Neuburg
Der unsichtbare Kandidat

Wahlkampf ohne Landtagsbewerber: Michael Freiherr von Gumppenberg und die FDP können nicht mehr gut miteinander

19.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:08 Uhr
Da war die Welt bei der FDP noch in Ordnung: Landtagskandidat Michael Freiherr von Gumppenberg (r.) mit Listenkandidat und Kreischef Oliver Brockmann (l.) und Bezirkstagsdirektkandidat Lothar Klingenberg bei der Nominierung im Januar. −Foto: Frank/DK-Archiv

Neuburg (DK) Der aktuelle Bayerntrend sieht die FDP mit genau fünf Prozent im nächsten bayerischen Landtag. Doch im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen könnte ein solches Ergebnis für die Partei in unerreichbarer Ferne liegen. Das Verhältnis zwischen liberaler Kreisspitze und Kandidat Michael Freiherr von Gumppenberg ist daran nicht ganz unschuldig. Weil beide Seiten nicht mehr so recht miteinander können - oder auch wollen -, liegt der Wahlkampf mitten in der heißen Phase auf Eis.

Von einem Zerwürfnis will keiner im FDP-Kreisverband sprechen, doch die Stimmen zur aktuellen Situation lassen tief blicken. "Er hat sich das wohl anders vorgestellt", sagt der Kreisvorsitzende Oliver Brockmann. "Es wäre alles so einfach, wenn er nur zu uns kommen würde", erklärt Lothar Klingenberg, Direktkandidat für den Bezirkstag. Der, um den es geht, hat sich jedoch rar gemacht. Richtig rar. Spätestens seit dem Sommer fiel es seinen Parteifreunden immer schwerer, Michael Freiherr von Gumppenberg zu erreichen. Weil der Landtagsbewerber in der Gemeinde Munningen im Kreis Donau-Ries wohnt, ist er in Neuburg und Umgebung kaum präsent, also mehr oder weniger unsichtbar. Wahlplakate gibt es (noch) nicht. Selbst unserer Zeitung wollte sich der Kandidat nicht zum Interview stellen. "Da haben Frustration und Zeitmangel mit reingespielt", gibt er jetzt unumwunden zu.

Doch woran liegt die Gewitterstimmung bei den Liberalen? Da scheint ein unbedachter Kommentar eines FDP-Mitglieds eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. "Es ist zu einer Äußerung gekommen", sagt Gumppenberg über den Vorwurf, der sinngemäß den Inhalt hatte, dass alle springen sollen, wenn der Kandidat das fordert. Er selbst weist diese Sicht weit von sich, "denn es war ja alles kein Muss". Dass seine Motivation ab diesem Zeitpunkt nachgelassen hat, will der 52-Jährige aber nicht bestreiten. "Im Vorfeld hatte das alles noch anders geklungen", sagt er und gibt zu, "sehr, sehr unzufrieden" zu sein.

Tatsächlich hatte das Miteinander der FDP und ihres adeligen Kandidaten so gut angefangen: Mit dem Freiherrn hatten die Liberalen einen bekannten Namen als Frontfigur gewonnen; ein Onkel, nämlich Dietrich von Gumppenberg, gehörte dem bayerischen Landtag bereits an. Der Neffe ist in Neuburg aufgewachsen, dort bestens sozialisiert und zählt unter anderem beim Schlossfest zu den Stammgästen. Ein bekannter Name, ein bekanntes Gesicht - eigentlich ein Coup, welcher der FDP im Stimmkreis ein besseres Ergebnis als die zuletzt recht mageren 1,6 Prozent bescheren sollte.

Daraus dürfte nun eher nichts werden, davon geht auch der Kandidat aus. "Mit mehr Engagement wären vielleicht sieben bis acht Prozent möglich gewesen", meint er und klagt über die fehlende Unterstützung vor Ort. "Die Partei ist in Neuburg ja eigentlich nicht mehr existent." Wie eine Zusammenarbeit in Zukunft aussehen soll, kann er sich daher kaum ausmalen. "Ich wollte mich für die Bürger engagieren und mich nicht einer Partei unterwerfen." Wahlplakate von ihm werde es dennoch demnächst geben, kündigt Gumppenberg an.

Eine fehlende Unterstützung oder gar zu geringes Engagement kann Oliver Brockmann bei der FDP im Stimmkreis unterdessen nicht ausmachen. "Da kam einfach plötzlich nichts mehr", sagt der Schrobenhausener, der nach der gescheiterten Bewerbung Gumppenbergs um die Spitzenkandidatur innerhalb der Partei deutlich weniger Enthusiasmus beobachtet haben will. "Dabei fand ich das gar nicht mal schlecht", sagt der Kreisvorsitzende, räumt aber ein, dass dieser Schritt nicht mit ihm abgestimmt war. Ein schwieriger Wahlkampf? "Eigentlich ist er recht einfach, dafür aber unbefriedigend", sagt Bezirkstagsbewerber Lothar Klingenberg. Er habe sich das alles anders vorgestellt. "Wir wissen überhaupt nichts von ihm - und das ist das Traurige."

Trotzdem will die FDP an ihrem Kandidaten festhalten - wohl auch, weil ihr gar nichts anderes übrig bleibt. Immerhin sind die Stimmzettel längst gedruckt Unterstützung aus Neuburg-Schrobenhausen bekommt nun aber vor allem Jakob Schäuble, der in Ingolstadt antritt. "Mit ihm haben wir auf Listenplatz acht eine Chance, einen Abgeordneten aus der Region zu bekommen", stellt Brockmann klar.

Stefan Janda