Neuburg
Gemeinsame Sache?

Mutter einer Spielothek-Mitarbeiterin nach vorgetäuschtem Überfall nun auch auf der Anklagebank

17.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Alexandra Maier

Neuburg (DK) Die Geschichte könnte einem Vorabendkrimi entnommen sein: Gestern wurde sie allerdings erneut vor dem Amtsgericht in Neuburg verhandelt: Eine junge Mitarbeiterin einer Neuburger Spielothek macht gemeinsame Sache mit ihrem Onkel und dem Lebensgefährten ihrer Mutter, um an ihrem Arbeitsplatz einen Überfall zu fingieren.

Das Trio wurde bereits Anfang des Jahres vor dem Amtsgericht Neuburg rechtskräftig für den vorgetäuschten Überfall zu Bewährungsstrafen verurteilt. Gestern nun musste sich auch die Mutter der Spielothek-Mitarbeiterin vor Richter Marius Lindig verantworten. Das Gericht kam gestern allerdings zu keinem Ergebnis, der vermutlich wichtigste Zeuge fehlte.

Die Staatsanwaltschaft legt der Mutter Unterschlagung in Tateinheit mit Vortäuschen einer Straftat sowie Nötigung zur Last. Sie soll ebenfalls an dem Casino-Überfall im August 2017 mitgewirkt haben. Ihr bereits verurteilter Cousin belastet sie mit seiner Aussage. Während ihre Tochter und der Lebensgefährte auf der Anklagebank eisern geschwiegen hatten, hatte der Verwandte damals ausgepackt und gestanden. Drahtzieher des fingierten Raubs war demnach sein Komplize, der Lebensgefährte der Frau, er selbst habe nur getan, was ihm gesagt worden sei.

Die Überwachungskameras zeichnten damals alles auf: Der Onkel betritt mit einer Sturmhaube maskiert und einem Messer bewaffnet das Casino. "Gib Geld", sagt er zu seiner Nichte. Sie händigt ihm zuerst 1500 Euro aus der Kasse und dann 500 Euro, die sie mit einer Personal-EC-Karte aus einem Geldwechselautomaten entnommen hatte, in eine Stofftasche aus. Der Stiefvater wartet derweil draußen im Auto sitzend. Die Beute von insgesamt 2100 Euro hätten sie aufgeteilt. 300 Euro erhielt dabei auch die 50-jährige Angeklagte. Und diese habe ihn im Vorfeld der Verhandlung auch dazu gedrängt, ihre Tochter aus der Sache herauszuhalten, so die Aussage des 47-Jährigen vor Gericht.

Staatsanwalt Gerhard Reicherl ist davon überzeugt, dass die Frau kurz vor dem Prozess bei einem Telefonat ihrem Cousin mit Schlägen gedroht haben soll, um ihn so von einem möglichen Geständnis vor Gericht abzuhalten.

Zu Beginn der Verhandlung bat Verteidiger Jörg Gragert um ein Rechtsgespräch zur Klärung der Möglichkeit einer Abkürzung des Verfahrens im Falle eines Teilgeständnisses seiner Mandantin.

Eine Verständigung allerdings kam nicht zustande, da nach Überzeugung von Staatsanwaltschaft und Gericht dieses mögliche Teilgeständnis deutlich vom Anklagevorwurf abweicht.

Gragert gab daraufhin für seine Mandantin eine Einlassung ab. Mit der Planung, Durchführung und Organisation habe sie nichts zu tun gehabt. Nach der Tat seien ihr Lebensgefährte und ihr Cousin zu ihr gekommen und sie habe 300 Euro angenommen. Sie vermutet, dass sie von der Tat stammen. Da aber ihr Cousin Schulden bei ihr gehabt habe, habe sie das Geld angenommen.

Richter Lindig wollte von der Angeklagten wissen, was genau sie vom Überfall überhaupt mitbekommen habe. Daraufhin erzählte die Frau, dass zwei Tage vorher ihr Cousin, ihr Lebensgefährte und ihre Tochter in ihrer Wohnung zusammensaßen. Sie habe Kaffee serviert. Und ihr Cousin hätte vorgeschlagen, die Spielothek zu überfallen. "Ich dachte, er macht Spaß", so die Frau vor Gericht.

Auch Staatsanwalt Reicherl befragte die Angeklagte intensiv zu den Ereignissen vor der Tat. "Wer hat wo auf dem Sofa gesessen und was gab es zu Essen", will Reicherl wissen. Dabei hakt er immer wieder nach.

Dann wird die Verhandlung ausgesetzt. Denn der vermutlich wichtigste Zeuge des Prozesses - der Cousin der Angeklagten - ist gestern nicht vor Gericht erschienen. Er aber ist es schließlich, der mit seiner Aussage die Frau schwer belastet. Die Verhandlung wird am 15. Januar um 9 Uhr fortgesetzt.
 

Alexandra Maier