Neuburg
48 Jungstörche haben heuer im Landkreis überlebt

Neuburg-Schrobenhausen bleibt ein starker Lebensraum - Opfer in Dinkelshausen und Rennertshofen

13.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:53 Uhr
Jungstörche sammeln sich im Donautal bei Unterhausen. Der Abflug in Richtung Süden steht bevor. −Foto: Foto: r

Neuburg (r) Heimat Ade - ein Großteil der Weißstörche in der Region hat sich bereits Richtung Süden verabschiedet.

Einige Nachzügler suchen noch Anschluss. Und auf der Kastlmühle im Sinninger Tal sind die spätgeborenen Jungen offenbar noch nicht flügge. Insgesamt gilt der Bruterfolg im Kreis Neuburg-Schrobenhausen als exorbitant: 20 Storchenpaare haben 52 Junge durchgebracht.

Vierfachen Nachwuchs gab es in Baiern, Rohrenfels und Kleinhohenried. Vier der Jungvögel haben ihr Leben leider in der nicht ganz ungefährlichen Umwelt verloren. Bei Dinkelshausen flog ein Jungstorch eine frisch gemähte Wiese an und streifte die darüberführende Stromleitung - es war sein Tod. In Rennertshofen verendete je ein Jungstorch aus den Nestern Schwedentor und Kettlitzkamin (ursprünglich je drei Junge). Einer der Vögel taumelte zuvor über den Sportplatz des FC Rennertshofen. Das Landratsamt lässt den toten Storch jetzt untersuchen, weil der Verdacht besteht, dass er vergiftete Mäuse gefressen haben könnte. In Langenmosen ist ein Jungstorch vermutlich von einem Auto überfahren worden.

Gunter Weinrich, der Neuburger Storchenexperte, hat all diese Vorgänge dokumentiert und in den meisten Fällen die Opfer auch persönlich geborgen. Einen am Kirchendach in Hollenbach abgestürzten Jungvogel haben die Storchenfreunde in einer Voliere gepflegt, er blieb dennoch nicht am Leben. Gunter Weinrich lässt jetzt einen klassischen Horst aus Stahlrohrgestänge anfertigen. Im September soll er auf der Hollenbacher Kirche montiert werden und den provisorischen Nestbau ersetzen.

Es könne nur noch um Ersatzbauten gehen, zusätzliche Standorte halten die Fachleute in Neuburg-Schrobenhausen für unnötig. Die Obergrenze der Dichte ist mittlerweile erreicht, der Lebensraum für den Weißstorch lässt sich nicht beliebig erweitern. Neben einem übersichtlichen Freisitz benötigen Weißstorchpaare ausreichend Feuchtwiesen, Flachgewässer, Bachläufe und einen zeitlich gestaffelten Grasschnitt der Landwirte. Von Maisfeldern kann der Storch nicht leben.

Bayernweit ist mittlerweile von nahezu 500 Brutpaaren auszugehen, ein bisher noch nie erreichter Bestand. Deutschlandweit wird der Bestand auf 7000 Storchenpaare geschätzt. Sie sind auch im Tropensommer 2018 zurechtgekommen. Die Jungvögel sammelten sich in vergangenen Wochen zum Abflug ins Winterquartier. Am Dachsholz im Donaumoos, ein klassischer "Sammelplatz", sind über 50 Vögel gezählt worden.

Pro Jahr muss ein Storchenpaar zwei Junge durchbringen, um seinen Bestand aus eigener Kraft, also ohne Zuzug von Störchen aus anderen Gebieten, zu sichern. Während der Bestand der Störche 2018 gegenüber 2017 wohl gleich groß bleibt, hat sich die Verteilung der Vögel im Bundesgebiet geändert. So ging in Mecklenburg-Vorpommern der Bestand der Störche von 2004 bis 2017 von 1142 auf 699 Tiere zurück. In den westlichen Bundesländern gab es dagegen hohe Zuwächse.

Die "Westzieher" kommen mit ihren Reiserouten offenbar besser zurecht. Störche, die auf westlichen Routen nach Süden fliegen, können in Spanien und Portugal überwintern. Artgenossen, die vom Osten aus über Afrika in ihre Winterquartiere fliegen, sind mit großen Risiken unterwegs.