Neuburg/Schrobenhausen
Donaumoos: "Jahrhundertchance nutzen"

Bund Naturschutz und Vogelschutzbund fordern, weitere Solarpark-Pläne im Niedermoor einzugrenzen

23.01.2022 | Stand 27.01.2022, 3:35 Uhr
  −Foto: Janda

Hilpoltstein/Neuburg - Der bayerische Naturschutzverband LBV und der Bund Naturschutz (BN) in Bayern begrüßen das Moorrenaturierungsprojekt der Bayerischen Staatsregierung im Donaumoos. Zum Ärger der Verbände steht dort derzeit jedoch nicht die aus ihrer Sicht dringend notwendige Maßnahme gegen den Klimawandel und den Artenschwund im Mittelpunkt, sondern der Bau von Photovoltaikanlagen.

Die Naturschutzverbände betonen in einem Schreiben an die Presse, dass die Grundwasseranhebung mit ihren positiven Wirkungen für Klima- und Naturschutz das zentrale Ziel für das Donaumoos sein müsse. Die Photovoltaik in der Freifläche könne grundsätzlich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Angesichts der Vielzahl aktueller Solarpark-Planungen im Donaumoos fordern BN und LBV deshalb: "Die Erstellung eines Gesamtkonzeptes und die Reduzierung der Planungen auf ein natur- und moorverträgliches Maß sind dringend notwendig", so der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Solarparks müssten zudem zwingend mit effektivem Moorschutz verbunden sein. "Höchste Priorität muss stattdessen die beschleunigte Nutzung der immensen Potenziale für Photovoltaik an Gebäuden haben", sagt BN-Vorsitzender Richard Mergner.

Das altbayerische Donaumoos mit einer Fläche von 17000 Hektar leiste allein schon durch den Solarpark Schornhof mit einer Gesamtfläche von 144 Hektar bereits jetzt einen überdurchschnittlich hohen Beitrag für die Freiflächen-Photovoltaik in der Region. Die Chance für effektiven Moorschutz sei dabei nicht genutzt worden. "Für den dringend nötigen Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2040 auf 100 Prozent braucht es vor allem Photovoltaik an Gebäuden, die Abschaffung der 10-H-Regel für den Ausbau der Windkraft, die Förderung von Bürgerenergie und die Nutzung der erheblichen Energieeinsparpotenziale", sagt Mergner.

Freiflächen-Photovoltaik sei nach verschiedenen Berechnungsszenarien nur auf maximal einem Prozent der Landesfläche nötig und das bei konsequenter Nutzung der Energieeinsparpotentiale. Dazu brauche es eine gute überregionale Planung. "Das gilt in besonderem Maß für das Donaumoos, in dem ja die Erhaltung des Moorbodens zur Verbesserung des Klima- und Naturschutzes das zentrale Ziel ist. Daher ist es dringend notwendig, ein Gesamtkonzept für die Errichtung von PV-Freiflächenanlagen zu erstellen. Und das, bevor es zu weiteren Planungen oder Entscheidungen kommt", so Günter Krell und Ernst Haile, Kreisvorsitzende des BN in Neuburg-Schrobenhausen und Aichach-Friedberg. "Wir engagieren uns seit Jahrzehnten im altbayerischen Donaumoos für den Moor- und Artenschutz und sehen in der Initiative der Moorrenaturierung eine Jahrhundertchance für die ganze Region", betont Schäffer. Mergner ergänzt: "Wir brauchen hierfür aber dauerhafte und attraktive Perspektiven für die Umstellung der Landwirtschaft auf nasse Grünlandwirtschaft und erwarten daher die rasche Vorlage eines wirksamen bayerischen Moorbauernprogrammes."

DK