Greding
Zwist über Vorgehen beim dritten Rathausgebäude

Gredinger Bauausschuss uneins: Wie stark und wann sollen Bürger in Nutzungskonzept für ehemalige Metzgerei eingebunden werden?

30.11.2022 | Stand 18.09.2023, 22:34 Uhr

Das Schlachthaus der früheren Metzgerei Herrler am Marktplatz ist zwar groß, doch um es für die Stadtverwaltung nutzbar zu machen, scheinen die nötigen Investitionen viel zu hoch zu sein. Die Tendenz geht in Richtung Abriss. Plus einem Neubau. Foto: Luff

Von Volker Luff

Greding – Auf unbekanntes Terrain haben sich die Mitglieder des Gredinger Bauausschusses in ihrer jüngsten Sitzung begeben – und das mitten in der Stadt. Genauer gesagt, sogar in deren Schaltzentrale: dem Rathaus. Das mit neuem Gebäude deutlich erweitert werden soll. Die Kommune hat die ehemalige Metzgerei Herrler nebenan gekauft, über kurz oder lang soll sich das Rathaus, das sich derzeit über die Gebäude Marktplatz 11 und 13 auch über das Haus mit der Nummer 15 ausdehnen. Doch könnte man auch andere Dinge dort unterbringen: Erste Ideen über die zukünftige Nutzung waren ebenfalls Thema der Sitzung.

Zunächst aber führte Bürgermeister Manfred Preischl (FW) die Ausschussmitglieder in alle Zimmer, die der Verwaltung bisher im Rathaus zur Verfügung stehen, um ihnen vor Augen zu führen, dass die Raumnot groß ist. Der EDV-Raum ist in einem Kämmerchen neben dem Kämmerer Franz-Josef Hiebinger untergebracht – und gesteckt voll. Die Bauverwaltung ist notgedrungen auf mehrere Räume aufgeteilt, noch viel schlimmer sieht es mit dem Archiv aus: Dessen Bestandteile sind auf alle Stockwerke in allen Häusern verteilt.

Am schlimmsten aber sei es in den Abteilungen, in denen Kundenverkehr herrsche; nicht immer sei es angebracht, wenn Bürger mit einem Anliegen in die Verwaltung kämen und das vertrauliche Gespräch müsse vor den Ohren von weiteren Mitarbeitern und anderen Bürgern geführt werden. Zudem müsse man in allen Abteilungen einen Arbeitsplatz vorhalten, da die Stadt auch Verwaltungsfachleute ausbilde – und Azubis einen Schreibtisch immer dort benötigten, wo sie gerade tätig sind.

Nach diesem ersten Rundgang, „um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie es ausschaut“, so Preischl, ging es ein Haus weiter in die frühere Metzgerei. Sie besteht aus zwei Teilen: einem denkmalgeschützten Gebäude, das die Optik des Marktplatzes prägt; und dahinter einem etwa 30 Jahre alten Anbau, in dem unter anderem das Schlachthaus untergebracht ist. Der Anbau jedoch erscheint derart ungeeignet für die Belange einer Stadtverwaltung, dass sowohl der Architekt, als auch er selbst für einen Abriss plädiere, so Preischl. Unter anderem sind die Räume so hoch, dass im Obergeschoss die Ebenen ganz andere sind als im vorderen Teil des Komplexes – barrierefrei sieht anders aus. An selbiger Stelle könnte ein neuer Anbau in Holzbauweise errichtet werden, mit Räumen, die geeigneter erscheinen.

Vorder- und Hinterhaus sind allerdings gleichermaßen unterkellert, bei einem Abbruch soll der Keller bestehen bleiben. „Der Geschäftsleiter träumt von einem Zentralarchiv“, deutete Michael Pfeiffer, der diesen Posten innehat, sehr deutlich an, wie man das große Untergeschoss nutzen könnte.

Man hat nun also ein Haus, das noch umfassend umgestaltet werden soll, und jede Menge „Engpässe in der Verwaltung, die es zu lösen gilt“, wie Bürgermeister Preischl sagte. Das „Haus Herrler“, so der vorläufige Arbeitstitel bietet aller Voraussicht nach aber noch mehr Platz. Hierfür wollte Preischl Vorschläge aus dem Gremium hören. „Mir liegt am Herzen, dass man die Altstadt belebt“, sagte Heike Nuber (FW). Einen kleinen Laden mit Produkten von Direktvermarktern könne sie sich im ehemaligen Verkaufsraum der Metzgerei vorstellen; auch ein Café. Für Gert Sorgatz (FDP) geht es „in dieselbe Richtung“, er brachte einen Eine-Welt-Laden ins Gespräch.

Markus Schneider (SPD) wollte möglichst viele Bürger an der Ideenfindung beteiligen, beispielsweise über einen öffentlichen Aufruf. Auch die geplante Jugendzukunftswerkstatt könne sich mit dem Haus beschäftigen. Das allerdings wollte Preischl nicht – zumindest nicht in diesem frühen Stadium der Planung. „Das Vordringlichste ist, die Engpässe der Verwaltung aufzulösen“, stellte er seine Hauptintention klar. Erst einmal müsse man schauen, welchen Platzbedarf diese hat. Zu früh die Gredinger Bürger ins Boot zu holen, könnte Begehrlichkeiten wecken, sagte er: „Ich will am Ende nicht jedem erklären, dass er den Platz nicht kriegt.“Eine allzu früh geweckte Erwartungshaltung könne leicht zu Enttäuschungen führen. Der Architekt – das Berchinger Büro Kühnlein stand schon beim Haus der Kinder und dem Umbau des Museums in der Pflicht – solle auf dieser Basis einen ersten Plan entwickeln, danach könne man weitersehen.

Der Bürgermeister als Chef der Verwaltung und die Bürgervertreter im Ausschuss bekamen sich ein wenig in die Haare ob des weiteren Vorgehens. Thomas Schmidt (CSU) wollte eine Beteiligung der Menschen „ähnlich wie in den Dorfwerkstätten“ – und bekam Beistand von seinem Parteifreund Theo Hiemer: In diesen habe man ausdrücklich „erst einmal spinnen“ sollen, erinnerte er. Um so kreative Ideen zu entwickeln. Das sei schlecht möglich, wenn der Architekt schon massive Leitplanken einziehe. „Das Wie ist eine originäre Sache der Verwaltung“, machte Preischl deutlich, dass er sich den Weg der Planung nicht aus der Hand nehmen lassen werde. Dann hätte er die Frage nach Ideen auch nicht stellen dürfen, hielt Markus Schneider dagegen.

Um die Schärfe aus der Diskussion zu nehmen, schlug Preischl vor, dass die Fraktionen im Stadtrat sich des Themas erst einmal intern annehmen sollten. Zu einem späteren Zeitpunkt sehe man dann weiter. Darauf konnten sich alle einigen.

HK