Hilpoltstein
Zweifel im Stadtrat an Plänen des Investors für altes Krankenhaus

10.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:09 Uhr

Dringender Handlungsbedarf, aber noch offene Fragenbeim Stadtrat: Ein Investor würde das Gebäude gerne kaufen, denkmalgerecht sanieren und dort Wohnungen einbauen. Foto: V. De Geare

Von Viola De Geare

Hilpoltstein – Der Hilpoltsteiner Stadtrat hat in der jüngsten Sitzung die Pläne von Investor Igor Liahun von der A&A Projekt GmbH für das ehemalige Krankenhaus an der Burg präsentiert bekommen. Besonders die von ihm kalkulierten niedrigen Sanierungskosten sorgten für Verwunderung, da im Raum bereits weit höhere Kostenschätzungen standen. Nächste Woche entscheidet der Kreistag, ob die AWO, der die Vorburg gehört, an Liahun verkaufen darf.

Dieser wollte seine Planung an diesem Abend selbst vorstellen, konnte aber wegen eines familiären Notfalls nicht kommen. Also zeigte Bürgermeister Markus Mahl (SPD) den Ratsmitgliedern die Präsentation, offene Fragen wurden gesammelt und an Liahun weiter geleitet. Vorweg schickte er aber noch: „Man konnte lesen, dass der Landrat und ich die Pläne kannten und uns begeistert gezeigt hätten. Begeisterung sieht bei mir anders aus.“

Wohnnutzung durch Umbau im historischen Bestand

Liahun möchte das ehemalige Krankenhaus an der Burg in acht Wohnungen umbauen, dabei soll der Umbau großteils im Bestand passieren, entfernt würden lediglich einige Wände. Um auch das Dachgeschoss zur Wohnnutzung erschließen zu können, sollen Schleppgauben eingebaut werden. Im Innenhof sollen in der Art eines Laubengangs Balkone entstehen. Die Planungen seien auch bereits mit dem Landesamt für Denkmalpflege besprochen.

Trotz der umfangreichen Präsentation seien für Mahl noch viele Fragen bei den Plänen offen, wenngleich er anmerkte, dass der Investor im nördlichen Landkreis und in der Kreisstadt Roth einen guten Ruf genieße und dort einige Projekte auch nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten tadellos saniert habe. Aber: „Die Anlage bei uns hat größere Dimensionen und hier wird der Denkmalschutz kräftig mitreden.“ Zu den Laubengängen merkte Mahl an, dass die Grundstücksgrenze nach seiner Meinung direkt an der Außenwand entlang laufe, die Laubengänge also auf fremdem Grund geplant seien. Auch den Fertigstellungstermin Ende 2025 halte er für sportlich.

Erstaunt zeigte sich Mahl über die vom Investor kalkulierten Kosten von rund 3,8 bis 4,5 Millionen Euro. Denn bereits 2013 hatte ein Ingenieurbüro die Burg untersucht und schon damals rund sechs Millionen für eine Komplettsanierung kalkuliert, der Museums- und Heimatverein (MuH) hatte bei seiner jüngsten Ideenvorstellung das ehemalige Krankenhaus gar 12 bis 15 Millionen an Kosten für eine Komplettsanierung in den Raum gestellt. Mahl merkte an, dass der Investor anders kalkulieren könne, weil er eigene Mitarbeiter einsetzen könne und nicht wie die Stadt an Firmen vergeben müsse, zudem sah die städtische und sähe die MuH-Planung keine Wohn-, sondern eine öffentliche Nutzung vor, die teurer komme.

Auch für Christoph Raithel, CSU-Fraktionssprecher und Vorsitzender des Museums- und Heimatvereins, gab es „einige Unwägbarkeiten“. So frage er sich, was sei, wenn die Balkone im Innenhof nicht angebaut werden könnten, weil ein Grunderwerb nicht möglich oder andere Vorhaben aus Denkmalschutzgründen unmöglich seien. „Was passiert, wenn es nicht weiter geht?“ Ein Beispiel gebe es mit dem Millizer-Haus in Hilpoltstein bereits.

Niedrige Kostenschätzung verwundert Ratsmitglieder

SPD-Fraktionssprecher Benni Beringer war auch ob der Diskrepanz bei den im Raum stehenden Sanierungskosten verwundert. „Das lässt sich nicht einfach durch nicht nötige Brandschutztüren wegen einer anderen Nutzungsart erklären“, sagte er. Ihn würde interessieren, wie sich die 4,5 Millionen Investitionssumme genauer zusammensetzen. Sei hier auch mit einer Förderung kalkuliert worden? Zudem wollte er wissen, ob die A&A Projekt GmbH der alleinige Investor sei, oder ob es noch weitere Beteiligungen gebe. Sorge bereite ihm, dass die kulturelle Nutzung rund um die Burg Konfliktpotenzial mit den künftigen Bewohnern berge. Er regte an, ob man dies durch Verträge vorab regeln könne. Die SPD präferiere eine öffentliche Nutzung.

Felix Erbe (Grüne) merkte noch an, warum es plötzlich diese Eile gebe und das Thema bereits in der kommenden Woche im Kreistag entschieden werden solle: „Wenn nur ein Personalwechsel bei der AWO zum Jahresende der Grund ist, sage ich ganz klar: Nein!“ Er rate dem Kreistag, nicht zuzustimmen, solange noch so viele Fragen offen seien.

Michael Greiner (Freie Wähler) wünschte sich eine Art „Rückfallebene“. Der Landkreis habe aktuell das Recht, beim Verkauf mitzureden, er wünschte sich, dass man eine solche Klausel erneut in den Vertrag aufnehme. Er wolle verhindern, dass die Burg von Hand zu Hand gehe. Auch interessiere ihn, wer das Haus später vermiete oder ob Eigentumswohnungen entstehen: „Das möchte ich geklärt wissen.“

HK