Burgheim
Gleiches Recht für alle?

Flutpolder-Gegner fordern, dass nichts gegen den Bürgerwillen kommt - so wie beim Nationalpark

27.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:03 Uhr
Geballter Volkszorn: Der Widerstand gegen den geplanten Flutpolder bei Bertoldsheim ist groß. −Foto: Janda

Burgheim/Rennertshofen (DK) Die Gegner des geplanten Flutpolders bei Burgheim und Rennertshofen fordern einen Planungsstopp für das umstrittene Hochwasserschutzprojekt. Ihr Argument: Wenn der dritte Nationalpark in Bayern am Widerstand der Bevölkerung scheitert, dann muss das auch für den Polder gelten.

So einfach wie diese Forderung klingt, so schwierig wird sie freilich in der Realität umsetzbar sein. Immerhin geht es bei dem Projekt, das nur ein einziger Baustein im Mosaik der bayerischen Hochwasserschutzplanung darstellt, um viel. Sogar um sehr viel. Denn die Kette der Flutpolder soll schwere Flutereignisse donauabwärts mit Milliardenschäden verhindern. In Form von riesigen Rückhaltebecken, in die im schlimmsten Fall Millionen Kubikmeter Wasser fließen können.

Damit haben die Gegner des geplanten Flutpolders grundsätzlich kein Problem. "Wir leisten unseren Beitrag ohne Widerstand", sagt der Rennertshofener Bürgermeister Georg Hirschbeck. Damit meint er aber den bereits im Bau befindlichen Polder bei Riedensheim, der damit ebenfalls auf dem Gebiet des Marktes liegt. Ein zweites solches Bauwerk mit bis zu 19 Millionen Kubikmeter Stauraum in wenigen Kilometern Entfernung halten er und Burgheims Bürgermeister Michadel Böhm daher für ein Unding.

Bei ihrer Argumentation bedienen sich die beiden CSU-Politiker ungeniert bei der bayerischen Staatsregierung, genauer gesagt bei ihrem Parteifreund Markus Söder. Der Ministerpräsident hat bekanntlich in der vergangenen Woche in seiner Regierungserklärung die Pläne für einen dritten bayerischen Nationalpark auf Eis gelegt. Söders Begründung: Ein derartiges Projekt dürfe es nicht gegen den Willen der Bevölkerung geben. Was für den Nationalpark gilt, müsse jedoch auch für den Polder gelten, sagen Hirschbeck und Böhm unisono. Beide wissen dabei natürlich genau, dass der Widerstand gegen das Bauwerk im Bereich von Bertoldsheim massiv ist.

Wie berichtet, hatten die beiden Bürgermeister ebenso wie Peter von der Grün, FW-Kreisrat und Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Flutpolder, ihre Hoffnung zuletzt in einen Nationalpark in den Donau-Auen gesetzt. Dass sich ein derartiges Schutzgebiet und ein gigantisches technisches Bauwerk in unmittelbarer Nachbarschaft widersprechen, dürfte immerhin selbst Laien klar sein. Die entsprechende Bestätigung holten sich beide Bürgermeister erst vor wenigen Wochen in Schönesberg bei einem Gespräch mit Söders Vorgänger Horst Seehofer. "Er hat uns dabei auch zugesagt, dass er an dem Thema dranbleibt und zu uns hält", so Hirschbeck.

Von der Grün und seine Mitstreiter wollen unterdessen zweigleisig fahren und einerseits den Dialog fortsetzen, andererseits auf ein für sie günstiges Ergebnis des Grundwassermodells hoffen. Die entsprechenden Berechnungen im Auftrag des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt sollen bis zum kommenden Jahr abgeschlossen sein. Sie gelten als erster Meilenstein für die Frage, ob der Polder grundsätzlich möglich ist. Die Standortfrage bleibt damit aber noch offen. Dabei sind drei Flächen denkbar: zwischen Bertoldsheim und Marxheim mit 19 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen auf etwa 500 Hektar oder südlich der Donau mit 1300 Hektar und der gleichen Menge Wasser beziehungsweise 700 Hektar und etwas 14 Millionen Kubikmeter Aufnahmepotenzial.  

Kommentar von Stefan Janda

Dieser Schuss von Ministerpräsident Markus Söder kann auch nach hinten losgehen. Denn mit der Begründung,  einen  dritten Nationalpark nicht gegen den Willen der Bevölkerung umzusetzen, hat er den Gegnern eines Flutpolders bei Bertoldsheim – rein argumentativ  – eine mächtige Waffe in die Hand gedrückt. Dass nun von der  Donau die Forderung nach Gleichbehandlung kommt, überrascht daher nicht.  Was Söder und sein Umweltminister Marcel Huber, immerhin der geistige Vater der Polderkette im Freistaat, aus diesem Wunsch machen, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Fakt ist: Hochwasserschutz muss sein.  Und die Region leistet bereits sehr viel auf diesem Gebiet.   Fakt ist aber auch: Im anstehenden Wahlkampf ist grundsätzlich alles möglich. Und diese Chance sollten die Gegner des Projekts nutzen.

Stefan Janda