleich in den ersten Bildern dieser Ausstellung, realitätsnah bei Stilla Bauch, bis zur Abstraktion verdichtet bei Evelyn Mayer oder dann in einem wohl wirklich nur mehr als Illusion bestehendem "Tagtraum"-Idyll der Annemarie Meilinger, die sich wenig später experimentell auch mit modernen Medien auseinandersetzt.

Stürzende Welten und doch von einer befreienden Schwerelosigkeit, ein "Ballonflug" der Karin Stark, eines der stärksten Bilder dieser Ausstellung, gleich neben einem ausdrucksstarken, sein Geheimnis wahrenden "Regen" von Zlatko Poljak. Kräftig bläst der Wind in die Landschaften der Gisela Hammer, Spuren menschlicher Zivilisation behaupten sich rudimentär. Wunschbild oder Albtraum: Stilla Bauchs propere Schwangere.

Und wenn das nicht Illusion pur ist: Bei Josefine Psader malt ein Astronaut auf dem Mond, wo schon die Blumen blühen, ein Bild vom Blauen Planeten. Wie schnell aber ziehen sich in der Malerei von Adi Reble wenigstens nur die Deckweiß-Schlieren über eine bloß mehr erahnbare Natur. Zu sehen sind auch Arbeiten aus Kinder-Malkursen.