Neuburg
Ein Wiedersehen mit dem "Bäbu"

19.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr

Neuburg (lm) Die 50. Neuburger Kammeroper wird etwas ganz Besonderes.

In Art und Form, in Aufwand wie Besetzung sprengt "Der Bäbu" die meisten seiner Vorgänger.

Zehn Solisten, dazu ein Chor, ein aufwendiges Bühnenbild, wieder von Michele Lorenzini, für die romantische Musik ein Orchester, für das die Türen und Seitenöffnungen im Orchestergraben offen bleiben müssen, damit alle Mitwirkenden überhaupt Platz finden: Das sind die äußerlichen Rahmenbedingungen für eine der herausforderndsten Produktionen in der erfolgsverwöhnten Geschichte von Neuburgs Kammeroper.

Der diesjährige Komponist ist kein Unbekannter: Heinrich Marschner. "Der Bäbu" freilich dürfte schon 100 Jahre nicht mehr gespielt worden sein - eine ausgesprochen Komische Oper, die man dem Schöpfer großer und epochemachender romantischer Werke nicht so recht abnehmen wollte. Von einem Heinrich Marschner, der um 1830 auf dem Zenit seines Ruhmes stand, der als Deutschlands bedeutendster Opernkomponist galt, der sich zudem die Schaffung der Gattung Nationaloper auf das Banner geschrieben hatte, erwartete der Zeitgeist einfach Anderes. Opernkaliber wie die von Meyerbeer und Richard Wagner sollten - zunächst auch nicht ganz unumstritten - dennoch fortan den Ton angeben.

Marschner, der einer böhmischen Handwerkerfamilie entstammte und als 15-Jähriger schon mit ersten Bühnenwerken auf sich aufmerksam machte, feierte seine größten Erfolge in Leipzig, Dresden und voran Hannover. Persönlich bekannt mit Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber und Felix Mendelssohn-Bartholdy, um gleich auch eine zeitliche Einordnung vorzunehmen, führt Marschner die romantische deutsche Oper zu ihrem Schlusspunkt.

Besonders gewürdigt wurde immer wieder seine Zeichnung der Charaktere. Und damit liefert er natürlich die schönste Steilvorlage für Horst Vladar, dem es in seinen Inszenierungen bei aller auch gewollter Launigkeit stets um die Plausibilität des Geschehens geht. Das ist bei einer Komischen Oper nicht immer leicht, verlangt desto mehr inszenatorisches Geschick. "Der Bäbu" - übrigens der Originaltitel der 1838 in Hannover uraufgeführten Oper - spielt nicht in einer höfischen Umgebung und auch nicht der Welt der Commedia del Arte, sondern entführt zeitnah nach Britisch-Ostindien.

Der gerissene Bäbu, ein selbstgefälliger Guru und Yogalehrer, ist ein Betrüger. Nach dem Besitz des adeligen Ali hat er es jetzt auch noch auf dessen Tochter abgesehen. Die liebt aber natürlich einen anderen, der jedoch zurück nach England kommt, seine Freundin in Indien tot wähnt, sich mit einer anderen Frau verlobt, und dann wieder der Nummer eins begegnet. An wechselnden Schauplätzen zwischen Kolonie und Mutterland kommen die Turbulenzen erst so richtig in Gang, bis am Ende - selbstverständlich - die Richtigen zusammenfinden.

Bei gleich zehn Solisten kommt es beim Jubiläum zu einem Wiedersehen mit Publikumslieblingen früherer Jahre wie der Sopranistin Ulrike Jöris oder dem Nürnberger Tenor Elmar Göbel, ein echtes Kammeroper-Urgestein heuer mit seinem 20. Gastspiel. Am Samstag ist Premiere im Stadttheater Neuburg. Gespielt wird zudem am 22., 27., 28. und 29. Juli, jeweils um 20 Uhr. Restkarten gibt es an der Abendkasse.