Roth
Wilde Szenen im Wiesengrund: Zu Besuch bei den Dreharbeiten für „Maschinenblut“

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:26 Uhr

Von Tobias Tschapka

Roth – Über mehrere Stunden hinweg ist am Dienstagabend die Skateranlage im Rother Wiesengrund mit einem rot-weißem Flatterband abgesperrt und bewaffnete Polizisten jagen laut brüllend einer Bande von Kriminellen hinterher. Dass hier gerade kein echter Polizeieinsatz läuft, ist daran zu erkennen, dass die Ordnungshüter amerikanische Uniformen tragen, und sich auch nur auf Englisch unterhalten. Es sind die rasanten Abschlussszenen, den die beiden jungen Filmemacher Simon Fischer und Michael Christian für ihren ersten Kinofilm „Maschinenblut“ drehen.

Professionell und konzentriert ist die Filmcrew dabei am Werk, obwohl alle unter einigem Druck stehen. Genau 13 Drehtage haben sie kalkuliert, an denen alles klappen muss. Am Montag hatten sie bereits in Gunzenhausen gedreht, wo sie aber erst um sieben Uhr früh fertig wurden. Das bedeutete für die meisten Beteiligten nur sehr wenig Schlaf. Tonmann Raphael Mudola aus Nürnberg kam in dieser Nacht sogar überhaupt nicht ins Bett, weil er nach dem Dreh noch zu seinem festen Job musste.

Trotzdem sind guter Dinge und davon überzeugt, dass sie termingerecht fertig werden. „Natürlich kommt immer etwas dazwischen, aber dann ist Improvisation gefragt“, sagt Carina Christian, die Leiterin des Produktionsbüros „Simons Linse“. Die Schwester des Regisseurs Michael Christian ist für die Organisation zuständig, und hält die Produktion am laufen. Gedreht wird nicht chronologisch, sondern so, wie die Szenen in den mehrwöchigen Zeitplan passen. Im Rother Wiesengrund nun also schon die Abschlussszene.

Das fulminante Ende beinhaltet viele Action-Szenen – und auch viel (Kunst)-Blut. Daher gehört zum Filmteam auch ein sogenannter Make-Up-Artist. Zwei „Leichen“ hat die junge Frau zu schminken. Täuschend echte Schusswunden und Kopfverletzungen zaubert sie auf zwei Komparsen, die auf ihren Einsatz warten.

Bis die aus vielen Wunden blutenden „Opfer“ ihren Auftritt haben, dauert es aber noch eine Weile. Gerade werden erst noch Szenen gedreht, bei denen die beiden Polizisten – die Schauspieler Samuel Merold aus Ulm und Omar El-Tukali aus Fürth – drei Gangster aufspüren. Diese haben es sich im Häuschen auf dem Skaterplatz gemütlich gemacht. Um sie herum jede Menge Graffiti, wobei alle deutschen Schmierereien abgeklebt sind – schließlich soll der Film ja in den USA spielen und deshalb wird peinlichst genau darauf geachtet, dass keine deutsch beschrifteten Schilder oder andere Details sichtbar sind, die auf den tatsächlichen Drehort in Roth hindeuten.

Regisseur Michael Christian erklärt seinen beiden Hauptdarstellern gerade, wie sie ihre täuschend echten Waffen ziehen und welche Pose sie dabei einnehmen sollen. Immer wieder wird diese Szene geprobt, bis der Regisseur zufrieden ist, auch mit dem angespannten Gesichtsausdruck der unter Stress stehenden Polizisten. Anschließend nimmt er sich die drei Kriminellen vor, die – sobald sie von den Polizisten entdeckt werden – reißaus nehmen sollen.

Kameramann Simon Fischer, der sich die Kamera mit Hilfe eines Gestells umgeschnallt hat, läuft rückwärts mit, um die halsbrecherische Flucht möglichst dynamisch aufzunehmen. Regisseur Christian läuft mit ihm mit und passt auf, dass Fischer dabei nicht strauchelt. „Sowas darf nicht passieren, immerhin drehen wir hier mit einer Ausrüstung im Wert von rund 60000 Euro“, gibt Produktionsleiterin Carina Christian zu bedenken. Auch diese Szene wird mehrmals wiederholt, bis alles zur Zufriedenheit des Regisseurs im Kasten ist.

Inzwischen ist die Sonne untergegangen und am nächsten Drehort unter der B2-Brücke werden die ersten Scheinwerfer aufgestellt. Jetzt wird es nochmal ernst, denn nun kommen auch noch die „Leichen“ zum Einsatz, die nochmals nachgeschminkt werden, damit ihre Verletzungen besonders echt wirken.

Im Herbst, nach voraussichtlich viermonatiger Produktionszeit, wird der Film „Maschinenblut“ dann sowohl im Rother Bavaria-Kino als auch im Schwabacher Luna-Kino uraufgeführt.

HK