Kleinhohenried
Alles dreht sich um Pettenkofer

09.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr

Kleinhohenried (iha) Er war eine Ausnahmepersönlichkeit, und er war ein Kind des Donaumooses.

Grund genug für Museumsleiter Fritz Koch und den Kulturhistorischen Verein Donaumoos um Vorsitzenden Dieter Distl, an Max von Pettenkofer zu erinnern. Sein Geburtstag jährt sich am 3. Dezember zum 200. Mal. Am Sonntag wurde im Rahmen des Museumsfestes eine Ausstellung im Heimatmuseum eröffnet.

Drei Dinge zeichneten Pettenkofer aus, erläuterte Medizinhistoriker und Pettenkofer-Biograf Wolfgang Locher seinen rund 70 Zuhörern: Zunächst verfügte der Sohn armer Bauern aus der Einöde Lichtenheim über das, was Locher "das Forscher- oder Wissenschaftsgen" nennt. Pettenkofer, der Medizin und Pharmazie studiert hatte, sei im Herzen Chemiker gewesen, der "Schlüsselwissenschaft, um dem Organismus auf die Schliche zu kommen". Pettenkofer habe "den richtigen Riecher gehabt, wo die Musik in der Chemie spielt", sei die Speerspitze der naturwissenschaftlichen Forschung und immer zur Stelle gewesen, wenn es etwas zu erforschen gab, woran andere vor ihm gescheitert waren. Zweitens brauche es eine große Herausforderung, um berühmt zu werden. Im Falle Pettenkofers war das die Cholera. München verdankt Pettenkofer sowohl die zentrale Trinkwasserversorgung als auch die Kanalisation - beide halfen, die Choleraepidemie zu beenden. Dass Pettenkofer sich in der Ursache der Cholera geirrt hatte, spielte letztlich keine Rolle. "Pettenkofer handelte aufgrund oder trotz falscher Theorie richtig", sagte Locher - Pettenkofer hatte die Bodenluft für die Cholera verantwortlich gemacht, Bakterien waren damals noch nicht bekannt. Drittens gelang es Pettenkofer "einen Megatrend auszulösen", indem er die Hygiene begründete, ohne die heute weder Medizin noch Lebensmittelherstellung denkbar wären.

"Die Cholera war der Dreh- und Angelpunkt für Pettenkofers Karriere", betonte der Autor einer neuen Pettenkofer-Biografie, die trotz leserfreundlichem Umfang zahlreiche Details aus dem Leben des Forschers berichtet. So erfand Pettenkofer ein Verfahren, Gold und Silber zu trennen und baute für König Ludwig I. antikes Glas nach. "Er war ein wissenschaftliches Wundertier", so Locher.

Bezirkstagsvizepräsident Michael Asam umriss den Lebenslauf Pettenkofers und hob dessen ganzheitlichen Ansatz, bei dem immer das Wohl des Menschens im Mittelpunkt stand, hervor. Ein "identitätsstiftendes Thema", nannte Landrat Roland Weigert die Ausstellung rund um Pettenkofer, schließlich sei dieser einer der größten Söhne des Donaumooses. Weigert freute sich über das große Publikum, das den Weg zur Austellungseröffnung gefunden hatte.

Gezeigt werden in der Ausstellung zwölf Infotafeln, die das Leben Pettenkofers ausführlich erläutern. Herausragende Exponate sind Originalkleidungsstücke Pettenkofers, darunter zwei Degen und Pickelhauben und zwei Zweispitze, die zur Ausgehuniform des Professors gehörten, sowie eine Ordenskette mit einigen seiner gewiss zahllos erhaltenen Auszeichnungen. Aus Pettenkofers Besitz stammen auch Kelche, Silberpokale und ein Tafelaufsatz, wie eingravierte Inschriften beweisen. Die Ausstellung im Haus im Moos ist bis 4. Dezember zu sehen ist.