Greding
Yvonne Großmann ist das neue Gredinger Christkind

03.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:01 Uhr

Strahlendes Christkind: Yvonne Großmann aus Jahrsdorf ist beim Gredinger Weihnachtsmarkt die Himmelsbotin. Foto: Auer

Greding – „Die Stadt Greding hat ein Attentat auf dich vor! Bist du bereit?“ Mit dieser Frage überraschte Michael Pfeiffer, Geschäftsleiter der Stadt, vor ein paar Wochen seine Tochter Yvonne Großmann. „Was kommt jetzt?“, fragte die 17-Jährige ratlos – um dann zu erfahren, dass sich die städtische Kulturamtschefin Bettina Kempf und Cordula Meier von der Tourist-Information die junge Frau als Christkind des Jahres 2022 ausgeguckt hätten. Yvonnes Zusage kam, nach kurzer Rücksprache mit Mutter und Familien-„Managerin“ Evelyn, schon 15 Minuten später. Kempf und Meier, die Organisatorinnen des mittlerweile 35. Gredinger Weihnachtsmarkts, waren überglücklich. So schnell hatte ihnen noch niemand das Okay gegeben, seit die Stadt im Jahr 2013 die himmlische Rolle des Christkinds eingeführt hat.



Yvonne wohnt in Jahrsdorf, kennt Greding aber wie ihre Westentasche: „Ich sage immer, ich kenne mich in Greding besser aus als in Hilpoltstein.“ Seit der fünften Klasse ging sie hier zur Schule, erst in die Mittelschule, dann in die Wirtschaftsschule, von der sie immer noch ganz begeistert ist. Im Sommer hat sie hier ihren Abschluss gemacht. Seit 1. Dezember macht sie bei der Lichttechnikfirma CHF in Hilpoltstein eine Ausbildung zur Industriekauffrau.

Auf dem Gredinger Weihnachtsmarkt, der an diesem Samstag und Sonntag auf dem liebevoll dekorierten historischen Marktplatz stattfindet, ist die Familie Pfeiffer seit jeher Stammgast. Yvonne war schon als kleines Mädchen dabei, machte zum Beispiel mit Begeisterung bei den Bastelaktionen im Museum mit. Auch im Jahreslauf lässt sie keines der Gredinger Feste aus, vom Volksfest übers Altstadtfest bis zum Trachtenmarkt. Weihnachtsmarkt-Fan ist sie sowieso: Erst am vergangenen Wochenende war sie am Hilpoltsteiner Markt – logisch! Aber in Greding das Christkind zu sein, also den Mittel- und Glanzpunkt des adventlichen Treibens darzustellen, das ist natürlich schon etwas ganz anderes. Und bis zum heutigen Tag war es ein großes Geheimnis. „Unser Bürgermeister Manfred Preischl achtet da sehr drauf, das soll wirklich eine Überraschung sein“, sagt Bettina Kempf. Um 16 Uhr am Samstag eröffnet der Weihnachtsmarkt. Und um 17.30 Uhr kommt Yvonnes großer Auftritt auf der Bühne vor dem Rathaus, flankiert von drei Engelchen, unmittelbar nach dem passenden Musikstück „Vom Himmel hoch, da komm ich her...“. Am Sonntag ist sie dann um 14 Uhr noch einmal bei der Eröffnung dabei (ehe um 16.30 Uhr das Nürnberger Christkind seinen großen Auftritt hat). Die Worte des Gredinger Prologs sind, wie man es auch von Nürnberg kennt, unveränderbar, wie in Erz gegossen, und lassen an Feierlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die ersten Zeilen: „Ihr lieben Menschen hier aus Dorf und Stadt – wo der Glaube noch Heimat hat – wo die Familien mit Kind und Enkelkind – dem Himmel noch treu verbunden sind...“. So geht das über viele Zeilen, das will gut gelernt sein, und Lampenfieber sollte man auch keines haben. „Man darf nicht publikumsscheu sein“, nennt Kempf als Hauptkriterium für ein Christkind. „Hübsch zu sein allein, hilft nichts.“ Es schadet freilich auch nicht. Und ein wenig schauspielerisches Talent gehört auch dazu. Das bringt Yvonne als Tochter von Burgfest-Festspiel-„Pfarrer“ Michael Pfeiffer und Pfalzgräfin Evelyn von zu Hause mit: Bei der „Historischen Stadtführung“ unter Leitung von Manfred Seitz hat sie erst im Sommer eine asylsuchende junge Mutter vor der Kirche gespielt. Ansonsten ist sie eine richtige Leseratte, am liebsten liest sie Fantasy-Romane(„Harry Potter habe ich alles gelesen – mehrmals!“, sie tanzt seit zehn Jahren bei der Tanzschule Bianca Meyer in Freystadt in der Gruppe „Dance 4 Fans“ – und kreativ ist sie auch noch: „Ich male sehr gerne, mit Acrylfarbe auf Leinwänden. Da hängt einiges bei uns im Haus.“ Und der Musikgeschmack? Da hört sie wie viele in ihrem Alter am liebsten koreanischen Pop, ist Fan der Boyband BTS: „Ich bin da voll dabei.“ Sogar die koreanischen Begrüßungsworte „annyeonghaseyo“ gehen ihr problemlos von den Lippen. Falls sich also am Gredinger Weihnachtsmarkt Touristen aus Südostasien ein finden sollten...

Eine viel wichtigere Qualifikation ist aber: „Mit Kindern komme ich klar.“ Zuletzt hat sie drei Wochen lang an der Grundschule in Meckenhausen ein Praktikum gemacht. Da dürfte es dann kein Problem sein, auf dem Weihnachtsmarkt die Kinderaugen, wie man so sagt, zum Leuchten zu bringen, wenn sie zusammen mit dem Nikolaus über den Markt flaniert und kleine Geschenke verteilt. „Das ist meine Hauptaufgabe, den Kindern einen große Freude zu bereiten und dem Markt Stimmung zu verleihen“, sagt Yvonne. Mit blonder Lockenpracht-Perücke (ihre echten Haare sind kurz und braun), und mit dem vor einigen Jahren von Elisabeth Geyer genähten offiziellen gold-weißem Christkind-Gewand mit den weiten Flügel-Ärmeln: Überraschung, es passte wie angegossen.

Fehlt noch etwas zum Gredinger Advents-Idyll ? Da muss Yvonne nicht lange nachdenken. „Schnee! Das wäre das Schönste! Die Chancen stehen laut Wetterbericht gut. Und Ich habe als Christkind ja den direkten Draht nach oben.“ Wie bestellt, fliegt dann auch noch beim Gespräch im Gredinger Rathaus ein Marienkäfer durch den Raum und nimmt auf dem güldenen Kleid des Christkinds Platz. Ein Glücksbringer! Was soll da noch schief gehen?

HK