Neuburg
Fischer fürchten den Nationalpark

"Eigentlich eine Katastrophe" - Drei Tonnen Karpfen, Hechte und Zander gesetzt

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr
neuburger Fischer beim besatz der Donau, 11. 11. 2017 −Foto: Rein, Winfried, Neuburg (rein)

Neuburg (r) "Der Nationalpark bringt uns nichts, außer Schwierigkeiten." Nebenberufsfischer Franz Winter ahnt bereits die Reglementierungen, die ein höherer Schutzstatus an der Donau mit sich bringen könnte. Vor allem die Angelfischerei könnte in Kerngebieten eingeschränkt werden.

Das könnte die Hatzenhofener Altwasser, die Stepperger Weiher oder den Silbermann unterhalb der Unterhausener Steilhänge betreffen. "An die Rinne in der Mooser Schütt wird man auch niemand mehr hinlassen", befürchtet Josef Hubbauer, Vorsitzender des Neuburger Fischereivereins. Die Fischrechte blieben zwar faktisch bei den Eigentümern, aber Zugänglichkeit und Nutzung stünden bald in Frage. Mit einem Nationalpark Donauauen "würde man eine zweite Käseglocke über das Gebiet stellen".

Die Fischer sehen das Thema also skeptisch bis ablehnend. "Wenn man es genau nimmt, ist der Nationalpark für die Fischerei eigentlich eine Katastrophe", meint Alfred Stier, Vizepräsident des Bayerischen Fischereiverbandes. Der Fischzuchtmeister weiß, dass viele Gewässer ohne Nachbesatz an Artenvielfalt verlieren. Die Fischerei brauche Handhabe und Zugriff auf ihre Gewässer.

Am Samstag setzten Verein und Koppelfischer drei Tonnen Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Weißfische in die Donau und ihre Nebengewässer. Alfred Stier lieferte den Pflichtbesatz von Kraftwerksbetreiber Uniper aus seiner Zucht in Bärnau (Landkreis Tirschenreuth), das Neuburger THW half mit Motorbooten beim Verteilen der Fische.

Dem Fischereiverein liegen auch die klassischen Donaufische am Herz. Deshalb sind dem Fluss wieder rund 3000 kleine Barben, Nasen und Brachsen übergeben worden. "Wer hätte das früher gedacht, dass wir eines Tages Brachsen setzen müssen", sagt Vereinschef Josef Hubbauer. Doch die früheren "Brotfische" der Berufsfischer, die mit dem Zugnetz ganze Schwärme an den Kiesbänken weggefangen hatten, sind tatsächlich rar geworden.

Das gilt auch für die klassischen Donaufische Zingel, Schrätzer und Streber. Allenfalls Einzelexemplare tauchen noch auf, wie ein "Monitoring" durch die Landesanstalt für Fischerei in der Neuburger Donau ergeben hatte. Die genannten Arten sind einzigartig, Kleinfische, die nur in der Donau vorkommen. "Wir würden sie gerne fördern und einsetzen", sagt Gewässerwart Hans Eser. Da gelte auch für Rotaugen, Rotfedern und Lauben, die im Einkauf mittlerweile teurer als manche Edelfische geworden sind.

In diesem Jahr haben die Vereinsbeobachter "ganze Schwärme von Kleinfischen" festgestellt. Man müsse aber davon ausgehen, dass die Stauhaltung mit Schwellbetrieb dem natürlichen Nachwuchs das Überleben erschwert. In den Riedensheimer Altwässern habe sich die Situation kontinuierlich verschlechtert, so Franz Winter. Einerseits lasse der kalte Wasserstrom der Donau in den Seitenarmen das Ablaichen kaum mehr zu, dann liegen wieder großflächige Bereiche trocken. Auch die Stauzielerhöhung am Kraftwerk Bergheim um 50 Zentimeter sehen die Fischereivertreter mit Sorge. Im Stadtgebiet Neuburg steige die Donau an und die Stauwurzel werde angeblich nach oben Richtung Donaubrücke geschoben, so Josef Hubbauer. Die Kiesbänke an der Leopoldineninsel würden sich dann zum Nachteil strömungsliebender Fischarten wie Barben und Nasen verändern.