Neuburg
Ein Töpfermarkt mit Traumwetter

10 000 Besucher in der Altstadt - Die Keramik "erlebt jetzt ein Comeback"

16.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr

Neuburg (r) Endlich einmal Traumwetter: Nach vier verregneten Jahren blühte der Neuburger Töpfermarkt am Wochenende bei Traumwetter regelrecht auf. Schätzungsweise 10 000 Besucher schauten sich vor allem am Sonntag in der Altstadt um. Sie trafen auf Geschirr, Kunst- und Keramikprodukte in unbegrenzter Form und Farbe.

Den spätsommerlichen Septembertag nutzten Tausende zu einem Ausflug. Eiscafés und Biergärten in der Unteren Stadt erlebten Hochkonjunktur zum Saisonschloss, die Altstadt war gestern zeitweise dicht.

Neben dem klassischen Töpferbraun wird es in einigen Werkstätten wieder knallig bunt. "Ein Comeback der Keramik und die Abkehr von Stahl und Glas", beobachtet Töpfermeisterin Barbara Lutz-Cirino. Kenner hätten eine Allergie gegen schlechte Qualität. Gute Märkte berücksichtigten das, und Neuburg gehöre dazu. "Ich komme seit 30 Jahren hierher, weil Neuburg so schön ist", betont die Keramikerin aus Gelnhausen.

Auf jeden Fall war es am Sonntag einen Ausflug wert. Neben der Irdenware und Dekorartikeln nahmen sich etliche Besucher vom Bauernmarkt Dinkelbrot, Kürbisse, Schinken, Erntedankkränze oder das Kürbiskernöl der Familie Patz aus der Steiermark mit.

Neuburg habe den Status eines unaufgeregten Marktes erreicht, dessen Rahmenbedingungen stimmen, finden Annette und Volker Billmann. Ihr Töpferwerkstatt in Deggenhausen am Bodensee haben sie heuer 14mal verlassen, um an Märkten teilzunehmen. Nach Neuburg kommen sie seit 20 Jahren, "schon wegen der Stammkunden."

Meister Klaus Heigl aus München baut immer im Marstall auf, "hier liegt die Arbeit eines dreiviertel Jahres." Ganz neu in Neuburg ist Inta Radzina aus Lettland. Ihre grellen Farben stechen von weitem ins Auge. Sie überzieht ihre Tonkeramik mit Sand aus der Ostsee und schmilzt die leuchtenden Farben als Granulat mit ein. "Für ein farbenfrohes Leben", sagt sie.

Keramikmeister Motzke aus Hohenwart hatte von allen Handwerksmeistern die kürzestes Anreise. Tatsächlich seit 39 Jahren - also von Beginn an - in Neuburg präsent ist Nikolaus Pollock aus Obernzell bei Passau. Er hat praktisches Geschirr, bunt betupft und auch in Samowar-Abstufung dabei. Zuhause in Niederbayern kämpft er nach einem kapitalen Schaden durch Sturzbäche gegen die Hochwasserproblematik. In Neuburg pflegt ihn Veranstalterin Claudia Unger als treuen Gast ganz besonders. Im kommenden Jahr beim 40. Töpfermarkt soll er eine besonders wichtige Rolle spielen. Claudia Unger will das kleine Jubiläum groß feiern und denkt dabei an eine Tombola sowie an einen kleinen Festakt mit der Stadtpolitik. Das wäre auch ein Kompliment für Fritz Seebauer, der den Neuburger Töpfermarkt gegen viel Kopfschütteln ins Leben gerufen und zu einem Erfolg gemacht hat. Heute wird der Markt sozusagen als Familienbetrieb geführt, und Claudia Unger will weitermachen, "weil mir Neuburg am Herzen liegt."