Neuburg
Der schiefe Turm von Neuburg

Auf dem Schlossdach müssen die Handwerker dringend eingreifen - Kosten im sechsstelligen Bereich

17.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Ganz schön schief: Die Spitze des kleinen Glockenturms auf dem Neuburger Schloss neigt sich zur Seite, die Sanierung soll demnächst anlaufen. Das Problem sind die Fußpunkte der Holzstützen, die mittlerweile morsch sind. Für die Arbeiter gibt es dort zumindest einen tollen Ausblick auf den Schlosshof. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Der Glockenturm auf dem Südtrakt des Neuburger Schlosses ist arg in die Jahre gekommen. Mittlerweile ist die Statik der Spitze derart problematisch, dass eine Sanierung unumgänglich ist. Wie die Arbeiten ablaufen werden, ist offen. Bis August soll das Sicherungsgerüst jedoch wieder verschwinden.

Die Metallkonstruktion ist beim Blick auf das Neuburger Wahrzeichen so gut wie unübersehbar. Vom Schlosshof aus ragen die Streben in die Höhe, führen über das Dach bis hin zu dem kleinen Turm. Warum das Gerüst dort steht, erschließt sich vielen Beobachtern aber nicht sofort. Dafür braucht man schon den richtigen Blickwinkel, wie Thomas Kürzinger als zuständiger Sachbearbeiter beim Staatlichen Bauamt in Ingolstadt erklärt. "Der Turm selbst steht relativ gerade", doch die sogenannte Laterne, in der die Glocken hängen, neigt sich deutlich in Richtung Westen. "Pisa lässt grüßen", findet Kürzinger, der es nur dem Gewicht der tonnenschweren Glocken zuschreibt, dass der Wind die Turmspitze noch nicht heruntergerissen hat.

Verantwortlich für diesen schlechten Zustand ist die technische Ausführung des kleinen Bauwerks. Dieses ist dem Fachmann zufolge viel jünger als der Rest des Schlosses. Wie alt genau der kleine Turm ist, sollen nun Untersuchungen zeigen. "Wir wissen nur, dass er nachträglich eingebaut wurde." Auch Pläne existieren bislang nicht, sie entstehen derzeit aber schon. Klar ist allerdings, dass die Erbauer es mit der Verblechung direkt über der Turmuhr einst etwas zu gut gemeint haben. Dadurch konnte sich in den vergangenen Jahren Schwitzwasser im Inneren absetzen, die fehlende Belüftung verhinderte, dass die Feuchtigkeit getrocknet ist. Die Folge: "Das Holz ist vermorscht", so Kürzinger. Besonders deutlich - und besonders fatal - zeigt sich das an den Fußpunkten der tragenden Teile. Die Schäden müssen sich jedoch erst im Laufe der jüngsten Zeit dermaßen verschlimmert haben. "Vor elf Jahren, als wir die Uhr wieder in Betrieb genommen haben und der Turm ebenfalls eingerüstet war, hat es noch nicht so ausgesehen", weiß der Experte des Bauamts. Erst bei der bislang letzten Routineüberprüfung war das gesamte Ausmaß zutage getreten.

Noch ist allerdings unklar, wie genau eine Sanierung ablaufen muss. Im Idealfall wird es ausreichen, die einzelnen Hölzer nacheinander auszubauen und durch neue Teile zu ersetzen. Ein Vorgehen, für das Kürzinger und seine Kollegen aber erst die genaueren Untersuchungen abwarten wollen. Im schlimmsten Fall - und der ist nach wie vor nicht ausgeschlossen - funktioniert das nicht. Dann muss ein Kran die komplette Laterne aus rund 30 Meter Höhe abnehmen, so dass die Kompletterneuerung der Hölzer am Boden stattfinden kann.

Egal, welcher Weg es letztlich wird: Im Juni sollen die Arbeiten beginnen, bis August soll alles abgeschlossen sein. So zumindest hoffen es die Fachleute. Billig wird die Maßnahme jedoch auf keinen Fall. Kürzinger schätzt die Kosten vorsichtig auf rund 100000 Euro. "Wenn die Laterne runter muss, wird das aber vermutlich nicht reichen", betont er.

Bis zur Fertigstellung werden die Mitarbeiter der Schlösserverwaltung den Besuchern also noch öfter erklären müssen, was es mit dem Gerüst auf sich hat. Und auch die Schlossuhr wird bis dahin nicht ticken. Das Uhrwerk ist bereits ausgebaut, so dass im Inneren des Türmchens mehr Platz für die Handwerker zum Arbeiten ist.

Stefan Janda