Neuburg
Dynamischer Arbeitsmarkt im Landkreis

Blick in die Jahresbilanz der Agentur- Neues Qualifikationschancengesetz soll Fachkräftemangel entgegenwirken

21.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:42 Uhr
Sind mit der Bilanz des Arbeits- und Ausbildungsmarktes im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 2018 durchaus zufrieden: Silvia Schmidt, Leiterin der Agentur für Arbeit in Neuburg, und Peter Kundinger, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Ingolstadt. −Foto: Riß

Neuburg (DK)"Extrem erfreulich für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und eine herausragende Zahl", nennt Peter Kundinger, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in Ingolstadt, die im vergangenen Jahr durchschnittliche Arbeitslosenquote von 1,9 Prozent (2017: 2,1 Prozent, 2016: 2,0 Prozent) beim Bilanzgespräch in Neuburg.

Statistisch gesehen spreche man schon bei drei Prozent von einer Vollbeschäftigung. "Das ist wirklich sehr positiv", sagt auch Silvia Schmidt, Leiterin der Agentur für Arbeit in Neuburg. Das zeige, dass "die Landkreisbewohner mobil und flexibel sind", außerdem eine "schnelle und kurzfristige Vermittlung möglich ist". Auch die Durchschnittszahl der Arbeitslosen in der Region mache die "Dynamik des Arbeitsmarktes deutlich". 2018 suchten 1056 Bürger im Landkreis eine Arbeitsstelle, 2017 waren es noch 112 mehr.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg im Vergleich zum Vorjahr um 347 auf 32618. Zudem gab es bei der Entwicklung der offenen Stellen "einen Sprung nach vorne". 2018 waren bei der Agentur für Arbeit 2382 zu vergebende Arbeitsplätze gemeldet (2017: 1903). "Der Zugang wird mehr, gleichzeitig aber auch die Schwierigkeit, die Stellen zu besetzen", erklärt Schmidt. "Das Potenzial an Arbeitskraft ist oft nicht so gegeben wie benötigt. " Im Klartext: Die Anforderungsprofile der Arbeitgeber und die Qualifikationen der Arbeitssuchenden sind nicht kompatibel. Bei der Langzeitarbeitslosigkeit halten sich die Durchschnittszahlen in den vergangen Jahren auf einem relativ niedrigen Niveau (2018: 187, 2017: 190, 2016: 175). "Wir geben uns Mühe, die Quote weiter zu senken", versichert Kundinger.

Einen Anstieg gab es bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Während im vergangenen Jahr 3858 Verträge in der gesamten Region unterschrieben wurden, waren es 2017 3705. Trotzdem sei der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen weiter ungebrochen und zwar zu Lasten des Handwerks. "Es wird mittlerweile verstärkt Aufklärungsarbeit an Schulen geleistet", erklärt Schmidt, "um Werbung für Berufsausbildungen zu machen und die jungen Menschen zum Umdenken zu bewegen. "

2018 gab es auf dem Ausbildungsmarkt im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen vier unversorgte Bewerber und 79 unbesetzte Ausbildungsstellen. "Die Bereitschaft auszubilden ist nach wie vor da", sagt Kundinger. "Wir sind sehr dahinter, Bewerber und Arbeitgeber zusammenzubringen. "

Mit Blick auf das neue Jahr soll insbesondere das zum 1. Januar in Kraft getretene Qualifikationschancengesetz dabei helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Das Gesetz ist für Arbeitslose und -suchende, Beschäftigte sowie Arbeitgeber", erklärt Schmidt. "Manchmal sind die Anforderungen gewisser Arbeitsstellen sehr hoch, dann können in einem kostenlosen Beratungsgespräch mögliche Zusatzqualifikationen herausgearbeitet werden. " Die bisherige Förderung der Weiterbildung der Agentur für Arbeit, das Programm WeGebAu, hat sich vor allem auf kleine und mittelständische Unternehmen bis 249 Mitarbeiter bezogen. "Mit dem neuen Gesetz ist das Angebot jetzt für alle Betriebe offen", sagt Schmidt. Es gehe darum, dass Arbeitgeber die Möglichkeit haben, geringqualifizierte Mitarbeiter zu Fachkräften weiterbilden zu lassen. "Heutzutage sind zertifizierte Ergänzungsausbildungen in jedem Berufsfeld relevant", weiß Kundinger.

Auch bei schwierigeren Vermittlungen von älteren Arbeitssuchenden könne das Gesetz helfen. "Dann sind Arbeitgeber auch eher bereit, ältere Mitarbeiter einzustellen, wenn diese weitere Qualifikationen erworben haben", zeigt sich Kundinger überzeugt. Arbeitnehmer, die ihre Stelle wegen fehlender Kenntnisse gefährdet sehen, können diese Beratungsleistung ebenfalls in Anspruch nehmen. Von der Agentur für Arbeit gibt es für die Arbeitgeber Zuschüsse, um den Arbeitsausfall - für die Zeit der Weiterbildung - auszugleichen. "Diese finanzielle Unterstützung wird natürlich individuell und abhängig von der Unternehmensgröße festgelegt", erklärt Schmidt.

Laut persönlicher Einschätzung von Peter Kundinger wird die Arbeitslosenquote im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen auch 2019 bei 1,9 Prozent bleiben, "vielleicht sogar um 0,1 Prozent zurückgehen". Bislang sei jedenfalls nicht absehbar, dass sich auf dem Arbeitsmarkt etwas zum Negativen verändert.

Luisa Riß