Roth
Weiterer Sieg mit Film gegen Mobbing

Rother Schülerinnen und Schüler räumen mit deutschem Multimediapreis bereits die dritte Auszeichnung ab

14.11.2022 | Stand 19.09.2023, 22:29 Uhr

Eine fünfköpfige Gruppe aus Roth hat am Samstag in Dresden den deutschem Multimediapreis im Empfang genommen für das Anti-Mobbing-Projekt „Klub der Gewinner – es kann jeden treffen“. Foto: Haas

Roth/Dresden – Beim Medienfestival in den Technischen Sammlungen Dresden sind am Samstag die besten Wettbewerbsbeiträge des diesjährigen deutschen Multimediapreises mit Geldpreisen im Gesamtwert von 11.000 Euro ausgezeichnet worden. Unter den Preisträgern waren auch Schülerinnen und Schüler aus Roth, die gemeinsam mit dem angehenden Politik- und Medienwissenschaftler Paul Krauß aus Erlangen einen Film gegen Mobbing und Ausgrenzung gedreht haben.



„Klub der Gewinner – es kann jeden treffen“ ist nicht nur der Titel eines Films gegen Mobbing, sondern auch der Name eines multimedialen Projektes, das für diese schwierige Thematik sensibilisieren möchte und Betroffenen eine Stimme gibt. In dem Kurzfilm stellt die Kunstfigur Toni persönliche Erfahrungen der am Projekt beteiligten Kinder und Jugendlichen in Interview- und Spielszenen nach. Schon im Mai hat die Gruppe für diese Arbeit den mittelfränkischen Jugendfilmpreis in der Kategorie „Talent“ gewonnen und kurz darauf auch den Hauptpreis beim bayerischen Kinder- und Jugendfilmfestival.

„Überzeugt hat nicht nur der 15-minütige Film, sondern auch die Aufarbeitung des Themas bei einer Podiumsdiskussion sowie auf einem öffentlichen Instagram-Account“, begründete die Wettbewerbsjury ihre Entscheidung. Honoriert wurde das vielseitige Engagement der jungen Filmemacher mit der Verleihung des Hauptpreises in der Altersgruppe von 16 bis 20 Jahren, der mit einem Preisgeld in Höhe von 1000 Euro verbunden ist.

Fünf 15-Jährige, die Paul Krauß aus der Konfirmandenarbeit kannten, sind vor an ihn herangetreten mit einer Idee: Sie wollten über am eigenen Leib erfahrene, lange anhaltende Hänseleien einen Film drehen. Dass der Student der Film-, Medien- und Politikwissenschaften der Richtige dafür ist, wussten sie: Seit Jahren ist Krauß nicht nur in der Arbeit mit Jugendlichen aktiv, sondern hat bereits einige Kurzfilme und ähnliche Projekte durchgezogen.

Doch diesmal war alles anders. „Eigentlich habe ich nur die Ideen umgesetzt und den roten Faden gewickelt. Geschrieben, Regie geführt und geschauspielert haben die anderen“, gibt Krauß sich bescheiden. 24 Kinder und Jugendliche aus Roth und Umgebung haben einige Wochen lang an dieser „No-Budget“-Produktion gearbeitet, für die Krauß sein eigenes Equipment mitbrachte. Gedreht wurde meist im Freien, aber auch in einer Rother Schule.

Dort sitzt in einer Szene das Mobbing-Opfer Toni, von Mitschülern eingesperrt in einem Abstellraum, ängstlich und ratlos darauf wartend, dass endlich die Sportlehrerin kommt und ihn befreit. Er weiß, dass ihn morgen wieder ein ähnliches Erlebnis erwartet. Toni durchlebt sein Martyrium als wehrloses Opfer gegenüber den Angriffen anderer nämlich jeden Tag. Der Zuschauer begleitet den 15-Jährigen bereits beim Aufstehen. Die Kamera kriecht geradezu unter die Haut des Jungen, zeigt seine Furcht vor dem, was ihn heute wieder auf dem Schulhof erwartet. Mal sind es fiese Sprüche über sein Äußeres, mal sind es Schläge und Tritte.

Vier Jugendliche schlüpfen im Film nacheinander in die Rolle Tonis und erzählen die selbst erlebten oder anvertrauten Geschichten nach. Teils geschieht dies auch in Interviews im Original-Wortlaut und nachgestellten Szenen, die die Erfahrungen der Betroffenen anschaulich machen.

Eine von ihnen ist Esther Reidner, die Toni in einer prekären Gewaltsituation auf einer Schultoilette spielt. „Ich hatte die Episode zwar nicht am eigenen Leib erlebt. Aber wenn man weiß, dass das jemand wirklich geschehen ist, packt das einen“, sagt sie.

Für Paul Krauß war die Initiative der Jugendlichen auch eine spannende Erfahrung. „In manchen Gruppen wird ein System der Angst aufgebaut, in dessen Mittelpunkt eine Person steht, die es nicht durchbrechen kann“, erklärt er. Der Film solle wachrütteln, eigenes Verhalten anderen gegenüber auf den Prüfstand zu stellen, aber auch genauer hinzusehen und einzugreifen, wenn sich jemand augenscheinlich Mobbing ausgesetzt sieht.

Eingereicht für den deutschen Multimediapreis wurden insgesamt 188 Projekte. Ausgezeichnet wurden am Ende eine Gruppenarbeit, zwei Einreichungen zum Jahresthema Grenzenlos sowie die besten Projekte aus verschiedenen Alterskategorien.

HK