Neuburg
Der Donau geht langsam das Wasser aus

Pegel auf 1,72 Meter gesunken - Ulmer Schachteln sagen ab - Bisher 20 Prozent Ernteschäden

20.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr
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Neuburg (r) Der Donau geht langsam das Wasser aus: Bei einem Pegelstand von 1,72 Metern kann man am Neuburger Ruderclub den Fluss fast durchschreiten. Die "Ulma", die kleinere der Ulmer Schachteln, hat ihre Donaufahrt abgesagt und die Landwirte wünschen sich baldige Niederschläge.

Beständiger Regen wird aber so schnell nicht kommen. Der Freitag ist mit Temperaturen bis zu 33 Grad als bisher heißester Tag des Sommers 2018 eingestuft worden. Mit durchschnittlich 20 Litern pro Quadratmeter Niederschlag blieb der Juli bisher strohtrocken. Der Juni brachte etwa 50 Liter, der Regelwert liegt bei 85 Litern pro Quadratmeter. Gewitterregen versickern rasch im Boden und bringen den Feldfrüchten wenig. Außerdem besteht Hagelgefahr.

Mit 140 Kubikmetern pro Sekunde erreicht die Wasserführung der Donau derzeit einen Tiefstwert. Die Staustufen der Rhein-Main-Donau GmbH fahren Schwellbetrieb, um der Bahn die benötigten Strommengen liefern zu können.

Die große Ulmer Schachtel ist im Juni gerade so "durchgerutscht", die kleineren "Ulma" und "Schwaben" gehen das Risiko eines Schiffsschadens nicht ein. "Wir sagen die Fahrt ab, so bedauerlich das auch ist", teilt Ulma-Kapitän Thomas Dangel aus Ulm mit. Der langjährige Donaufahrer ist mit allen Wassern gewaschen und kennt die Tücken des regulierten Flusses. Ausgerechnet Donauwörth, das seinen kleinen Hafen aufwerten will, gilt als kritischer Punkt. Im Umgriff der dortigen Donaubrücke weist die Donau "gerade mal 26 Zentimeter Pegelstand auf, so niedrig war sie noch sie", sagt Martin Guggelfuß, Fensterfabrikant und Kapitän der "Schwaben". Seine Mannschaft will trotzdem fahren, wird aber das Traditionsschiff per Lastwagen nach Kelheim bringen und dort einsetzen. Es sei denn, am Wochenende regnet es noch kräftig. Martin Guggelfuß: "Ich feiere am Sonntag Geburtstag und habe mir noch nie so sehnlich Regen gewünscht."

Das geht den Bauern genauso. Mais, Rüben und Kartoffeln bräuchten jetzt dringend Wasser, auf den leichten Böden im Raum Schrobenhausen treten bereits Trockenschäden (Mais) auf, berichtet Landwirtschaftsdirektor Josef Konrad. Die Zuckerrüben "schlafen" ein bisschen, wenn der Regen lange ausbleibt. Den Kartoffeln aber geht es "brutal schlecht", wenn jetzt eine Hitzeperiode mit 30 Grad ansteht. Ferner besteht die Gefahr, dass sich neue kleine Knollen bilden - ein Qualitätsverlust.

Die Getreideernte ist heuer früh dran und geht in diesen Tagen bereits zu Ende. Auf den Feldern rattern die Mähdrescher und bringen auch den Weizen schon nach Hause. Der grüne "Zwiewuchs" schmälert die Qualität. Im April und Mai war es zu trocken gewesen und die Pflanze hat ihren Wuchs reduziert. Die Regenperiode Ende Mai, nass und warm, hat das Wachstum wieder angetrieben und plötzlich neue Seitentriebe produziert - das passt dem Landmann überhaupt nicht. Auf leichten Böden müsse man bei Getreide und Raps wohl 20 Prozent Einbußen hinnehmen, meint Konrad. Aber von einer "Katastrophe" könne nicht die Rede sein. Im übrigen wisse der Landwirt, "dass er in der freien Natur arbeitet und nicht in der Montagehalle".