Neuburg
Donaupolder Riedensheim bald fertig

Restarbeiten nach "Uhu-Pause" - Flurbereinigung notwendig - Grundwassermodell Bertoldsheim

04.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:35 Uhr
Beim Hochwasser im Mai hat sich die Donau erstmals dem "Auslassbauwerk" bei Stepperg angenähert. Künftig öffnet und schließt Steuertechnik die Wehre. Ab 850 Kubikmeter Wasser wird geflutet. −Foto: Rein

Neuburg (r) Der sogenannte Polder Riedensheim geht der Fertigstellung entgegen.

Das 35-Millionen-Euro-Projekt könnte theoretisch zum Jahresende 2019 in Betrieb gehen. "Alles läuft nach Plan", versichert Holger Pharion, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt.

Nach der "Uhu-Pause" sind die Arbeiten am Auslassbauwerk des Polders wieder angelaufen. Unterhalb des Finkensteins Bittenbrunn statten Fachfirmen den Betonklotz mit Stahltoren und Steuerung aus. Gearbeitet werden darf jeweils nur ab 1. Juli, weil die Naturschutzbehörde am Landratsamt ein Uhu-Pärchen schützen will. Das "Einlassbauwerk" unterhalb des Antonibergs ist bald steuerungsfähig, ein Leithäuschen ist errichtet und die elektrischen Zuleitungen sind verlegt. Von dort aus wird das Wehr per Knopfdruck gesteuert.

Auch die massive Dammverstärkung und -erhöhung geht zu Ende, noch im Juli ist Abnahme aller benutzten (und zurückgebauten) Wege durch Fachbehörde, Firmen und den Markt Rennertshofen terminiert. 130 000 Tonnen Schotter, Kies und Erdreich sind verbaut oder verlagert worden.

Der Donaupolder mit acht Millionen Kubikmetern Rückhaltevolumen hat zehn Jahre Vorbereitungszeit und fünf Jahre Bauzeit erfordert. Die Vorgeschichte begann 2004. Erst 2014 nahm der damalige Amtschef Karl Deindl den Planfeststellungsbescheid von Regierungspräsident Christoph Hillenbrand entgegen. Am 31. März 2015 schritt Umweltministerin
Ulrike Scharf zum ersten Spatenstich.

Über einen "Einweihungstermin" spreche man noch nicht, so Holger Pharion, "das ist Sache der Politik. " Außerdem stehe noch eine Flurbereinigung mit der Direktion für ländliche Entwicklung für die Riedensheimer Ebene an. Privateigentümer sollen Tauschflächen für die ökologische Flutung erhalten. Geflutet werden soll ab Wasserführungen der Donau von 850 Kubikmetern pro Sekunde aufwärts. Die Flurbereinigung wird wohl ein Jahr in Anspruch nehmen. Volllaufen soll das Riedensheimer Becken erst ab extremen Hochwassern der Donau ab 2200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.

Für den umstrittenen Polder Bertoldsheim liegt mittlerweile das Grundwassermodell vor. Die Berechnungen der Grundwasserströme unterblieben aber, weil der Polder politisch gestoppt ist, so Bauoberrat Holger Pharion. Dieses Stopp-Signal würde Bürgermeister Georg Hirschbeck (Rennertshofen) am liebsten auf alle Zeiten ausdehnen. "Zumindest für diese Legislaturperiode des Bayerischen Landtags gilt: Kein Polder", das steht für den Bürgermeister fest. Ein zweiter Polder mit über 20 Millionen Kubikmetern Volumen würde seine Gemeinde, "die den Polder Riedensheim klaglos, solidarisch und ohne Demonstrationen hingenommen hat, eindeutig überfordern".

Diese solidarische Haltung trägt auch die Neuburger Stadtpolitik mit. Bei allen Vorteilen für die Stadt durch einen Polder Bertoldsheim "sind wir uns in den Bedenken mit der Nachbargemeinde Bertoldsheim einig", sagt Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Zu einer Pro-und-Kontra-Diskussion im Stadtratsplenum ist es deshalb nicht gekommen. Mandatsträger wie Hans Mayr sieht sich in erster Linie für die Stadt verantwortlich und lehnt den Polder nicht von vornherein ab. "Die Stadt Neuburg wäre natürlich der erste und nächste Nutzer eines Polders Bertoldsheim", so Wasserwirtschaftler Holger Pharion.