Fest zur Erinnerung an den verstorbenen Erwin Schneider
Zum 60. Geburtstag die Bürgermedaille posthum

01.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:41 Uhr

Viele bunte Luftballons mit Grüßen schicken die Besucher des Festes zur Erinnerung an Erwin Schneider in den Himmel.

Von Andrea Karch

Thalmässing – Das hätte dem Erwin gefallen: Dass zu seinem 60. Geburtstag viele Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen, Feuerwehrleute, Faschingsfreunde und Marktratskollegen gekommen sind und es sich bei Rollbraten und Bratwürsten gut gehen lassen. Dieses Fest hat sich Erwin Schneider gewünscht, kurz bevor er im Dezember seiner schweren Krankheit erlegen ist. Und seine Familie und Freunde haben alles daran gesetzt, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. „Es ist schwer“, gibt Marianne Schneider zu, „wir haben’s probiert. Wir hoffen, dass ihr euch wohlfühlt.“

Auf den ersten Blick erinnert das Fest ein wenig an das Familienfest der Feuerwehr, das immer im August veranstaltet wird. Denn die Marktgemeinde hat die Erlaubnis gegeben, dass diese private Feier im Feuerwehrhaus stattfinden darf. Auch das ist ein Zeichen der Wertschätzung für den Verstorbenen, wie stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf erläutert. Ebenso wie die Verleihung der Bürgermedaille an den engagierten Thalmässinger.

Bei Festen im Feuerwehrhausimmer präsent

Vor dem Festakt wird aber zuerst einmal tüchtig gegessen, denn Schneiders Sohn Florian hat für die vielen Gäste Bratwürste und Rollbraten zubereitet – nach Erwins Rezept. Denn der gelernte Metzger Erwin hat gerne Wurst gemacht, Braten gewürzt und Feste organisiert – auch dann, als er schon längst als Werksfeuerwehrmann in einer Raffinerie gearbeitet hat. Der Bitte von Marianne Schneider, „denkt’s an den Erwin“ hätte es nicht bedurft. Auch ohne die Bilder, die als Diashow durchlaufen und Momentaufnahmen von Festen, Ausflügen, Feuerwehrveranstaltungen und Faschingszügen zeigen, wäre Erwin bei diesem Fest im Feuerwehrhaus immer dabei gewesen.

Der Spagat zwischen der würdigen Erinnerung an einen Menschen, der viel zu früh verstorben ist, und einem Fest, bei dem man feiert, dass es ihn gegeben hat, gelingt stellvertretendem Bürgermeister Michael Kreichauf. „Es macht betroffen, dass er seinen Geburtstag nicht mit uns feiern kann.“ Erwin sei ein echtes Thalmässinger Original gewesen, wie es nur noch wenige gebe, ein Macher, ein Motivator.

„Das Schönste, das ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken“, zitiert Kreichauf einen bekannten Spruch. „Und wenn ich so in die Runde schaue, ist das der Fall.“ Erwin Schneider sei ein unerschrockener Streiter für das Feuerwehrhaus gewesen, ein Ziel, das er mit einzigartiger Beharrlichkeit verfolgt habe. Ein leidenschaftlicher Moderator des Faschingszugs, „bis ihm die Stimme versagte“, ein Hirtenpfannen-Chefkoch beim Pfarrfest, als Mitglied im Bauausschuss ein Vorkämpfer für den Blumenschmuck auf der Thalachbrücke. Als Seniorenbeauftragter habe er ein Helferteam für die Essenzubereitung im Seniorenhaus organisiert, als dort coronabedingt Not am Mann war. Und als Opa habe er stolz seine Enkel durch die Landecksiedlung gefahren. „Er hatte viele Facetten, das machte ihn aus“, erinnert Kreichauf und nennt ihn „vielfältig, präsent, mit Energie bei der Sache. Wir vermissen ihn“.

Der stellvertretende Bürgermeister hat einen Song von Sarah Connor gefunden, der genau zu diesem Augenblick passt. „Ich will keine Trauerreden, ich will keine Tränen sehen, keinen Chor, der Halleluja singt. Ich will, dass ihr feiert. Ich will, dass ihr tanzt. Das Leben ist schön. Auch wenn es vergeht.“

Auszeichnung für„einzigartiges Engagement“

Für Erwin Schneiders „einzigartiges Engagement“ verleiht ihm die Marktgemeinde Thalmässing die Bürgermedaille. Angeregt hatte diese Ehrung Schneiders Marktratsfraktion der Thalmässinger Liste; eine Anregung, die einstimmig angenommen wurde. „Wir waren uns schnell einig, dass niemand diese Auszeichnung mehr verdient.“ Der sehr kleine Kreis, der diese Auszeichnung bisher bekommen hat – Gerhard Schieferdecker, Karl-Heinz Denzler und Fritz Loy – zeigt Kreichaufs Worten zufolge, welch große Bedeutung sie habe. Verliehen wird die Bürgermedaille an „herausragende Persönlichkeiten für herausragende Leistungen, für besondere Verdienste um die Marktgemeinde und ihre Einwohner“. Der stellvertretende Bürgermeister zählt noch einmal auf, was Erwin Schneider alles geleistet hat, ob bei der Feuerwehr als Kommandant und Kreisbrandmeister, als Gründungsmitglied der Faschingsfreunde und „Gesicht des Faschingszugs“ bis zu seiner Tätigkeit als Marktratsmitglied. „Die Gemeinde ist stolz und dankbar, ihn posthum ehren zu dürfen“, sagt er und überreicht dessen Witwe Marianne Urkunde und Medaille. In Erinnerung an diesen Moment trägt sich die Familie ins Goldene Buch der Marktgemeinde ein.

Viel Kraft wünscht Landrat Herbert Eckstein der Familie und vor allem Marianne Schneider. „Am Tag danach, wenn man allein ist, da braucht man die Familie und gute Freunde.“ Er fordert sie auf, sich nicht daheim zu vergraben, sondern unter die Leute zu gehen. „Im Herzen ist Erwin immer dabei“, sagt Eckstein, bevor die vielen Gäste Luftballons mit Grüßen an Erwin Schneider in den Himmel steigen lassen – auch der erkrankte Bürgermeister Georg Küttinger, dem die Familie davor einen Luftballon daheim vorbeigebracht hat. Dass bei diesem emotionalen Moment die Martinshörner der Feuerwehrautos erklingen, das hätte Erwin gefallen.

HK