Neuburg
"Emotionen sind hochgekocht"

Verfahren um eskalierten Familienstreit eingestellt - 28-Jähriger muss rund 2000 Euro Strafe zahlen

19.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:13 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: Sebastian Schanz

Neuburg (krk) Drei Körperverletzungen an einem Nachmittag - das wirft die Staatsanwaltschaft einem 28-Jährigen aus dem Landkreis vor, der am Montag auf der Anklagebank des Neuburger Amtsgerichts saß.

Er soll seine Mutter sowie seine Schwester geschubst, geschlagen und mit einer Dose beworfen haben. Der Mann schilderte nochmal das Geschehen aus seiner Sicht - woraufhin Richtiger Marius Lindig schließlich das Verfahren einstellte und eine Geldstrafe in Höhe von 1980 Euro verhängte.

Er habe sich sehr schuldeinsichtig bei der Polizei gezeigt, sei sehr bemüht gewesen, sich bei seiner Schwester zu entschuldigen und er habe viel daran gesetzt, das Geschehene wieder gut zu machen, sagte Verteidigerin Eva Wietersheim. "Die Emotionen sind einfach hochgekocht. " Er habe auch sofort nach dem Vorfall das Bedürfnis gehabt, sich wieder mit seiner Schwester zu vertragen.

"Ich war mit meiner Freundin bei meiner Schwester zum Essen eingeladen", sagte der Angeklagte. Immer wieder sei es zu Rangeleien zwischen ihm und der Familie gekommen, so auch an diesem Tag. Seine Freundin habe mit seiner Schwester reden wollen, es sei um seinen Sohn gegangen. "Dann ist sie auf einmal völlig ausgerastet, hat geschrien und getobt und ist auf meine Freundin losgegangen. " Der 28-Jährige sei dazwischen und habe versucht zu schlichten. Seine Mutter habe ihn wegziehen wollen und dann habe er sie weggedrückt, wobei sie über die Türkante stolperte und sich an der Schulter verletzte. "Das war keine Absicht. " Schließlich eskalierte der Streit mit seiner Schwester am Abend desselben Tages erneut und im Affekt warf er eine halbvolle Getränkedose nach ihr, die sie am Kopf gestreift habe.

"Und wie sehen jetzt ihre Bemühungen aus, alles wieder gut zu machen? ", wollte Richter Lindig wissen. Er habe mit seiner Schwester Kontakt aufgenommen, das Verhältnis sei mittlerweile wieder sehr gut, sagte der Angeklagte. "Wir haben auch schon überlegt, zusammen eine Familientherapie zu machen. " Zu seiner Mutter sowie seiner kleinen Schwester, die zusammen Hunderte Kilometer entfernt wohnen, habe er keinen Kontakt mehr, "das will ich auch gar nicht".

Es sei ein Familienstreit gewesen, sagte Richter Lindig, "alles nicht so gravierend". Zwar sei der Dosenwurf eine gefährliche Körperverletzung gewesen, jedoch "mit relativ geringen Folgen". Im Einverständnis mit Staatsanwaltschaft sowie Verteidigung stellte Lindig das Verfahren vorläufig unter der Auflage einer Geldstrafe ein. Der arbeitslose 28-Jährige muss nun 1980 Euro in monatlichen Raten a 330 Euro an die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz in München zahlen.