Leidling
Emotionale Debatte in Leidling

Bevorstehende Kanalsanierung in dem Burgheimer Ortsteil beschäftigt die Bevölkerung

11.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

−Foto: Schmitt, Ralf, Burgheim

Leidling (DK) Auf großes Interesse ist am Dienstagabend eine Informationsveranstaltung zur bevorstehenden Kanalsanierung im Burgheimer Ortsteil Leidling gestoßen. Die folgende Diskussion über das Großprojekt verlief jedoch mitunter auch emotionsgeladen.

Zur Einleitung erklärte Bürgermeister Michael Böhm (CSU) den aktuellen Zustand des Kanalsystems im Ortsteil der Marktgemeinde. "Die Leitungen sind aus den 1950er- und 60er-Jahren. Undicht, marode und absolut nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik", so der Rathauschef. Fremdwasser dringe ein, Schmutzwasser aus. Alles das hat natürlich Auswirkungen auf das Grundwasser. "Das Grund- und somit Trinkwasser ist unser höchstes Gut" - mit diesen Worten übergab Böhm an den Chef des Ingenieurbüros Steinbacher Consult, Stefan Steinbacher aus Neusäß.

"Ich weiß, mit Kosten, Dreck und Lärm kann ich bei Bürgerversammlungen keine Beifallsstürme auslösen", begann er seine Ausführungen, und er sollte Recht behalten. Fakt ist allerdings: Die Leidlinger Teichkläranlage verliert im Jahr 2019 ihre Zulassung vom Wasserwirtschaftsamt, es muss also gehandelt werden. "Die bestehende Kläranlage reinigt zu maximal 30 Prozent", so Steinbacher, "gefordert sind aber 100 Prozent". Die Marktgemeinde verfügt zurzeit über eine vollbiologische Kläranlage sowie sechs Teichkläranlagen. Die wasserrechtlichen Genehmigungen der Teichkläranlagen laufen in den nächsten Jahren aus, Verlängerungen sind ohne entsprechende Investitionen allerdings fraglich.

"Wir wollen doch, dass das Wasser und alles andere den vorgeschriebenen Weg gehen."

Bürgermeister Michael Böhm

Eine Studie, die bereits Ende 2014 in Auftrag gegeben wurde, hatte ergeben, dass der Anschluss der betroffenen Ortsteile an die Kläranlage Burgheim am wirtschaftlichsten ist. Da die Anlage in Leidling einst die erste genehmigte im Gemeindegebiet war, ist sie auch die erste, deren Genehmigung ausläuft. Die anstehenden Maßnahmen beinhalten den Neubau einer Schmutzwasserkanalisation im gesamten Ortsbereich und einer Sanierung der bestehenden Kanalisation. Ebenso steht der Neubau eines Schmutzwasserpumpwerks an. Von dort aus wird eine Verbindungsdruckleitung von Leidling nach Straß entstehen.

Die Kosten, die dabei anfallen, sind zwar noch nicht auf den letzten Cent zu beziffern, aber allein für Leidling rechnet man mit zirka einer Million Euro. "Insgesamt dürften für das gesamte Projekt in den nächsten zehn plus x Jahren zwischen zehn und 15 Millionen Euro an Kosten für die Marktgemeinde zusammenkommen", prognostizierte Böhm.

Diese Kosten müssen auch auf die Bevölkerung umgelegt werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel über die Gebühren oder einen so genannten Verbesserungsbeitrag. Damit war man genau an dem Punkt angekommen, der alle Anwesenden am meisten interessierte: das Geld. "Die Finanzierung wird auf jeden Fall im kollektiven System stattfinden, das heißt, dass sie jedem zugutekommt, aber auch bei jedem zu Buche schlägt", so Böhm erklärend. Staatliche Zuschüsse können in einem Sonderprogramm für Teichkläranlagen von der Marktgemeinde beantragt werden. Hier ein Auszug diese Programms: "Beim Bau eines Verbundkanals anstelle der Ertüchtigung einer Abwasserteichanlage werden aus dem Sonderprogramm 150 Euro Zuwendung pro erstmalig gebauten Meter Abwasserkanal, maximal 500 000 Euro je aufgelassene Kläranlage, gewährt." Steinbacher veranschlagte ungefähr 200 Euro tatsächlicher Kosten für den Meter, demnach wären 75 Prozent schon bezahlt.

Die anschließende Diskussion lief teilweise leicht aus dem Ruder. Verständlich emotionsgeladen wollte jeder Fragesteller für seine eigenen Verhältnisse eine Lösung. Sei es in infrastruktureller, baulicher oder finanzieller Hinsicht. Immer wieder trat Christoph Hauber, Leiter des Bauamtes in Burgheim, dazwischen, um mit nicht widerlegbaren Fakten und gesetzlichen Grundlagen Druck aus der Diskussion zu nehmen. Böhm und Steinbacher verwiesen des Öfteren auf die ab dem 23. Oktober angesetzten Hausbegehungen. Hier soll geklärt werden, welche Veränderungen auf den jeweiligen Grundstücken notwendig sind.

Abschließend brachte es Bürgermeister Michael Böhm auf den Punkt: "Wir wollen doch alle, dass wenn wir den Knopf drücken, dass das Wasser und alles andere darin den gesetzlich vorgeschriebenen Weg geht."