Neuburg
Fanfarenzug feiert mit vielen Gästen

Neuburger Formation spielt zum 40-jährigen Bestehen ein umjubeltes Konzert

25.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:33 Uhr
Josef Heumann
Schlossfest und Fanfarenzug gehören zusammen, das weiß keiner besser als Friedhelm Lahm (oben links). Lange Jahre leitete er diesen, heute das gesamte Fest. −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Es ist schon ein schönes Problem, wenn man vor lauter Feste-Feiern nicht mehr zu einer eigenen Geburtstagsfete kommt. So geschehen beim Neuburger Fanfarenzug, der jetzt, weil dazu bislang einfach die Zeit fehlte, gut ein Jahr verzögert seinen 40. feierte.

Und wie der Fanfarenzug gefeiert hat! Dass es nur so eine Freude war nämlich. Nicht älter werden zu wollen und einen Geburtstag einfach ausfallen zu lassen, ist beim Neuburger Fanfarenzug keineswegs auf keinen Fall. Der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl, der's gleichaltrig schließlich wissen muss, bestätigt es denn auch: 40 sei ein tolles Alter. Die Fahnenschwinger voran beim Schlossfest-Umzug, deren ihn faszinierendes Können der zehnjährige Reinhard daheim zwar weniger erfolgreich nachahmen wollte, sind denn auch Brandls früheste in Erinnerung gebliebene Begegnung mit Neuburg. Die Fanfarenbläser sind nun mal, dies wird an diesem Tag immer wieder betont, hervorragende Botschafter der Stadt. Längst auch über Landesgrenzen hinweg.
Dass der vielbeschäftigte Bundestagsabgeordnete bald einen halben Tag in Neuburg verbringt, dürfen die Fanfarenspieler sich durchaus als besonderes Kompliment anrechnen. Dass sie Brandl, aber auch Landrat Roland Weigert fürs Konzert begeistern und vom Fußball abhalten konnten - soll man jetzt besser von Heldentat oder Opfergang sprechen?

Gemeinhin würde man Ignoranz oder schlicht und einfach Dummheit mutmaßen, ein Konzert absolut zeitgleich zu einem WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft anzusetzen; dass dies gleich schon so ein entscheidendes werden sollte, wollte freilich bis vor einer Woche wohl niemand ahnen. Für den Fanfarenzug all das kein Problem. Der zieht nicht viel unter 1000 Besucher in den Schlosshof. Und es wären noch mehr gekommen, wäre das Konzert nicht im Vorfeld längst ausverkauft gewesen.

Der Umstand allein sagt fast mehr als die dann auch hervorgerufene Begeisterung: Der Fanfarenzug ist ein echter Sympathieträger. Das geht noch weit über die Musik hinaus. Es ist einfach ein ganz besonderer Haufen, eine selten alterslose, eingeschworene Gemeinschaft, die junge Menschen begeistert und ältere einfach nicht mehr los lässt. Und die Freundschaften quer übers Land stiftet, wie spätestens bei den Gästen vom Badischen bis aus Dortmund und voran deren teils höchst originellen Gastgeschenken eindrucksvoll bestätigt wird. Dass von der überdimensionalen Wurstplatte bis zum nur von zwei Mann zu erschleppenden Geburtstagskuchen aus Gernlinden diese Präsente auffallend mit Geselligkeit und Feiern zu tun haben, wird wohl kein purer Zufall sein.

Natürlich ist der Fanfarenzug untrennbar mit dem Schlossfest verbunden, ist so etwas wie dessen Spross. Obwohl die Chronik streng genommen ja einen anderen Grund nennt. Matthias Schieber wünschte sich in seiner Funktion als Faschingsprinz einst begleitende Fanfarenklänge, was eine Reanimierung der alten Fanfarenbläser-Tradition bei den Neuburger Burgfunken zur Folge hatte. Die Faschingsgilde war denn auch der Geburtshelfer für das neue, alsbald aufstrebende Unterfangen. Und natürlich wissen die beiden Festredner am Samstag, Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und Friedhelm Lahm, der heutige Marktvogt und selbst wiederum ein Spross des Fanfarenzugs, was Fest, Stadt, letztlich alle an diesen Botschaftern der guten Laune haben. Wenn die Fanfaren erklingen, ist Festesfreude selten fern, ihre militärische Funktion als purer Signalgeber trat rasch zugunsten festlicher Aufzüge und theatraler Großereignisse zurück. Und da ist man gleich wieder beim Neuburger Fanfarenzug, der längst mit konzertanten Qualitäten zu glänzen weiß.

Und sah man am Samstag wieder die ganzen anderen Abordnungen aus Bretten, Heidelberg, Teningen oder Gernlinden streng in ihren Uniformen, springen der große Unterschied, die absolute Alleinstellung der Neuburger sofort schon ins Auge. In ihren bunten Kostümen, jedes eine Spur anders, geschaffen vom Schneidermeister Hoffmann: Die verstehen sich zuerst einmal nicht als Kapelle, sondern als ein Landsknechthaufen, die leben ihre Rolle. Und machen das gut. Das hört man, das spürt man.

Ein Name muss fallen, der den ganzen Bazillus in Herz und in dem Fall Lunge und Lippen so Vieler pflanzte: Jürgen Dorwarth, Spross der Brettener Fanfarenspieler, die ihm jetzt ihr Goldenes Ehrenzeichen verliehen, den es beruflich nach Neuburg verschlug und der auch bei den Fanfaren-Anfängen bei den Burgfunken aktiv war und den das Schlossfest-Fieber dann kräftig packte. All der Freundschaften, die jetzt im schlossfestgleichen Schlosshof gepflegt sein wollten, waren so viele, dass selbst der Stunden währende Zeitrahmen fast noch gesprengt worden wäre. Es war ein Fast für Auge, Ohr und Gaumen.

Josef Heumann