Rathauschef in Kritik
Causa Gensberger beschäftigt Bergheimer Gemeinderäte

Nach der Stellungnahme des Bürgermeisters beraten die Fraktionen - Engelbert Winter: "Mir reicht das nicht"

29.12.2021 | Stand 03.01.2022, 3:35 Uhr
Weiter in der Kritik: Bergheims Bürgermeister Tobias Gensberger. −Foto: S. Hofmann

Bergheim - Der Fall Tobias Gensberger bleibt in der Gemeinde Bergheim ein Dauerthema. Nach der Stellungnahme des Rathauschefs, der darin seine Weihnachtsbotschaft im Gemeindeblatt als Fehler bezeichnet und Reue zeigt, beschäftigen sich nun die Fraktionen im Gemeinderat damit.

Vor allem aus der Dorfgemeinschaft Bergheim, also Gensbergers eigener Gruppierung, ist die Kritik groß. Gemeinderat Engelbert Winter hält mit seiner Meinung über die Worte des Bürgermeisters nicht hinterm Berg. "Für mich ist diese Entschuldigung unehrlich", sagt er zur Stellungnahme Gensbergers vom Dienstagabend. Und: "Mir reicht das nicht." Nach Erscheinen des Gemeindeblatts hatte er Gensberger deshalb eine Nachricht geschrieben. Der Inhalt: "Ein Lkw hat ein Navi, du als Politiker nicht."

Von einer Forderung nach einem Rücktritt Gensbergers, wie sie am Mittwoch kursierte, will Winter im Gespräch mit unserer Zeitung hingegen nichts wissen. Das würde auch ihm zu weit gehen. Allerdings ist ein Zitat aus einem Kommentar in einem überregionalen Nachrichtenmagazin, in dem ein Leser den Bürgermeister auffordert, sein Amt niederzulegen, bei ihm hängengeblieben. Winter, der mit Gensberger seit vielen Jahren zusammenarbeitet, bedauert nun den unrühmlichen Ruf, den die Gemeinde durch die ganze Geschichte bundesweit hat.

Das sieht auch Steffi Sauerlacher so. Die Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Bergheim sieht in der Weihnachtsbotschaft "einen Fehler". Deshalb aber nun einen Rücktritt des Bürgermeisters zu fordern, wäre in ihren Augen ein Schritt zu viel. Dennoch hat sich ihre Gemeinderatsfraktion am Mittwochabend getroffen, um über das Thema zu beraten. In der Folge wollen sich die Kommunalpolitiker zur gesamten Causa äußern. Ebenso wie Vize-Bürgermeisterin Claudia Heinzmann von der Bürgergemeinschaft Unterstall lässt Sauerlacher aber durchblicken, dass die Entschuldigung Gensbergers zunächst ausreichen sollte. "Jetzt müssen wir abwarten, was die Landesanwaltschaft tut", so die Ortsvorsitzende.

Die Münchener Justizbehörde überprüft die Veröffentlichung im Gemeindeblatt derzeit. Dabei geht es um die Frage einer disziplinarrechtlichen Relevanz. Sprich: Hat der Bürgermeister mit seiner Meinungsäußerung im Gemeindeblatt eine Grenze überschritten? Einen zeitlichen Horizont für diese Prüfung gibt es laut Mitteilung der Landesanwaltschaft derzeit aber nicht.

Darüber hinaus steht Gensberger nach seinem schriftlichen Zurückrudern für viele im Internet nun als Buhmann da. Andere fürchten hingegen, dass er lediglich dem öffentlichen Druck nachgegeben habe. Dazu kommt von einigen Beobachtern des Geschehens auch Respekt für die Entscheidung des Bürgermeisters, einen Fehler einzugestehen. "Das verlangt Respekt", schreibt ein Internetnutzer.

Wie es mit der Zusammenarbeit auf Gemeindeebene weitergehen soll, das beschäftigt nun auch die Bürgergemeinschaft Unterstall, deren Fraktionsmitglieder sich ebenfalls beraten wollen. "Unsere Meinung ist aber, dass er ein guter Bürgermeister ist", betont Gensbergers Stellvertreterin Heinzmann, die auch die Zusammenarbeit im Gemeinderat schätzt. Engelbert Winter hingegen will die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. "Das ist für mich nicht glaubwürdig", betont er.

Und was sagt der Bürgermeister selbst dazu? Nichts! Nach seiner Stellungnahme am Dienstagabend, die mittlerweile auf der Bergheimer Internetseite das gelöschte Gemeindeblatt ersetzt, schweigt Tobias Gensberger wieder und ist für ein Gespräch nicht zu erreichen.

DK