Ehekirchen
Beim Umzug ziehen alle an einem Strang

Die Planungen für den Höhepunkt des Ehekirchener Hochzeitsfest laufen bereits auf Hochtouren

06.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Wiederholung geplant: Der Umzug im Jahr 2010 machte bei der Verkehrsinsel am Maibaum kehrt, so dass sich die Wagen und Fußgruppen auf der Hauptstraße begegneten. So könnte es auch heuer laufen. −Foto: Fotos: Budke

Ehekirchen (DK) Wer schon mal ein Fest organisiert hat, weiß, wie schwierig es ist, die Termine der Helfer unter einen Hut zu bringen. Um eine ganz andere Größenordnung geht es, wenn der Umzug für das Ehekirchener Hochzeitsfest geplant wird: Rund 45 Gruppierungen, Vereine und Kapellen sind beteiligt.

Das Ziel ist vorgegeben, da gibt es kein Wenn und Aber: Um Punkt 13.30 Uhr setzt sich der Festzug zur Ehekirchener Bierhochzeit nach dem traditionellen Böllerschuss in Bewegung. Idealerweise sollen eine halbe Stunde vorher alle Vereine, Kapellen und Gruppen an dem markierten Platz vor dem Startpunkt bereitstehen, fertig geschmückt, ohne moderne Ausstattungen wie Uhr, Handy oder Baseball-Cap. Auch die Zugnummern müssen vor dem Start abgenommen werden. "Die Nummern dienen nur zur Orientierung vor dem Zug" betont Georg Zett, Vorsitzender des Heimatvereins und Organisator des Umzugs.

Er hatte zu einer Versammlung aufgerufen, damit alle Planungen abgestimmt und Fragen geklärt werden konnten. Der Saal war dabei voll besetzt, Vertreter von fast allen Gruppen waren anwesend. Das zeigte, wie sehr ganz Ehekirchen hinter diesem Ereignis steht. Zett ist der Hauptverantwortliche für die Planungen und seine Autorität ist in dieser Frage unzweifelhaft - er hat jahrzehntelange Erfahrung und kennt die Details, die zu bedenken sind. So erinnerte er: "Also bitte die Nummern entfernen, bevor der Zug startet." Und noch etwas fiel ihm ein: "Keine Bonbons verteilen - das ist kein Fasching." Richard Ettenreich, der seit Jahren eine Kinderfußball-Mannschaft für den historischen Umzug organisiert, warf ein "Wir könnten Zwetschgen runterwerfen!" - und jeder lachte, auch Zett. Denn trotz allen Ehrgeizes, das "Leben, wie es früher war auf dem Land" historisch möglichst korrekt abzubilden, weiß er den Einsatz der Freiwilligen zu schätzen und scheut sich nicht, das zu betonen: "Die Leistung, die ihr bringt, ist toll. Ihr seid etwas Besonderes - tausende Leute kommen, um euch zu sehen."

An dem Abend wurde aber auch deutlich, wie groß der Aufwand für eine Gemeinde der Ehekirchener Größenordnung ist. Viele, die sich engagieren, sind nicht nur in einem Verein Mitglied, da werden hier und da die Leute schon mal knapp. Das wurde klar als es darum ging, Kassiere zu stellen. Rund um den Festzug gibt es Punkte, an denen das Festzeichen als Eintritt erworben werden muss. Mit vier Euro bleibt es unverändert erschwinglich. "Wir wollen ja nicht reich werden damit", meinte Zett. 60 Kassiere werden benötigt - am Ende der Abfrage kommt der Kassier des Heimatvereins, Josef Habermayr, nur auf 23 Paare. Also bekamen alle die Hausaufgabe, nochmals Leute anzusprechen.

Erfolgreicher war da Roman Huber, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, als er die Liste der Gruppierungen abfragte. Fast alle sind dabei, es gibt nur wenige Änderungen: Handwerk aus dem Dorf, zum Beispiel Maurer, Schmied und Wagner; die Waschweiber, die immer von zwei benachbarten Familien dargestellt werden; Kindergärten und Vorschulklasse; Feldbestellung, Heuernte, Mistschlitten, Kartoffelernte, Getreideverarbeitung bis hin zu Torfstechern und vielem mehr; Schrannenwagen und Schäferkarren. Und Kräuterweiber. Aber nein, da warf die Verantwortliche Angelika Eisner ein: "Wir nennen uns diesmal Kräuterleut', weil auch Männer dabei sind". Auch Jäger und sogar Wilderer fehlen nicht. "Da ist alles dabei, was Rang und Namen hat", zeigte sich Huber zufrieden.

Und vielleicht wird es sogar eine neue Gruppe geben: Jagdhornbläser würden gern mitmachen. Jagdführer Stefan Marb ist begeistert: "Die hätte ich schon immer gern dabei gehabt." Er kennt aber auch die Schwierigkeit: "Soweit ich weiß, können die nicht im Gehen spielen." Daraufhin entwickelte sich eine Debatte, denn den Zug unterwegs mehrfach anhalten, das wäre für viele Gruppen schwierig. "Dann müssen die eben auf einen Wagen", schlug jemand vor, aber ist überhaupt noch einer frei? Außerdem wäre ein weiteres Gespann notwendig.

Georg Zett gefällt die Vorstellung, den Festzug mit den Jagdhörnern zu bereichern, das sah man ihm an. Er speicherte die ganzen Vorschläge und Einwände ab, gab noch die eine oder andere Aufgabe zur Klärung weiter und beschloss schließlich die Diskussion: "Wir werden doch wohl irgendeine Lösung zustande bringen!" Das ganze Team saß noch eine ganze Weile zusammen: Man sah sich den Plan mit den Kassenpunkten an, diskutierte über das Tempo des Umzugs oder erzählte von vergangenen Bierhochzeiten. Es war nicht zu übersehen: Die Beteiligten freuen sich auf das Fest und sicher ist genau das ein Teil des Erfolgsrezepts, denn diese Begeisterung überträgt sich einfach auf alle Gäste. Davon kann sich jeder am ersten September-Sonntag selbst überzeugen.

Heidrun Budke