Neuburg
Unschöne Szenen auf den Wertstoffhöfen

Mitarbeiter sehen sich immer öfter Anfeindungen ausgesetzt - Landkreisbetriebe suchen Lösung

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Sie arbeiten für den Erhalt der Wertstoffe: Werkleiter Marcus Csiki (r.) und Dennis Kaupp, der für das Personal auf den Höfen des Landkreises zuständig ist. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Mülltrennung, Zählen und ein freundliches Miteinander sind manchmal gar nicht so einfach - zumindest haben die Mitarbeiter der Wertstoffhöfe in Neuburg-Schrobenhausen bei den Bürgern manchmal diesen Eindruck. Die Landkreisbetriebe wollen das ändern. Selbst eine härtere Gangart ist ein Thema.

Es ist fast schon ein tägliches Spiel in den Einrichtungen des Landkreises: Die Bürger bringen ein Gemisch aus Grüngut und Strauchschnitt, obwohl für beide unterschiedliche Freimengen gelten, bringen mehr Rasenschnitt als erlaubt oder übertreiben es bei der Menge des angelieferten Bauschutts. Richtig problematisch wird es für die rund 105 Helfer auf den 21 Wertstoffhöfen vor allem dann, wenn die Leute ihren Irrtum nicht einsehen. "Viele scheren sich nicht groß darum und werfen unseren Leuten die Sachen einfach vor die Füße oder vor einen Container", weiß Dennis Kaupp, der bei der Landkreis Service GmbH für das Personal auf den Wertstoffhöfen zuständig ist. Im Fachjargon ist dieses Verhalten eine rechtswidrige Müllablagerung - und die wäre theoretisch mit einem Bußgeld zu ahnden.

Noch drücken die Mitarbeiter in den Einrichtungen und die Verantwortlichen der Landkreisbetriebe beide Augen zu. "Wir schlucken das", sagt Werkleiter Marcus Csiki, betont aber: "Mittlerweile gibt es solche Vorfälle jede Woche." Aus diesem Grund will er das Problem nun offensiv angehen, zunächst morgen Nachmittag im Werkausschuss des Kreistags. Sanktionen, daraus macht Csiki kein Geheimnis, wären einfach möglich; immerhin kommen die Bürger ja im Normalfall mit ihrem Privatauto zu den Wertstoffhöfen und sind über das Kennzeichen leicht zu identifizieren. Doch das wäre für ihn und sein Team wohl nur der letzte Weg. "Denn es geht ja darum, den Bürgern zu helfen", erklärt der Werkleiter, der das Problem als Medaille mit zwei Seiten sieht. Einerseits seien die Wertstoffhöfe und damit auch deren Mitarbeiter vom Bürger finanziert, andererseits müssten sich diese auch an bestimmte Regeln halten. Streitigkeiten über die richtige Menge des abgelieferten Materials, die sich manchmal bis zu Beleidigungen hochschaukeln, halten er und Kaupp allerdings für ein Unding.

Dass die Mitarbeiter der Wertstoffhöfe bei den Abgabemengen derart streng sind, hat aber durchaus einen Grund. "Wenn jemand zu viel bringt, ist der Container voll", sagt Csiki. "Doch was mache ich dann mit den anderen Bürgern?" Auf den Wertstoffhöfen des Landkreises gehe es ja darum, dass jeder die gleiche Chance habe, eine gewisse Menge abzugeben - planbar ist das aber natürlich nicht. Gerade beim Bauschutt kann das schnell zum Problem werden. "Nach zwei bis drei Öffnungstagen ist der Container voll", weiß Kaupp, der daher auf das Verständnis der Bürger hofft. Das gilt auch beim Elektroschrott, den die Bürger in haushaltsüblichen Mengen in den Einrichtungen abgeben dürfen. Was dieses haushaltsüblich bedeutet, darüber lässst sich jedoch trefflich streiten, wie die beiden Experten wissen. "Wir hatten auch mal den Fall, dass jemand 32 Solarpaneele gebracht hat", erinnert sich Kaupp. "Das geht natürlich nicht."

Ebenfalls ein Thema ist die Trennung des abgelieferten Materials. Eternit oder Teer im Bauschutt bereitet den Mitarbeitern viel Arbeit, denn beides ist Problemmüll und muss mühsam aussortiert werden. "Für unsere Leute ist das richtig problematisch", erklärt Csiki. Dennoch sind die Beschäftigten in den Einrichtungen auch in solchen Fällen meistens eher gnädig. Weil die Alternative zur Abgabe im Wertstoffhof für manche Zeitgenossen leider auch die Entsorgung in der Natur ist, gilt in den Landkreisbetrieben in so einem Fall der Grundsatz der Müllvermeidung, wie Csiki betont."Wir wollen die Wertstoffe lieber zurück in den Kreislauf bringen."

Für ihn und seine Kollegen gilt angesichts all dieser Probleme, zu denen übrigens auch der Massenandrang direkt zur Öffnung der Wertstoffhöfe oder unmittelbar vor deren Schließung gehört, dass stetig Verbesserungsprozesse laufen müssen. Dabei soll auch die Smartphone-App der Landkreisbetriebe helfen. "Es ist schwer, den Bürgern diese Dinge beizubringen", sagt Kaupp, dessen Team oft mit visuellen Beispielen arbeitet. Etwa mit einer Wanne, in die genau die erlaubte Menge von 200 Litern Bauschutt passt. Auch über Ampelanlagen für ein geordnetes Verhalten auf den Höfen denken die Verantwortlichen in den Landkreisbetrieben bereits nach. Und dann laufen auch noch die Planungen für einen Laden, in dem geeignete Gegenstände, die Leute abgeben, zu günstigen Preisen wieder zum Verkauf angeboten werden. Momentan läuft die Arbeit am Konzept, auch Interessenten für eine Kooperation haben sich Csiki zufolge bereits bei ihm gemeldet. Er hegt natürlich auch die Hoffnung, dass sich mit diesem Modell die Abgabemengen in den Wertstoffhöfen etwas eingrenzen. Gleichzeitig sollen die Erlöse direkt den Bürgern über geringere Gebühren zugute kommen. Der Startschuss wird voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres fallen.

Stefan Janda