Rennertshofen/Burgheim
Poldergegner warten auf München

Noch kein offizieller Stopp für Bertoldsheim-Burgheim - Kosten am Ende wohl bei rund 380000 Euro

14.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
Der Ex-Polderstandort: Die Planungen für das Projekt Bertoldsheim sind zwar laut dem Koalitionsvertrag vom Tisch. Einen offiziellen Stopp gibt es aber noch nicht. −Foto: Rein

Burgheim/Rennertshofen (DK) Der westliche Kreis Neuburg-Schrobenhausen und die Nachbarn in Schwaben warten auf Thorsten Glauber. Der Umweltminister soll nach Wunsch der Bürger die Planungen für den Flutpolder Bertoldsheim rasch stoppen. Ein Datum gibt es noch nicht. Klar ist aber, dass das Projekt am Ende rund 380000 Euro kosten wird.

Eigentlich ist der Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern unmissverständlich. "Das Flutpolderkonzept werden wir ohne die Standorte Bertoldsheim und Eltheim/Wörthhof weiter verfolgen", heißt es darin - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Doch so groß die Freude darüber in der betroffenen Region rund um Bertoldsheim auch war: Nun warten die Bürger dort sehnsüchtig auf einen Planungsstopp für das umstrittenen Hochwasserschutzprojekt - und sie trauen dem vermeintlichen Frieden nicht ganz. Doch sowohl im bayerischen Umweltministerium in München als auch im Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt herrscht dazu eher Ratlosigkeit.

Entscheidender Mann in dieser Sache ist auf jeden Fall Thorsten Glauber. Der FW-Politiker aus dem oberfränkischen Forchheim, seit Anfang der Woche an der Spitze des Umweltressorts im Freistaat, ist für die Umsetzung des Koalitionsvertrags in seinem Zuständigkeitsbereich zuständig. Doch 47-Jährige dürfte dafür wohl mindestens einige Wochen Einarbeitungszeit im neuen Amt benötigen. Davon gehen derzeit auch seine Mitarbeiter aus. Kein Wunder: Neben dem Koalitionsvertrag gilt es auch die bereits beschlossenen Projekte sukzessive umzusetzen. Und dazu gehört in Glaubers Ressort auch die Naturoffensive Bayern, die das Kabinett im Sommer auf den Weg gebracht hat. Im Landkreis gehören dazu ein begehbares Donau-Aquarium sowie ein Moorinstitut, das am Haus im Moos angesiedelt werden soll. "Die Umsetzung erfolgt nach und nach", teilt ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die Planungen würden sukzessive voranschreiten. Wegen der Vielzahl an Projekten, darunter beispielsweise auch ein Artenschutzzentrum in Augsburg, könne das aber etwas dauern.

Was das für den gestoppten Flutpolder im Bereich des Rennertshofener Ortsteils Bertoldsheim und der Marktgemeinde Burgheim bedeuten wird, ist noch unklar. Derzeit arbeitet ein Ingenieurbüro am Grundwassermodell - und diese Arbeit geht vorerst auch weiter. Wie berichtet, hatte die Expertise zuletzt als entscheidend für die Fortführung der Planungen gegolten. Hätte das Modell ergeben, dass ein Polder negative Auswirkungen auf den Grundwasserstand haben würde, wäre das mehr oder weniger ein Totschlagargument für die weiteren Planungen gewesen.

Ganz umsonst dürfte diese Untersuchung allerdings nicht sein - sofern sie abgeschlossen wird. "Es wäre schon sinnvoll, diese Arbeit fortzuführen", findet Martin Mayer, Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Ingolstadt. Dabei schränkt er aber ein, dass die drei Poldervarianten nördlich und südlich der Donau keine Rolle mehr spielen dürfen. "In Bezug auf den Hochwasserschutz oder eventuell ein Auenkonzept können wir diese Erkenntnisse aber sehr wohl brauchen." Denn das Aus für den Flutpolder bedeutet nicht automatisch einen kompletten Stopp der Überlegungen für den Hochwasserschutz im westlichen Landkreis. Aus seiner Sicht ist daher nicht sicher, ob das Grundwassermodell ebenfalls gestoppt wird.

Noch warten Mayer und seine Kollegen, die mittlerweile seit Jahren an den Polderplanungen gearbeitet haben, daher auf Post aus München. "Wir haben den Koalitionsvertrag zwar zur Kenntnis genommen", sagt der Behördenleiter. Ein anderer Auftrag als der für die Planung liegt bisher aber von offizieller Seite in Ingolstadt nicht vor. Klar ist indes schon, dass der Flutpolder den Steuerzahler am Ende rund 380000 Euro kosten dürfte. Aktueller Stand der Ausgaben sind 261000 Euro, die in die runden Tische, Informationsveranstaltungen und zum Teil auch schon in die Untersuchungen geflossen sind. Bei Fertigstellung des Grundwassermodells sind weitere 125000 Euro nötig.

Stefan Janda