Weichering
Erfolgreiche Spurensuche in der Weicheringer Vergangenheit

Archäologen finden auf der B 16-Baustelle zahlreiche weitere Gräber und einen römischen Gutshof - Grabungen abgeschlossen

10.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

−Foto: (Staatliches Bauamt Ingolstadt)

Weichering (DK) Das Gräberfeld bei Weichering ist größer als bisher gedacht. Bei Grabungen entlang der B 16 sind die Archäologen in den vergangenen Monaten auf mehr als ein Dutzend weitere Begräbnisstätten aus der Glockenbecherzeit gestoßen.

Die Funde sind zum Teil mehr als 4000 Jahre alt. Auch einen römischen Gutshof gab es einst bei Weichering.

 

Bei unseren Vorfahren ist das Gebiet rund um die Gemeinde schon immer eine beliebte Siedlungsfläche gewesen. Das teilt das Landesamt für Denkmalpflege zum Abschluss der Ausgrabungen an der Bundesstraße 16 mit. Im Zuge der Verbreiterung der dortigen Trasse hatten die Fachleute in den vergangenen Monaten das Erdreich genau unter die Lupe genommen und dabei neben den Gräbern auch viele andere Spuren entdeckt, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. "Wir wussten bereits vom Bau der B 16 und aus dem nahen Gewerbegebiet, dass es wohl relativ viele Funde sein werden", erklärt Jan Weinig vom zuständigen Grabungsbüro Pro Arch aus Ingolstadt.

Zu den Entdeckungen gehörten unter anderem mehr als ein Dutzend Gräber aus der sogenannten Glockenbecherkultur (etwa 2600 bis 2200 vor Christus - erkennbar an den dafür charakteristischen Keramikgefäßen, die damals als Grabbeigaben üblich waren. Bereits beim Bau der Bundesstraße in den frühen 1990er-Jahren waren die Fachleute auf 18 Gräber gestoßen. Weinig geht davon aus, dass nun maximal noch eines oder zwei unentdeckt in der Weicheringer Erde liegen. Die darin gefundenen Skelette sind laut dem Fachmann wegen des hohen Kalkgehalts im Untergrund zum Teil noch gut erhalten, wenn auch überwiegend sehr porös. Dazu kommen reichhaltige Grabbeigaben, auf die das Team rund um Sebastian Hornung und Vera Planert in den vergangenen Wochen gestoßen ist. "Das Gräberfeld gehört zu den besser ausgestatteteren", ist sich Weinig sicher. Unter anderem ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, Tassen, Kupferplatten, ein Armschutz aus Sandstein, Keramikgefäße und Bronzeschmuck waren darin zu finden, auch in Brandbestattungen aus der sogenannten Urnenfelderkultur.

Darüber hinaus entdeckten Weinigs Kollegen Spuren einer römischen Besiedlung bei Weichering, das im ersten und zweiten Jahrhundert unweit der Donausüdstraße des Imperiums lag. Vor allem Teile eines Gutshofs versetzten die Archäologen in Verzückung. "Er gehört zu den früheren Villen", ist sich Weinig sicher. Drei Brunnen und Gebäude in Holzbauweise fand das Grabungsteam, die geborgenen Funde beinhalten unter anderem Tafelgeschirr, Schleifsteine, Messer und zwei Gewandnadeln. Aufgrund dieser Stücke gehen die Fachleute aus München davon aus, dass die Bewohner des Hofes wohlhabend waren und möglicherweise mit dem Militär in Verbindung standen.

Die Funde aus Weichering wandern nun ins Magazin des Landesamts, wo sie auf eine weitere Bearbeitung warten. Lediglich ein Teil der Überreste aus der Römerzeit mussten im Erdreich bleiben. "Was tiefer lag, also die Brunnen und größere Gruben, haben wir konservatorisch abgedeckt", erklärt Weinig. Anders wären die Spuren der Vergangenheit vor den schweren Baumaschinen, die nun auf der B 16 im Einsatz sind, nicht zu retten gewesen.