Neuburg
"Die Begeisterung wächst im Herzen"

Roland Koch aus Kösching hält Bildervorträge über seine Reisen - und kommt am Dienstag nach Neuburg

12.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:27 Uhr
  −Foto: Koch

Neuburg/Kösching (DK) Einige Träume hat er sich erfüllt, viele Ziele stehen auf seiner Liste: Seit der Jugend reist Roland Koch aus Kösching um die ganze Welt - und möchte etwas von seiner Leidenschaft weitergeben. In den vergangenen 25 Jahren haben über 11000 Zuschauer etwa 300 Bildervorträge besucht. Am Dienstag kommt er nach Neuburg - gemeinsam mit seinem Sohn Florian, mit der über die Alpen geradelt ist.

Kurt Scheuerer, einst Mathelehrer an der Ickstatt-Realschule, war der Auslöser. "Mit Mathe hat er mich weniger gelockt, aber mit der Fotografie", gibt Koch lachend zu. In den Fotografiekursen seines Lehrers lernte er in jungen Jahren, analoge Bilder zu entwickeln. Um sich eine Spiegelreflexkamera leisten zu können, trug er sonntags Zeitungen aus. "Damit bin ich durch die Stadt gezogen, die ich durch die Linse ganz anders gesehen habe", erinnert sich der 51-Jährige, der in Ingolstadt aufwuchs.

Ein weiteres Schlüsselerlebnis war eine seiner ersten Reisen mit dem VW-Bus in die Türkei. "Das Auto hat uns mitten in der Pampa im Stich gelassen, wo uns ein Bauer ins nächste Dorf abgeschleppt hat", erzählt Koch. Drei Tage habe die Reparatur gedauert - eine Zeit, in der er gelernt habe, auf Menschen zuzugehen, auch wenn er die Sprache nicht beherrscht. Die Besuche einiger Reisevorträge - unter anderem von seinem großen Vorbild, dem durch seine Wüstenreisen bekannten Fotografen Michael Martin - brachten ihn schließlich auf die Idee: "Das mache ich auch." 1992 hielt Koch also seinen ersten Diavortrag über seine Erlebnisse auf den Kapverdischen Inseln, "damals vielen Menschen noch völlig unbekannt".

 

 


25 Jahre sind seither vergangen. Mittlerweile hat er seine Multivisionsshows geradezu professionalisiert - auch wenn der Audi-Angestellte diese nur als Hobby sieht: "Das ist mir lieber als Fernsehabende." 50 bis 60 Stunden Arbeit steckt er in jeden seiner Vorträge, die er den Volkshochschulen in einem Umkreis von 100 Kilometern rund um Ingolstadt anbietet. "Vielleicht schaffe ich es so, kleine Pflänzchen in den Zuschauern für eigene Reisen zu säen." Seit 2001 füttert Koch zudem eine aufwendig gestaltete Homepage mit mittlerweile über 4500 Fotos, die er mit GPS-Daten verlinkt, damit Besucher eigene Routen planen können.

Auf seinen Reisen - viele davon zunächst mit seiner Frau - erfuhr Koch Dinge, die er seinen Zuhörern mit auf den Weg gibt. So in Schwarzafrika, wo ihm zufolge Armut und Herzlichkeit zugleich herrschen. "Dort habe ich gelernt, dass der Basiswohlstand, also ein Dach über dem Kopf, Essen und Ausbildung, ausreicht, um glücklich zu sein." Exotische Träume, die er sich erfüllt hat, seien Südafrika und Ecuador, wo er die Galapagosinseln und Urwaldvölker besuchte.

 

 



2003 kam der Sohn zur Welt, 2007 die Tochter - für Koch kein Grund, sich einzuschränken. "Kinder hindern einen nicht daran, mobil zu sein", sagt er. "Sie schaffen es, durch ihre Neugierde viele Türen aufzumachen." Wegen des Nachwuchses konzentrierte sich die Familie fortan auf Europa - und erkannte: "Hier ist es ja gar nicht langweilig, nur drei Meter abseits von der touristischen Masse haben wir tolle Sachen erlebt." Aus diesen Erfahrungen heraus entwickelte Koch seine Lebensphilosophie: "Die Begeisterung wächst im Herzen und in der Seele eines Menschen, unabhängig von Ort und Zeit. Im Herzen Bayerns genauso wie in der Ferne."

Eine Lehre, die Koch den Zuhörern seiner 90-minütigen Vorträge gerne nahelegt. Sein Ansatz sei eine Abwechslung zwischen Unterhaltung sowie Informationen über Sehenswürdigkeiten, Natur, Kultur und Geschichte. "Ich versuche, auch über Musik den Zugang zu den Leuten zu finden", sagt Koch. Landestypische Lieder oder Geräusche spiele er über CD ab. Die Resonanz sei - nach einigen eher durchwachsenen Jahren - sehr groß. "Seit die Beamertechnik verbessert wurde, ziehen Reisevorträge richtige Massen an", meint Koch.

Das hofft er auch für den Bericht über seine Radltour über die Alpen. Die hat er gemeinsam mit seinem Sohn Florian (15) bewältigt - und entsprechend dafür trainiert. "Die Kunst ist es, etwas herauszusuchen, das auch die Kinder interessiert", sagt er. So bestehe die Chance, seine Begeisterungsfähigkeit auf die nächste Generation zu übertragen. Zu zweit haben sie sich auf drei Etappen auf die 750 Kilometer lange Strecke von der Donau nach Venedig aufgemacht. Geradelt wurde 2016, 2017 und 2018 entlang der antiken römischen Handelsstraße, der "Via Claudia Augusta". Die Straße sei heute "eine wunderbare Radstrecke auf Feldwegen und ruhigen Nebenstraßen entlang der Flüsse Lech, Inn, Etsch und Brenta", schwärmt Koch. Es gebe zahlreiche Sehenswürdigkeiten entlang der Route, etwa Landsberg, die Wieskirche oder Schloss Neuschwanstein. "In den Bergen überwältigen uns fantastische Panoramen", erinnert er sich. "Wir quälten uns hinauf auf Fern- und Reschenpass und genossen die rasanten Abfahrten an der Alpensüdseite durch das Vinschgau hinunter nach Meran und Bozen." Auf der Tour habe man weit mehr gefunden "als fantastische Natur- und Kulturlandschaften", sagt Koch: "Nämlich das Gefühl, gemeinsam etwas Besonderes geschafft zu haben."
 

VORTRAG


Am Dienstag, 19 März, hält Roland Koch gemeinsam mit seinem Sohn Florian im Bücherturm einen Vortrag über die gemeinsame Radtour über die Alpen.

Die digitale Multivisionsvortrag beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt für die Veranstaltung der Volkshochschule kostet sieben Euro. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite www. reisevortraege.de.