Neuburg
Das Ende der Lehrlingspflichten

Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft - 57 Auszubildende starten in Gesellenleben

23.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:20 Uhr
Katrin Kretzmann
Aufstehen für den große Moment: 57 ehemalige Auszubildende wurden bei der Freisprechungsfeier am Sonntag in der Großen Dürnitz in das Gesellenleben verabschiedet. Vier von ihnen konnten sich über die besten Prüfungsergebnisse freuen: Maximilian Schmid, für den sein Vater, Metzgermeister Johann Schmid (links), in Vertretung erschien, Simon Köthe (5.v.l.) und Michael Rehm (3.v.r., beide Schreinerinnung) sowie Elena Buchberger (rechts, Friseurinnung). Es gratulierten die beiden stellvertretenden Landräte Sabine Schneider (2.v.l.) und Alois Rauscher (3.v.l.) sowie Kreishandwerksmeister Hans Mayr (4.v.l.) und Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (2.v.r.). −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) Für 57 Auszubildende aus 48 Betrieben im Landkreis war am Sonntag Schluss mit den Lehrlingsjahren: In der großen Dürnitz im Neuburger Schloss wurden sie bei der Freisprechungsfeier in das Gesellenleben entlassen - für Kreishandwerksmeister Hans Mayr eine Gelegenheit, "unseren hervorragenden Nachwuchs vorzustellen".

Mit einem kleinen Ausflug in die Vergangenheit eröffnete Kreishandwerksmeister Hans Mayr seine Rede und blickte auf den Ursprung der Freisprechung zurück. "Im Spätmittelalter schied der Lehrling aus dem Familienverband des Meisters aus und wurde feierlich in das Gesellenbuch der Zunft eingetragen." Für die damaligen Lehrknechte sei die Freisprechung das Ende der Lehrlingspflichten und die "ersehnte Erhebung in den Gesellstand" gewesen. Auch wenn sich die Ausbildungsmethoden mittlerweile geändert hätten, habe die Freisprechung noch immer eine hohe Bedeutung und "markiert als feierlicher Abschluss das Erreichen der ersten Stufe auf der handwerklichen Karriereleiter ".

Für die frischgebackenen 57 Gesellen aus 48 Betrieben im Landkreis - vom Schreiner über den Metzger bis hin zum Friseur und Maurer - beginne nun das "lebenslange Lernen", betonte Mayr. Die Zeiten änderten sich, die Gesellschaft werde schnelllebiger und als junger Handwerker müsse man sich permanent mit neuen Technologien und Verfahrensweisen auseinandersetzen. "Das Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebot war deshalb noch nie so groß wie heute." Auch wenn die Digitalisierung einen immer größeren Stellenwert einnehme, sei sie kein Hindernis für die Zukunft des Handwerks, denn "wenn die Dachrinne tropft oder das Klo verstopft ist, hilft das auch nicht" und "eine digitalisierte, gute Butterbreze gibt es nicht". Mayr appellierte an die Verantwortung der 36 Junggesellinnen und 21 Junggesellen, Imageträger des Handwerks in der Öffentlichkeit und stolz auf ihre Leistung, ihren Fleiß und ihr Durchhaltevermögen zu sein, denn "das Handwerk hat noch immer Zukunft".

Den Worten des Kreishandwerksmeisters schloss sich auch stellvertretender Landrat Alois Rauscher an, der den erkrankten Roland Weigert vertrat. "Es ist ganz wichtig, dass wir ein Augenmerk auf das Handwerk legen, denn die Versorgung von Fachkräften ist einer der wichtigsten Punkte, die die Zukunftsentwicklung bestimmen werden", sagte Rauscher. So habe der Landkreis seine Hausaufgaben gemacht und durch die Weiterentwicklung und Ausstattung der Schulen gezielt in die berufliche Bildung investiert. "Das Handwerk steht für den Mittelstand und wir haben in unserer Region Großindustrien, die stark davon profitieren, dass die jungen Leute bei uns perfekt ausgebildet werden und als Fachkräfte zur Verfügung stehen", so Rauscher weiter. Das Handwerk habe noch immer goldenen Boden "und ich bin überzeugt, dass es auch noch sehr lange so bleiben wird".

"Sie haben ihr Zeil erreicht, können stolz sein und sich für dieses harte Stück Arbeit selbst auf die Schulter klopfen", sagte Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Es seien besonders Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Ausdauer, die den Handwerker ausmachen. "Sie dürfen auch eines nicht vergessen: Sie sind Dienstleiter und müssen sich immer in die Lage des Kunden hineinversetzen." Und wenn dieser zufrieden ist, sei das das Beste, was einem Handwerker passieren könne, denn gute Arbeit spreche sich herum und die Mundpropaganda sei noch immer die allerbeste Werbung für einen Betrieb. "Sie sind keine Amateure mehr, sondern Profis", fügte Franz Schmidtner, Leiter der Staatlichen Berufsschule I in Ingolstadt, hinzu. Durchhaltevermögen und Fleiß hätten sich ausgezahlt und darauf "können Sie alle sehr stolz sein".

Schließlich wurden die ehemaligen Auszubildenden von Kreishandwerksmeister Mayr freigesprochen und konnten stolz ihre Gesellenbriefe in den Händen halten. Die stärksten Innungen waren dabei die Schreiner mit 16 und die Friseure mit 14 Junggesellen.

Katrin Kretzmann