Ehekirchen
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Gerstenbraut und Hopfenbräutigam: Beim Hochzeitsfest ziehen heuer Julia Stegmair und Fabian Lindermayr durch Ehekirchen

29.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Drei Hochzeitsfestpaare: Verena Marquard (links) und Maximilian Mayer (rechts) teilen ihre Erfahrungen als Festpaar von 2014 gerne mit Julia Stegmair und Fabian Lindermayr, die heuer Brautpaar der Bierhochzeit darstellen. −Foto: Budke

Ehekirchen (DK) Über die Grenzen des Landkreises hinaus ist er bekannt, der große Umzug, der immer am Sonntag des Hochzeitsfests in Ehekirchen stattfindet. Die Tradition des Landlebens will der Heimatverein damit veranschaulichen. Dabei ist der Umzug inzwischen selbst zur Tradition geworden und hat quasi nebenbei seine eigene geschaffen: Seit 1980 gab es keinen Umzug ohne Hochzeitsfestpaar. Auch heuer sind Gerstenbraut und Hopfenbräutigam dabei.

Nicht nur auf der Internetseite, sondern auch in Gesprächen wird als Höhepunkt des Umzugs der Auftritt der Symbolfiguren genannt. Als Gerstenbraut und Hopfenbräutigam zieht ein junges Paar aus Ehekirchen, das im "echten Leben" kein Pärchen sein muss, unter der kunstvoll gebundenen, schweren Gerstenkrone durch den Ort. Aus Ehekirchen muss man kommen, das ist Voraussetzung, aber bewerben kann sich eigentlich jeder. Ausgewählt wird das Paar vom Heimatverein, der die Verantwortung für den Umzug trägt. Bis jetzt hat es sich eigentlich immer ergeben, dass der junge Mann, der den Bräutigam darstellt, aus dem Burschenverein stammt. Das hat schon seinen Grund, denn dieser Verein ist bei der ganzen Arbeit, die rund um das Hochzeitsfest zu leisten ist, federführend.

So war es auf dem Hochzeitsfest 2014 und so wird es auch heuer sein: Maximilian Mayer lief schon beim Umzug 2010 als Kronenträger mit - dieser schwere Job ist immer Aufgabe des Burschenvereins. Seine Freundin Verena Marquard war als Festdame dabei. Weil die beiden zusammen hübsch aussahen, versuchten ihre Freunde, sie dazu zu bewegen, sich für den Umzug 2014 als Hochzeitsfestpaar zu bewerben. Eigentlich konnte da niemand dagegen sein, immerhin haben beide am Festwochenende Geburtstag, Verena wurde sogar an einem Festsonntag geboren. Und so durften die beiden im Hochzeitsgewand beim vergangenen Umzug unter Applaus von tausenden Zuschauern den Walzer tanzen.

"Das muss man können, sonst schämt man sich später", meint Maximilian und gibt das als Empfehlung an das diesjährige Paar weiter: Für die erst 17-jährige Julia Stegmair dürfte das kein Problem sein - sie ist Funkenmariechen bei Euphoria Weidorf, dem Faschingsverein der Gemeinde. Ihr Festbräutigam Fabian Lindermayr, 20 Jahre alt und natürlich Mitglied im Burschenverein, gesteht dagegen seinen Nachholbedarf unumwunden ein: "Der einzige Tanzkurs, den ich je gemacht habe, war mit der Mama im Wohnzimmer."

Überhaupt ist es gut, dass sich das ehemalige und das neue Brautpaar kennen, denn so kann man sich Ratschläge einholen. Zum Beispiel zum Thema Gewand, denn eine komplette Ausstattung ist beim Heimatverein nicht im Fundus. Das wäre auch schwierig, viele verschiedene Größen einzulagern. So gibt es dort zwar Zubehör wie die weiße Stola und die Schürze der Braut, aber das meiste müssen sich die jungen Leute selbst irgendwo ausleihen. Fotos, auf denen die Kleiderordnung zu sehen ist, gibt es genug.

Und genau durch solche Fotos ist Fabian auf die Idee gekommen, sich zu bewerben: Sein Vater Max hat es ihm vorgemacht, er stellte 1987 den Hopfenbräutigam dar. "Ich bin verbunden mit Ehekirchen und ich will die Tradition aufrecht erhalten", sagt Fabian überzeugend. Und wenn er von den Feierlichkeiten bei vergangenen Hochzeitsfesten erzählt, glaubt man ihm das. Denn obwohl er noch so jung ist, ist er, was das Fest angeht, schon ein alter Hase - schließlich ist er von klein auf dabei.

Anders als seine Gerstenbraut Julia - die zwei sind im wirklichen Leben übrigens kein Paar: Für sie ist das Hochzeitsfest etwas Neues. "Beim letzten Fest war ich ja erst 13", sagt sie, "da war mit Feiern noch nicht so viel." Das wird dann heuer anders.

Ihre Vorgänger Maximilian und Verena erinnern sich an "ihr" Fest 2014 voller Begeisterung. Für Aufregung etwa, sind sich die beiden einig, hat man gar keine Zeit, weil vorher so viel zu tun ist und jeder irgendwo bei irgendwelchen Vorbereitungen mithilft. "Hochzeitsfest ist Ausnahmezustand", stellt Maximilian fest. Er meint das ganz positiv und erzählt: "Nach dem Umzug gibt es ein ,Brautverziehen'. Da machen das Brautpaar, die Kronenträger und die Festdamen ihr eigenes kleines Beisammen sein mit Musik und Brotzeit. Das weiß ich noch, als ob es gestern war, das war sehr schön." Solche Erinnerungen wünschen alle vier auch mit Blick auf das Hochzeitsfest 2018 - für alle Besucher natürlich und für sich selbst ganz persönlich.

Heidrun Budke