Neuburg
Wetterextreme machen Brauern Sorgen

Bei einer Feldbegehung in Neuburg überzeugen sich Fachleute von der diesjährigen Gerstequalität

17.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr
Ortstermin am Getreidefeld: In Neuburg-Ried machten sich Experten gestern ein Bild von der diesjährigen Braugerste-Saison. Nach den Wetterkapriolen gibt es allerdings kaum Grund zum Jubeln. −Foto: Fotos: Janda

Neuburg (DK) Müssen die Bierliebhaber im Freistaat heuer um die Qualität ihres Lieblingsgetränks bangen? Wohl eher nicht, findet Braumeister Peter Winter. Der Fachmann der Paulaner-Brauerei machte sich gestern ein Bild von der Situation in Neuburg - auf einem Feld in Ried und auf dem Gelände von Donau Malz.

Sie trägt zwar ihr üppiges blondes Haar, doch so ganz zufrieden sind die Fachleute mit Grace nicht. Denn die Gerstensorte mit dem englischen Frauennamen, der für Anmut steht, kommt heuer etwas dürr daher. "Das war ein extremes Jahr mit ganz unterschiedlichen Wetterlagen", erklärte Markus Braun den Besuchern an seinem Getreidefeld. Auf einer Fläche von 7,6 Hektar baut der Landwirt aus Ried heuer die Braugerstensorte Grace an - kein einfaches Unterfangen. "Die Trockenheit im Mai und der später Niederschlag haben dazu geführt, dass die Pflanzen fast abgestorben waren, aber plötzlich wieder grüne Triebe bekommen haben", so Braun. Obendrein habe der Starkregen der vergangenen Wochen den zarten Halmen arg zugesetzt.

Unzufrieden sind die Fachleute angesichts dieser Ausgangslage aber nicht. "Die Qualität ist sicher nicht so hoch", erklärte Braumeister Peter Winter, der in der Münchener Großbrauerei für die Qualität der verarbeiteten Rohstoffe zuständig ist. Dramatische Auswirkungen auf die Qualität des Gerstensafts müssen die bayerischen Genusstrinker deshalb aber nicht befürchten. Seinen Worten zufolge hat die lange Trockenheit zur Bildung von kleineren Körnern geführt, gleichzeitig verstärkten die Pflanzen in dieser Phase die Eiweißproduktion. "Dadurch wird die Arbeit für uns schwieriger",so Winter, der kleinere geschmackliche Auswirkungen sowie eine geringere Stabilität des Bieres und damit einen schnelleres Absetzen der Inhaltsstoffe erwartet.

Voraussichtlich kommende Woche wird Landwirt Markus Braun das Feld südlich von Ried abernten, gleich nach der Weizenernte. Die Gerste landet dann beim Unternehmen Donau Malz bei Grünau, das für zahlreiche Brauereien in der Region aus Getreide Malz herstellt - einen wesentlichen Bierbestandteil. Betriebsleiter Martin Schubert geht davon aus, dass aus Brauns Feld rund 40 Tonnen Malz entstehen. "Das reicht für rund eine Viertelmillion Maß Bier", so der Fachmann. Rund 66000 Tonnen verarbeitet das Unternehmen jedes Jahr, daraus entstehen durch die Arbeitsprozesse Weichen, Keimen und Darren, also Trocknen, insgesamt etwa 53000 Tonnen Malz. Wie genau das funktioniert, sah sich Braumeister Winter in der Betriebsstätte genau an. Mehr als 95 Prozent des dort hergestellten Malzes geht übrigens in die Bierproduktion, der Rest in die Lebensmittelerzeugung, unter anderem an verschiedene Backmittelhersteller.

Derartige Besuche sind keine Seltenheit. Winter selbst sieht sich jedes Jahr etwa fünf bis sechs Felder an. Dabei geht es für ihn um Kontakt zu den Vertragspartnern und zu einem gewissen Teil auch um Qualitätskontrolle. Denn letztlich ist die Bierherstellung auch eine bierernste Angelegenheit.

Stefan Janda