Rennertshofen
"Eine schwierige Situation"

Die Geflügelpest im Landkreis macht den Haltern Sorgen - Profi Klaus Jung gibt Tipps

19.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:08 Uhr
  −Foto: S. Hofmann

Rennertshofen - Seit am vergangenen Wochenende eine Aufstallung für Hausgeflügel erlassen wurde, treibt die Anordnung aus dem Landratsamt Geflügelhalter um und macht ihnen Sorgen.

Die Angelegenheit ist gewiss nicht einfach, aber in gewissem Maße doch zu meistern. Einige Tipps gibt Klaus Jung aus Rennertshofen, Hühnerzuchtwart des Geflügelzuchtverbands Donaumoos und Deutscher Meister 2019.

Nicht erst seit dem Fipronil-Skandal 2017, als das Insektizid in mehreren Staaten in Hühnereiern nachgewiesen worden war, erlebt das Hobby der Geflügelhaltung und -zucht wieder starken Zulauf. Beim Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen sind 1362 Geflügelhalter mit insgesamt rund 93300 Tieren registriert. Mit ganz wenigen Ausnahmen überwiegt dabei die Hobby- und kleinbäuerliche Haltung, wie die Behörde auf Anfrage mitteilt. 470 Betriebe halten weniger als zehn, 942 Betriebe weniger als 20 und 1218 Betriebe weniger als 50 Tiere. Und die meisten von ihnen stehen nun vor ungewissen Tagen. "Im Grunde ist es Tierquälerei, die Viecher so lange einzusperren", sagt Klaus Jung. Damit will der 69-Jährige aber nicht zur Revolte gegen das Aufstallungsgebot aufrufen - im Gegenteil. "Die Anordnung ist richtig und wichtig. Man will ja seine eigene Herde schützen und auch nicht dazu beitragen, dass sich die Geflügelpest weiterverbreitet. Die Situation ist schwierig", sagt Jung. Er könne nur jedem empfehlen, sich an den Erlass des Amtes zu halten. Schließlich genüge ein Anruf eines Passanten, der frei spazierendes Geflügel sieht, und die Behörde stehe vor der Tür.

Stallhaltung auf Dauer sei nicht gut, niemand, dem seine Tiere etwas bedeuten, wolle das, findet Jung. Auf der anderen Seite war, zumindest für die breite Öffentlichkeit, nicht abzusehen, dass die Geflügelpest so schnell in anderer Form - die aktuelle Variante trägt die Bezeichnung H5N8 - zurückkehrt. "Ich muss leider sagen, ich habe nur darauf gewartet", sagt Jung.

Seit erste Nachweise in Norddeutschland bekannt geworden sind, war es für den Rennertshofener und viele seiner Bekannten eine Frage der Zeit, bis die Geflügelpest auch im Landkreis eintrifft. "Es sind die Wasservögel. Was die uns heutzutage alles einschleppen, ist kaum zu glauben", sagt der Geflügelzuchtwart. Im November war die Krankheit bei Stockenten im Landkreis Passau erstmals in Bayern festgestellten worden, es folgten Funde im Kreis Landsberg am Lech bei einem Schwan, und in den Kreisen Starnberg und Haßberge (Unterfranken). Wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mitteilt, trete die Krankheit derzeit zwar hauptsächlich bei wildlebenden Wasservögeln auf, sei aber für Hausgeflügel sehr gefährlich - bei Hühnern liegt die Sterblichkeitsrate im Falle einer Einschleppung in die Herde bei nahezu 100 Prozent. In zwei Fällen hast das Virus bereits zwei Hausgeflügelbestände erreicht, alle Tiere mussten daraufhin getötet werden.

Deshalb gilt es nun, Hühner und Co. von Wildvögeln fernzuhalten. Dies geht am besten durch Einsperren im Stall. Wie das Landratsamt mitteilt, ist es aber durchaus möglich, die Herden auch im Freien zu halten, wenn sichergestellt ist, dass der Kontakt zu anderen Vögeln unterbunden ist. Die Rede ist von Volieren, die aber eines vor allem haben müssen: ein festes Dach. Denn es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass vorüberfliegende Vögel ihren Kot in den Freilauf fallen lassen, nur ein geschlossenes Dach kann diesen möglichen Infektionsweg unterbinden.

"Man sollte, wenn es denn geht, schon etwas bauen", sagt Experte Klaus Jung. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass dies gerade in der aktuellen Phase schwierig ist. Wer an Baumaterial für eine Voliere kommen will, der hat es aufgrund des Corona-Lockdowns nicht gerade leicht. Wer die Möglichkeit hat, einen geschlossenen Freilauf - wichtig sind dabei auch vergitterte Seitenwände - zu errichten, dem legt Jung ans Herz, für Licht zu sorgen. Ob nun ein transparentes Dach oder künstliches Licht, spielt dabei keine besondere Rolle. "Aber die Tiere brauchen Licht für ihre Gesundheit. "

Das Wohlbefinden der Bestände ist es auch, das die Halter und Züchter derzeit gefährdet sehen. "Wenn eine Henne nicht gut gehalten wird, ist sie nicht glücklich. Dann legt sie auch keine guten Eier. Der Kreislauf des Lebens wird dabei unterbrochen", sagt Jung, der leidenschaftlicher und prämierter Züchter von Welsumer-Hühnern ist. Eine große Rolle spielt dabei auch die Ernährung der Tiere. "Eine Henne braucht tierisches Eiweiß - nicht viel, aber sie braucht es. Mal einen Wurm oder ein Insekt. Das findet sie aber nur im Freien. " Ein Auslauf, wenn auch ein abgegrenzter und überdachter, sei deshalb besonders wichtig. Zusätzlich etwas Gutes tun kann man den Tieren mit Kräutern wie getrockneten Brennnesseln, Schafgarbe, Löwenzahn und Klee. All dies ist in der Natur derzeit natürlich noch nicht verfügbar, kann aber zugekauft werden. Jung rät zur besonderen Sorgfalt mit den Tieren in dieser schwierigen Situation, denn: "Man kann nur hoffen, dass es schnell vorbeigeht und das Geflügel wieder raus darf. Aber ich rechne schon mit zwei Monaten, die man noch aufstallen muss. "

DK

Sebastian Hofmann