Marienheim
113 Ortschaften im Schnelldurchlauf

Ein spitzbübischer Helmut A. Binser lässt in der Kunstscheune kaum ein Thema aus

20.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr
Ob Gitarre oder Akkordeon: Helmut A. Binser beherrscht seine Instrumente ebenso gut wie seine pointierten Texte mit so manch überraschender Wendung. −Foto: Foto: Hammerl

Marienheim (ahl) Was macht ein Mann im Männerurlaub ganz ohne Frauen in Amsterdam?

Klar, er verirrt sich zum Frühstück in eine Coffee-Bar "ganz ohne Kaffee, aber mit schlampig selbstgedrehten Zigaretten". Da ist die Shopping-Tour dann sehr lustig, auch noch beim nächtlichen Schaufensterbummel.

Die Zuschauer in der Kunstscheune Marienheim glauben Helmut A. Binser aufs Wort "Ohne Freibier wär das nie passiert. . . ". So lautet der Titel des vierten Bühnenprogramms des Oberpfälzer Musikkabarettisten, für den alles erträglich ist, vom Meteoriteneinschlag über "Trump forever President", Flugzeugabstürze über Neuguinea bis zum Lottogewinn aus sechs Richtigen, die der Nachbar getippt hat - solange das Schlimmste nicht passiert: "Dass es Freibier gibt und ich weiß nicht wo. " Und damit sich die Damen im Publikum nicht benachteiligt fühlen, endet die letzte Strophe seines Titelliedes auf "dass Schlussverkauf ist und sie nicht weiß, wo". Freibier - das passt zu Binsers Bierbauch, über den er genüsslich streicht und mit dem er überhaupt kein Problem zu haben scheint. Da steht offensichtlich ein Mann auf der Bühne, der keine Rolle spielt, sondern gut gelaunt sein eigentlich banales Umfeld humorvoll und manchmal auch ein bisschen spitzbübisch aufs Korn nimmt. Sein Themenbogen ist weit gespannt.

So behauptet er "Mein Nachbar is a Depp", erzählt von Chef Erwin, der nach einer Schulung durchgedreht ist und nur noch Projekte plant, von einem verhinderten Blumenkauf zum Valentinstag, der das Ende der Beziehung bedeutet, oder lässt den Wald zurückschlagen, so dass der Harvester-Fahrer am Ende mit defekten Gerät dasteht. Ob zwischenmenschliche Beziehungen oder Umwelt, digitale Welt oder Gesundheitstrip - Binser ist nichts fremd, was den Menschen im 21. Jahrhundert ausmacht.

Was ihn aber nicht davon abhält, manches kritisch zu hinterfragen. Beinahe philosophisch wird er, wenn er vom frischgeräucherten Steckerlfisch schwärmt, von Brezn und Obatzda, die es "nicht digital gibt" - ebensowenig wie die wahre Liebe, ein schmackhaftes Busserl oder die ausgekocherte Pfarrersköchin.

Ein Kabarettabend, wie ihn die Fans der Kunstscheune erwarten und lieben, gemütlich griabig, mit einem authentischen Künstler zum Anfassen, ganz nah, der treuherzig verspricht, den nächsten siebenwöchigen Urlaub in Neuburg zu verbringen statt in der Weltstadt Paris mit Louvre, Eiffelturm und Big Ben. Das kommt bestens an und natürlich lässt ihn das Neuburger Publikum nicht ohne Zugabe gehen.

113 Ortschaften im Schnelldurchlauf reißt er runter und verspricht 100 Liter Bier demjenigen, der das nachmacht - auswendig natürlich. Geübt werden kann im Internet. "Dreimal hab ich schon gezahlt", verrät er, zweimal an Kinder, die seien da viel besser als Erwachsene.